Der Sohn des Alchemisten
und von Zauberei kann bei der keine Rede sein.«
Marie hatte inzwischen die Tür geöffnet.
Jakob packte seinen Pilgerstab. »Wenn Ihr meinen Vater seht, grüßt ihn von mir! Auf Wiedersehen!«
Gil winkte dem Wirt noch einmal und schon waren sie draußen. Der Nebel hatte sich verzogen und die Sterne blinkten vom Himmel herab.
»Nicht schlecht«, raunte er den anderen zu, als sie draußen in der klaren Nacht standen. »Bei dem Hin und Her hat garantiert niemand was bemerkt!« Dann grunzte er unvermittelt wie ein Schwein.
Jakob fuhr vor Schreck zusammen. »Was soll denn das?«
»Geheimzeichen«, erklärte Gil. Prompt erschien wie aus dem Nichts Jorge.
»Wo ist Pepe?«, fragte er und staunte noch mehr, als er die ganze Geschichte hörte.
»Nun gut«, murmelte er grimmig. »Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu. Während Pepe drinnen diesen ehrenwerten Herrn belauscht, sollten wir uns auch nützlich machen. Vielleicht sollten wir uns mal um die Kuh im Stall kümmern. Möglicherweise hat sie einen Maultierschwanz.«
»Einen Maultierschwanz?« Jakob starrte Jorge an, als habe der den Verstand verloren.
»Wo ein Messer aus dem Hause Flamel ist, da findet sich vielleicht auch sein Maultier, oder etwa nicht?«, erklärte Jorge ungeduldig. »Also los. Der Anbau hinter dem Wirtshaus sieht mir aus wie der Stall. Worauf warten wir noch!«
Im Dunkeln raschelte es und Marie unterdrückte einen Schrei. Es sind nur Tiere, versuchte sie sich zu beruhigen.
»Hilfe«, hörte sie in diesem Augenblick Jakob leise jammern, »was ist das?«
Ein Poltern war zu hören, danach erhob sich ein aufgeregtes Gegacker. Zwischen ihren Beinen wuselten mit einem Mal aufgescheuchte Hennen hin und her.
»Pst«, mahnte Gil, »wenn wir so weitermachen, haben wir gleich den Wirt am Hals, der nachschauen will, welcher Fuchs ihm die Hühner stiehlt.«
»Weitergehen«, murmelte Jorge und so tasteten sie sich weiter hinein in den dunklen Stall, der sich von hinten an die Wirtsstube anschloss. Durch eine niedrige Holztür drang gedämpft das Gespräch der Bauern in den Stall.
Nach und nach konnten sie allerhand Gerümpel ausmachen,einen Karren und mehrere große Körbe. Überall hockten Hühner und glotzten sie missmutig an.
An Maries Hand stupste etwas Warmes und ziemlich Feuchtes. Eine Kuh! Schnaufend schnüffelte sie an ihren Fingern. Ein Maultier war nicht zu sehen.
Gil deutete nach oben. Über dem Dachgebälk war eine kleine Luke. »Kann sein, dass es dort etwas Interessantes zu entdecken gibt!« Er begann zu klettern.
In diesem Augenblick passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Die Kinder hörten, wie sich von draußen schwere Schritte näherten. Zum Reden war keine Zeit mehr. Gil, der sich gerade an einem der Balken hochzog, verschwand blitzschnell in der Luke zum Dachboden. Jakob warf sich hinter den Karren und jaulte auf. »Mitten in einen Kuhfladen hinein, das hat mir gerade noch gefehlt«, hörte Marie ihn leise vor sich hin schimpfen. Jorge war lautlos hinter dem Gerümpel verschwunden und sie selbst zog so schnell es ging einen der großen Körbe über sich.
Gerade noch rechtzeitig! Durch das Flechtwerk des Korbes konnte sie eine massige Gestalt erkennen. Lautes Schnauben war zu hören. Hinter sich führte der Mann einen Esel oder ein Pferd – nein, ein Maultier! Der Fremde trat vorsichtig in den dunklen Stall und klopfte dann dreimal deutlich an die Tür, die zur Gaststube führen musste. Einige Hühner flatterten auf.
Kurz darauf wurde die Tür geöffnet. Matter Lichtschein drang zu ihnen. Marie versteckte ihr Gesicht unter den Armen und hielt den Atem an.
»Hier bin ich wieder«, murmelte der große Mann mit gedämpfter Stimme. »Hat sich gelohnt, ihn zu begleiten. Er hat mir als Anerkennung das eine Maultier mitgegeben.«
Der Wirt warf einen prüfenden Blick in den Stall und nickte dann. »Gute Arbeit. War ja auch ein gefundenes Fressen für unseren Herrn und Meister. Ich glaube zwar nicht, dass er mit diesem Franzosen endlich an sein Gold kommt, aber wenn es so wäre! Wenn! Mein Freund, dann bekommen wir auch unseren Anteil, keine Frage! Komm mit rein, ich habe Zwiebelsuppe für dich.«
Mit diesen Worten zog der Wirt den großen Mann hinein und schloss die Tür hinter sich. Es war wieder dunkel im Stall.
»Habt ihr das gehört? Er hat von einem Franzosen gesprochen!« Jorge zog sich an dem Karren hoch. »Und da haben wir auch ein Maultier!«
»Franzose?« Jakob rappelte sich auf. »Maultier? Wo? Ich sehe überhaupt
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