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Der Sohn des Alchemisten

Der Sohn des Alchemisten

Titel: Der Sohn des Alchemisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Marie, kapierst du es nicht? Wenn der Wirt das Messer meines Vaters hat, dann heißt das – er hat gelogen!«
    Marie starrte Jakob betroffen an.
    »Du meinst . . .? Warte, Jakob! Du musst dir das Messer von Nahem ansehen. Vielleicht täuschst du dich. Los, geh hin, frag den Wirt noch irgendwas und schau, dass er das Messer aus der Hand legen muss.«
    Jakob nickte stumm und stand auf. »Schon kann ich die Pfennige gut gebrauchen!«
    »Was hat er denn?«, fing Gil wieder an. »Wieso will er jetzt auch noch Geld ausgeben, wo uns der Wirt doch schon seine Milch geschenkt hat?«
    »Reichtum berauscht«, meinte Pepe mit erhobenem Zeigefinger und lachte.
    »Erzählt doch einen Witz oder so etwas«, sagte Marie und fügte leise hinzu: »Erklärung gibt’s später!«
    Gil kapierte und begann lautstark zu erzählen, wie einmalein Bär einem Pilger seinen gesamten Reiseproviant gestohlen hätte, während der nichts ahnend unter einem Baum lag und schlief. »Denk dir, der ist erst aufgewacht, als der Bär ihm noch den Bart nach Brotkrumen abgeleckt hat, du kannst dir vorstellen, was er für einen Schreck bekommen hat. Aber er hat ganz stillgehalten und zum heiligen Jakobus gebetet, da ist der Bär knurrend wieder abgezogen.«
    Marie hörte kaum zu. Sie beobachtete Jakob, wie er dem Wirt einen der Silberpfennige zeigte und nach Schinken und Speck fragte. Der Wirt legte tatsächlich zuerst das Messer aus den Händen, um sich das Geldstück zu besehen. Dann aber steckte er es mit einer schnellen Bewegung in eine Schublade, nahm ein anderes und schnitt eine dicke Scheibe von dem Speck ab, der neben dem Feuer an der Wand hing. Schließlich gab er Jakob ein paar Kupferstücke zurück. Der nahm sie und eilte zu den Kindern zurück.
    »Kein Zweifel«, murmelte er fassungslos, »es ist das Messer meines Vaters. Habt ihr bemerkt, wie er es schnell verbergen wollte?«
    Gil und Pepe warfen ihm einen Blick zu. Jetzt schienen sie die Lage kapiert zu haben.
    »Das heißt«, begann Pepe zögerlich, »der Wirt lügt?!«
    Jakob begann zu zittern. »Was, wenn er meinen Vater umgebracht hat? Wie sollte er sonst an das Messer kommen?«
    »Immer langsam mit dem Denken«, meinte Gil, »viel leicht hat dein Vater ihm das Messer ja auch geschenkt. Was ist denn mit dem Speck, den du da hast?«
    Jakob gab ihm den Speck und Gil biss herzhaft hinein.
    »Das Messer wäre sicherlich das Letzte, was er verschenken würde, abgesehen von dem Buch   –« Jakob warf Gil und Pepe einen besorgten Blick zu, aber sie kauten nur genüsslich am Speck.
    »Welches Buch?«, fragte Gil neugierig, aber Jakob war so aufgeregt, dass er es gar nicht bemerkte. Stattdessen griff er sich an den Bauch. »Hoffentlich ist die Milch nicht vergiftet, die wir trinken!«
    Marie fühlte sich plötzlich überhaupt nicht mehr wohl. Was, wenn Jakob recht hatte? Was, wenn der Wirt erst Nicholas Flamel um die Ecke gebracht hatte und jetzt sie kaltblütig verschwinden lassen wollte?
    »Quatsch«, sagte Pepe, »wenn er was zu verbergen hat, dann hat er uns die Milch sicher nur gegeben, damit wir keinen Verdacht schöpfen, sondern meinen, er sei ein überaus hilfsbereiter und total unverdächtiger Mensch.«
    »Aber was sollen wir denn jetzt tun?«, fragte Jakob verzweifelt und warf einen Seitenblick auf die Bauern im Eck. »Was, wenn hier alle unter einer Decke stecken?«
    Pepe überlegte und sah sich im Raum um. Plötzlich pfiff er leise durch die Zähne. »Ihr geht jetzt hinaus – und zwar möglichst laut und auffällig. Wartet nicht auf mich!« Er grinste.
    Jakob wollte gerade fragen, was Pepe vorhatte, da duckte der sich schon unter den Tisch.
    »Nicht gucken! Raus mit euch!«, zischte er ihnen zu und huschte zu dem Brennholzstapel an der Wand. Mariewarf einen Blick durch den Raum. Die Bauern hatten den Kopf zusammengesteckt und der Wirt goss gerade Wasser aus einem Eimer in eine Schüssel. Niemand schien etwas bemerkt zu haben.
    »Habe ich es nicht gesagt«, flüsterte Gil, »Pepe ist ein Meister im Sich-unsichtbar-Machen. So, und wir verschwinden jetzt besser auch. Aber natürlich durch die Tür.«
    Mit einem kräftigen Zug leerte er seinen Becher, dann erhob er sich polternd und ging mit schnellen Schritten zur Anrichte. »Habt Dank, Herr Wirt, diese Milch ist wirklich ganz unglaublich hervorragend lecker gewesen. Ihr müsst eine Zauberkuh haben!«
    Der Wirt starrte ihn an und nahm die Milchschalen in Empfang. »Spar dir deine Worte, mehr gibt’s nicht. Ich habe nur eine Kuh im Stall

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