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Der Sohn des Alchemisten

Der Sohn des Alchemisten

Titel: Der Sohn des Alchemisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Steine obendrauf. Dann steckte er die zwei Pfennige wieder Jakob zu.
    »Da! Nehmt eure erste Beute wieder. Wofür wir das Geld gebrauchen, das bestimmt ihr.«
    »Danke!« Jakob nahm das Geld und verwahrte es in seinem Bündel.
    Nach ein paar Minuten erkannten sie ein Haus, das größer war als die anderen. Einige Hühner pickten zwischen Holztischen, die vor der Tür standen. Irgendwo schrie eine Kuh.
    »Das müsste euer Wirtshaus sein«, sagte Jorge und fügte hinzu: »Ich warte draußen. Es ist nie verkehrt, wenn jemand den Fluchtweg im Auge behält.«
    Marie schaute ihn fragend an. Er zuckte die Achseln. »Könnte sein, dass der Wirt mich wiedererkennt, und das muss nicht unbedingt sein.«
    Jakob hatte schon die Tür geöffnet. Marie warf einen Blick in die Gaststube. In der Mitte des Raums brannte ein Feuer und der Rauch lag beißend in der Luft. Eine Fackel flackerte an der Wand. Ein paar Bauern hoben ihre Köpfe und starrten sie an. Ein gelehrter Pilger war nicht dabei, das war auf den ersten Blick zu erkennen.
    Der Wirt war ein hagerer Mann mit Glatze. Er unterbrach sein Gespräch und sah auf. »Kinder, was wollt ihr denn um diese Zeit hier? Ihr seid doch nicht durchgebrannt?«
    »Nein, wir sind Pilger«, sagte Jakob und biss missmutig die Zähne zusammen. »Was Ihr doch erkennen müsstet, hier ist mein Hut und hier mein Stab!«
    Der Wirt musterte ihn von oben bis unten und sagte dann belustigt: »Oha, verzeiht, edler Pilgersmann.«
    »Er meint es nicht böse«, mischte sich Marie ein, »wir sind alle recht müde, wir haben einen langen Wandertag hinter uns. Wir versuchen, den gelehrten Nicholas Flamel einzuholen, ein Franzose mit einem Maultier. Er war heute nicht zufällig hier?«
    »Flamel?«, wiederholte der Wirt langsam.
    »Nicholas Flamel«, sagte Jakob noch einmal mit Nachdruck.
    »Nicholas Flamel – hm!« Der Wirt schien zu überlegen. Schließlich blickte er Jakob prüfend an. »Nein, Pilgersmann, bedaure.«
    »So ein Mist!«, entfuhr es Jakob enttäuscht.
    Der Wirt beugte sich zu den Kindern. »Was wollt ihr denn von ihm?«
    Jakob zögerte. »Er – nun ja, er ist mein Vater.«
    »Sein Vater, ach, wieder verloren!« Pepe blickte den Wirt mit großen Augen so traurig an, als wären alle Kinder auf der Suche nach ihrer Familie. »Hätten wir ihn getroffen, dann hätten wir jetzt ein Abendessen!«
    »So, so«, murmelte der Wirt und musterte die Kinder. »Na los, setzt euch schon hin – ich bringe euch einen Krug Milch.«
    Pepe grinste Marie und Jakob triumphierend an, während die Kinder sich an einen Tisch setzten. »Mit Mitleid kommt man auch ganz gut durch die Welt«, flüsterte er. »Ich habe schon manchen Leckerbissen abgesahnt, weil ich so entsetzlich unglücklich ausgesehen habe.«
    Der Wirt stellte einen Tonkrug mit Milch auf den Tisch,dazu Becher und einen kleinen Teller mit Oliven. »So, ihr weit gereisten Pilger, wohl bekomm’s. Mehr kann ich allerdings nicht für euch tun.«
    »Der arme Jorge«, meinte Marie, während die Kinder ihre Milch schlürften. »Jetzt verpasst er das Abendessen.«
    In diesem Augenblick packte Jakob sie am Arm und prustete die Milch auf den Tisch. »Das gibt’s doch nicht!«
    »Autsch!« Erschrocken sah sie ihn an. Er war ganz weiß im Gesicht, und das nicht nur von der Milch. »Was hast du denn?«
    »Das Messer!«, zischte er.
    »Welches Messer?«
    »Das Messer, das der Wirt in der Hand hat. Pst, nicht so auffällig hinschauen.«
    Marie warf einen raschen Blick auf den Wirt, der jetzt an der Anrichte stand und Zwiebeln schnitt. Möglichst unauffällig nahm sie ihren Becher mit der Milch und murmelte: »Ich hab’s gesehen, das Messer. Was ist damit?«
    »Das Messer gehört meinem Vater.«
    Sie starrte ihn ungläubig an.
    »Ganz sicher. Ich habe gerade den Griff gesehen. Darauf ist ein N und ein F eingeschnitzt, wie Nicholas und Flamel.«
    »Ein N und ein F?«
    »Die Anfangsbuchstaben, verstehst du? Ach, du kannst ja nicht lesen. Egal, glaub mir, ich habe das Messer so oft in seiner Hand gesehen, dass ich es auf zehn Meter Entfernung wiedererkennen kann.«
    »Ist was?«, fragte Gil.
    »Du bist ja ganz bleich!« Auch Pepe beugte sich zu ihnen.
    »Weitertrinken«, murmelte Jakob.
    »Mach ich gerne, aber was gibt’s da zu tuscheln?«, fragte Gil.
    »Jakob, du siehst Gespenster«, meine Marie, »wie sollte das Messer deines Vaters in die Hände des Wirts gelangen? Dein Vater ist doch überhaupt nicht hier gewesen, das hast du doch eben selbst gehört!«
    »Eben!

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