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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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der Schönheit der hochaufragenden Bäume, der sonnengefleckten Wege und des schräg einfallenden Lichtes ritt er in den alten Wald hinein und dachte: Ich werde gehen, wohin dieser Weg mich führt und sehen, welche Abenteuer dort auf mich zukommen.
    Er ritt und ritt, tiefer und tiefer ins Herz des Waldes, und je weiter Fergus kam, desto mehr ergriff der Ort seinen Geist, und desto mehr staunte er über seine Schönheit und seine Seltsamkeit. Er verspürte keine Angst, obwohl er sich inzwischen vollkommen verirrt hatte. Stattdessen fühlte er sich geradezu gezwungen, weiter vorwärts zu gehen, hoch auf Hügel, die mit großen Eichen, Eschen und Fichten bedeckt waren, hinab in Täler voller Ebereschen und Haselnusssträucher, an Bächen entlang, an denen Weiden und Holunder wuchsen, bis er schließlich das Ufer eines wunderschönen Sees erreichte, der golden im Licht des Spätnachmittags glitzerte. Er wusste nicht, ob sein Weg einen einzigen Tag oder zwei oder drei gedauert hatte. Er war nicht müde; stattdessen fühlte er sich erfrischt und wie neu geboren, denn etwas war in seinem Geist erwacht, von dem er bis dahin nicht gewusst hatte, dass es existierte.
    Fergus zügelte sein Pferd am Seeufer und stieg aus dem Sattel. Er beugte sich vor und schöpfte mit den Händen das klare Wasser, um einen Schluck zu trinken. Das Wasser war gut. Es schärfte seinen Geist und verlieh seinem Herzen Mut.
    ›Was wünschst du dir am meisten auf der Welt, Fergus?‹
    Fergus fuhr erschrocken herum. Hinter ihm standen ein Mann und eine Frau, so nahe, dass er nicht begriff, weshalb sie ihm vorher nicht aufgefallen waren. Beide waren sehr groß; viel größer als Menschen. Der Mann hatte flammenfarbenes Haar, das sich über seine Stirn lockte und flackerte, als bestünde es tatsächlich aus Feuer. Die Frau war sehr schön, mit langem dunklen Haar und tiefblauen Augen, die zu ihrem fließenden Umhang passten. Fergus begriff, dass sie zu den Túatha Dé Danann gehören musste und dass es besser wäre, die Frage zu beantworten. Aber es war seltsam; seine Antwort war ganz anders, als sie noch vor ein paar Tagen gelautet hätte.
    ›Ich möchte hier bleiben und hier leben‹, sagte er. ›Ich möchte ein Teil dieses Ortes werden. Ich will, dass meine Kinder unter diesen Bäumen aufwachsen und das frische Wasser des Sees schmecken. Dann werden sie einen klaren Blick und einen reichen Geist haben.‹ So kurze Zeit hatte es nur gebraucht, dass dieser Ort seinen Eindruck in seiner Seele hinterließ.
    ›Du weißt, wer wir sind?‹, fragte die Dame.
    ›Ich … ich kann es mir vorstellen‹, sagte Fergus plötzlich verlegen, denn er war nie zuvor dem Feenvolk begegnet. ›Ich möchte nicht unverschämt sein, Herrin. Ich nehme an, das ist euer Land. Ich kann es kaum für mich selbst beanspruchen. Aber du hast mich gefragt.‹
    Der flammenhaarige Mann lachte. ›Es gehört dir, Sohn. Deshalb wurdest du hierher gebracht.‹
    ›Mir?‹ Fergus riss erschrocken den Mund auf. ›Der Wald, der See – mir?‹ Das war doch sicher ein Traum.
    ›Du sollst sein Hüter sein, wenn dir die Aufgabe zusagt. Sein Wächter. Richte dich hier am See von Sevenwaters ein. Der Wald ist alt. Er ist eines der letzten sicheren Verstecke für unser Volk und für … die anderen. Der Wald wird dich und die deinen bewachen, und du wirst große Macht und großen Wohlstand erfahren, wenn du uns treu bleibst. Aber auch du musst deine Rolle spielen. Der alte Weg ist im Schwinden begriffen, und die geheimen Orte sind nicht mehr sicher; sie wurden offen gelegt und entweiht. Du und deine Erben, ihr werdet das Volk von Sevenwaters sein und müsst euren Einfluss in der sterblichen Welt nutzen, damit der Wald und jene, die dort leben, in Sicherheit bleiben. Alle, die dort leben. Es gibt nur noch wenige solcher Zufluchtsorte in ganz Erin, und sie werden mit jeder Drehung des Rades noch weniger. Es ist nicht unsere Art, Hilfe von solchen wie euch zu suchen. Aber die Welt verändert sich, und wir brauchen dich und die deinen, Fergus. Wirst du dieser Hüter sein? Hast du die Kraft dazu?‹
    Was konnte er anders antworten als Ja? Also baute Fergus seine Festung aus Stein, und mit der Zeit sammelte er ein paar seiner alten Freunde von den wilden Fianna und ein paar Bauersleute aus dieser Gegend um sich, und er rodete ein paar Bäume, gerade genug, um Platz für Weideland und seine kleinen Bauernhöfe zu machen. Und er nahm sich eine Frau. Nicht die Tochter eines Bauern, nicht die

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