Der Sohn der Schatten
wirklich schreckliches Geräusch, als das letzte Stück Knochen abgetrennt wurde und die zermalmten Überreste des Armes herunterfielen. Bran blickte auf. Seine Hände und Arme waren blutig bis zu den Ellbogen, sein Hemd voller Blutspritzer. Ich bemerkte keine Veränderung in seiner Miene. Er zog die Brauen zu einer lautlosen Frage hoch.
»Hol den Dolch vom Feuer.« Díancécht helfe mir, diesen Teil musste ich selbst durchführen. Ich wusste, was geschehen würde, und wappnete mich dagegen. Bran ging nach draußen und kehrte mit der Waffe in der Hand zurück, den Griff in ein Tuch gewickelt, die Klinge glühend wie ein frisch geschmiedetes Schwert. In seinen Augen stand eine weitere Frage.
»Nein«, sagte ich. »Gib ihn mir. Das ist meine Sache. Löse den Leinenstreifen hier – den, mit dem der Arm abgebunden war. Es wird bluten. Dann komm auf die andere Seite und hilf Hund, ihn am Boden zu halten. Er wird schreien. Halt ihn ganz fest. Haltet ihn ruhig.«
Er löste den Leinenstreifen, und das Blut schoss heraus, aber es war weniger, als ich erwartet hatte. Das war kein gutes Zeichen, denn es bedeutete vielleicht, dass das Fleisch bereits am Absterben war. Ohne ein Wort ging ich zur anderen Seite, und Bran tauschte den Platz mit mir, bereit, den Schmied fest zu halten, sobald er sich rührte.
»Jetzt«, sagte ich und drückte das rot glühende Eisen auf die offene Wunde. Es gab ein unangenehmes Zischen und einen widerlichen Geruch nach gebratenem Fleisch. Der Schmied schrie. Es war ein schauerlicher Schrei, wie man ihn in Alpträumen hören würde, wieder und wieder, vielleicht jahrelang. Sein ganzer Körper verkrampfte sich vor Schmerz, die Brust zuckte, ebenso der verbliebene Arm und die Beine, und der Kopf und die Schultern blieben nur durch die gemeinsamen Anstrengungen von Hund und Bran ruhig, die ihn mit angespannten Muskeln niederzwangen. Der große, hässliche Hund war kreidebleich geworden.
»Jesus Christus«, murmelte Schlange.
»Tut mir Leid, noch nicht fertig«, sagte ich, blinzelte die Tränen zurück und berührte die Wunde abermals mit dem Dolch und bewegte die Klinge, so dass der ganze Bereich versiegelt war. Ich zwang mich, das glühende Metall so lange wie möglich auf die Wunde zu drücken, während ein weiterer schaudernder Schrei durch den kleinen Unterstand hallte. Dann nahm ich schließlich das heiße Eisen weg und richtete mich auf, während die Stimme des Schmieds zu einem ächzenden, keuchenden Wimmern verklang. Die vier Männer ließen los und erhoben sich ebenfalls langsam. Ich hatte den Eindruck, mich nicht bewegen zu können. Einen Augenblick später nahm Möwe mir den Dolch ab und ging mit ihm nach draußen, und Hund begann, die anderen Sachen vom Boden aufzulesen und in einen Eimer zu werfen. Schlange nahm den kleinen Essigbecher und begann, die Flüssigkeit auf mein Nicken hin tröpfchenweise auf Evans geschwollene Lippen zu träufeln.
»Ich werde dich nicht fragen, wo du das gelernt hast«, meinte Bran. »Bist du froh, dass er das durchmachen musste? Immer noch überzeugt, dass du Recht hast?«
Ich blickte zu ihm auf. Seine strengen Züge mit ihrem seltsamen Halbmuster verschwommen vor meinen Augen, die Federn der Zeichnung bewegten sich und zuckten im Lampenlicht. Mir wurde plötzlich klar, wie müde ich war.
»Ich stehe zu meiner Entscheidung«, sagte ich leise. »Die Zeit, die du mir gelassen hast, ist zu kurz. Aber ich weiß, dass ich Recht habe.«
»Nach sechs Tagen in diesem Lager bist du vielleicht nicht mehr so sicher«, meinte er Unheil verkündend. »Wenn du ein wenig mehr von der wirklichen Welt gesehen hast, wirst du begreifen, dass jeder ersetzbar ist. Es gibt keine Ausnahmen, ob es ein fähiger Schmied oder ein abgehärteter Krieger oder ein kleines Heilermädchen ist. Man leidet und stirbt, und dann ist man bald vergessen. Das Leben geht trotzdem weiter.«
Ich schluckte. Die Felswände schienen sich um mich zu schließen.
»Man wird nach mir suchen«, flüsterte ich. »Mein Onkel, mein Bruder, mein … sie suchen sicher schon nach mir, und sie haben Möglichkeiten.«
»Sie werden dich nicht finden.« Er ließ keinen Zweifel zu.
»Was ist aus den Männern geworden, die bei mir gewesen sind?« Ich klammerte mich nun an Strohhalme, denn ich befürchtete, dass sie alle tot waren. »Sie können nicht weit weg sein. Irgendjemand muss gesehen haben, was geschehen ist – jemand wird euch folgen …«
Meine Stimme verklang, und ich musste mich festhalten,
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