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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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    »Geheimnisse sind hier sicher.«
    »Ich nehme an, du hast es gesehen. Hast gesehen, was mir gezeigt wurde.«
    »Oh ja. Und er hat dich ebenfalls gesehen, daran besteht kein Zweifel. Aber es ist ihm nicht neu. Er hat dein Bild bei jedem Kampf vor Augen, in jeder Schlacht, bei jedem Messerstich, in jeder langen, finsteren Nacht. Du hast ihn mit deinem Mut und mit deinen Geschichten an dich gebunden. Du hältst ihn auch jetzt. Du hast ein wildes Geschöpf gefangen, als du keinen Ort hattest, es zu halten. Er kann dir nicht entkommen, so sehr er sich auch wünschen mag, dass es anders sein möge.«
    »Du hast Unrecht. Er hat gesagt, dass er mich nicht will. Er hat mich weggeschickt. Ich versuche nur, ein wenig Sicherheit für ihn zu erreichen, ihm seinen Weg einfacher zu machen. Es gibt niemanden sonst, der das tun würde.« Seine Worte waren mir unangenehm. Sie klangen beinahe so, als wäre ich eine Verführerin, die einen Mann gegen seinen Willen besitzt.
    »Du sprichst nicht mehr oder weniger als die Wahrheit. Du bist verantwortlich. Du hast seinen Weg verändert. Jetzt schließt du ihn aus. Willst du ihm sein Kind verweigern?« Finbar sah sehr ernst aus, aber in seinem Ton lag kein Urteil. Dennoch, ich wurde zornig bei diesen Worten.
    »Was soll ich tun? Ich weiß nicht einmal, wer er ist. Und außerdem verachtet er mich. Er wird niemals nach Sevenwaters kommen. Er gibt uns die Schuld … er gibt meinem Vater und meiner Mutter die Schuld an dem, was aus ihm geworden ist. Schlägst du vor, dass ich ihn suchen soll?«
    »Ich schlage gar nichts vor. Ich zeige dir nur, was gesehen werden muss.«
    »Ich … ich bin dem Feenvolk begegnet, der Herrin des Waldes und einem Mann mit Haaren wie Flammen. Sie sagten … sie haben mir befohlen, diesen Mann aufzugeben. Sie wollten, dass ich verspreche, im Wald zu bleiben und nicht zu heiraten, aber ich habe ihnen kein Versprechen gegeben.«
    »Ah.«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Es gab auch andere Stimmen an diesem Ort. Ältere Stimmen, und sie haben mir gesagt … es kam mir so vor, als sagten sie mir, dass meine Wahl richtig wäre. Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich tun soll.«
    »Weine nicht, Kind.«
    »Ich, ich weine …« Meine Gefühle drohten, mich zu überwältigen. Ich hatte mich so danach gesehnt, Bran zu sehen, aber das hatte nur eine schmerzliche Trauer in mir geweckt, und die Sehnsucht nach etwas, das nicht sein konnte.
    »Ich hatte einmal, vor langer Zeit, die Gelegenheit, den Lauf der Dinge zu ändern«, sagte Finbar. »Ich hatte die Gelegenheit, das Leben und die Freiheit eines Menschen zu retten. Es bestand große Gefahr, aber ich habe es getan, und ich bin froh, dass ich es getan habe, obwohl man nicht sagen kann, ob meine Wahl richtig oder falsch war. Vielleicht war das, was später geschah, die Strafe dafür, dass ich geglaubt habe, es könnte einen Unterschied machen. Denn wie du siehst, kann ich keinen Anteil an der Welt nehmen. Ich befinde mich außerhalb von ihr und gehöre weder hierhin noch dorthin. Ich bin nur ein Kanal.« Hinter seiner stillen Resignation, seinem ruhigen Akzeptieren der Dinge, spürte ich tiefen Kummer. »Ich weiß, was ich mir wünschen würde, das du tust. Aber ich werde dir keinen Rat geben. Im Augenblick sehe ich, dass du für so eine kleine Person eine schwere Last trägst. Lass sie mir dich eine Weile erleichtern. Lass mich dir Dinge zeigen, denn du wirst diese Fähigkeiten mit der Zeit selbst brauchen können. Sitz still. Lass alles los, was dich beunruhigt.«
    Langsam schlichen sich Bilder in meine Gedanken: Vollmond, der sich über den See hob, ein breiter Weg aus Silber, der sich über das Wasser ausbreitete. Eine Lerche stieg in den Morgenhimmel auf, ihr Lied eine reine Freudenhymne. Das Gefühl, in starken, warmen, tröstlichen Armen zu liegen. Ich selbst und Sean ritten ans Seeufer, mit klopfenden Herzen, das Haar flatterte im Wind, als wir lachten und vor lauter Freude am Leben und jung und frei zu sein, laut jubelten. Ein Hügel, bepflanzt mit jungen Eichen, schräges Sonnenlicht auf ihren neuen Blättern verwandelte sie in Gold. Das gurrende Lachen eines kleinen Kindes. Mehr Bilder, alle von ihnen schön, alle mit einer besonderen Bedeutung, die mich an die guten Dinge in meinem Leben erinnerten, an die Dinge, die bewirkten, dass ich froh war, ein Teil von Sevenwaters und der Familie zu sein, die dort hingehörte. Ich war voller Hoffnung, voller Wohlbefinden. Die Vision wurde für einen Augenblick

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