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Der Sohn des Alchemisten

Der Sohn des Alchemisten

Titel: Der Sohn des Alchemisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nichts in dieser Dunkelheit. Sonst hätte ich mich übrigens auch nicht mitten in den Kuhmist geworfen, falls es jemanden interessiert.«
    In diesem Augenblick machte das Maultier einen Schritt auf Jakob zu, stupste ihn an der Schulter an und schnaubte leise, als wollte es ihn begrüßen.
    Jorge lachte. »Auch wenn du blind bist wie ein Maulwurf, dein Maultier hat dich längst erkannt. Pah! Das ist der Beweis!«
    Jakob nickte grimmig und streichelte das Maultier. »Bist du Pippin oder Jackel? Wenn du bloß reden könntest! Jetzt wissen wir es! Mein Vater ist gefangen worden! Entführt! Von irgendeinem Herrn und Meister!«
    »Um Gold herzustellen«, flüsterte Marie leise. »Könnte es sein, dass er zu viel von seinen Plänen geredet hat?«
    Jakob blickte sie entrüstet an.
    Aus der Wirtsstube drang Gelächter. Die Kinder zuckten zusammen.
    »Lasst uns verschwinden!«, zischte Marie. »Jeden Augenblick kann der große Mann zurückkommen!«
    »Natürlich!« Jorge war schon draußen. »Immer den Fluchtweg offen halten.«
    »Und du kommst mit uns mit!« Jakob packte das Maultier am Halfter. »Dich immerhin habe ich schon wiedergefunden!«
    Draußen blickte ein bleicher Mond auf sie herab. Eilig huschten sie hinter einen Busch.
    »Jackel! Es ist Jackel!«, flüsterte Jakob und tätschelte das Maultier.
    Das Dorf mit den gedrungenen Häusern war Marie unheimlich geworden. Am Nachmittag hatten sie sich noch so auf Cebreiro gefreut! Und jetzt? Sie duckte sich unwillkürlich, als eine Eule schweigend über sie hinwegflog. Ihr war kalt.
    »Keinen Mucks!« Jorge riss sie aus ihren Gedanken.
    Die Tür zum Wirtshaus wurde aufgestoßen und die Bauern wankten lachend nach draußen. Dann fiel die Türwieder zu. Von Pepe keine Spur. Dafür entdeckten sie eine kleine hagere Gestalt, die auf dem Dach saß. Gil!
    »Nicht erschrecken«, sagte Jorge – und meckerte dann wie eine Ziege. Es klang täuschend echt und das Maultier schnaubte leise.
    Gil richtete sich auf und sprang vom Dach hinunter. Im Mondschatten huschte er zu ihnen hinüber.
    »Meister Meckmeck Jorge«, flüsterte er. Marie konnte erkennen, dass er breit grinste. »Hab ich mir doch gedacht, dass dieser Ziegenbock einen Hut trägt.«
    »Hast du etwas herausbringen können?«, fragte Jakob ungeduldig.
    »Ich war oben auf dem Dachboden«, Gil hielt inne, »äh, hoppla, wen haben wir denn da? Ein Maultier? Findet ihr das nicht ein wenig auffällig?«
    »Es heißt Jackel!«, stellte Jakob vor.
    »Es gehört Jakobs Vater«, fügte Marie hinzu.
    »Oh, gut, na dann. Leute, ich hatte einen herrlichen Blick auf die Wirtsglatze. Aber interessanter als die Glatze ist das, was der Wirt oben auf dem Dachboden alles lagert!«
    »Was denn?«, fragte Jorge ungeduldig.
    »Mindestens zehn Schinken und Würste aller Art!«
    »Ach so!« Jakob schnaubte enttäuscht. »Da haben wir mehr Neuigkeiten!«
    »Welche denn?«, wollte Gil wissen und hörte gespannt zu, was die anderen erlebt hatten.
    »Pah! So stimmt es! Ein Entführer!«, sagte Gil schließlichvoller Abscheu. »Da ist es nur gerecht, dass ich ihm ein paar Würste abgenommen habe!«
    In diesem Augenblick löste sich eine weitere Gestalt vom Wirtshaus und sauste in den Schatten der nächsten Mauer.
    »Achtung«, sagte Jorge, formte die Hände zu einem Trichter und rief wie ein Käuzchen. »Wenn immerzu eine Ziege ruft, ist das ja zu auffällig«, wandte er sich erklärend an Marie.
    Schon war Pepe bei ihnen.
    »Ich hab’s«, sagte er atemlos.
    »Ja, ja, der Wirt nimmt Pilger aus«, sagte Gil.
    »Mit dem Wissen des Grafen Gonzalo!« Pepe holte tief Luft. »Oh! Vorsicht, Jakob, hinter dir steht ein Maultier!«
    »Ich weiß, ich weiß, es heißt Jackel und gehört zu mir.« Jakob winkte ungeduldig. »Erzähl weiter!«
    »Ah, Jackel, na gut. Niemand hat bemerkt, wie ich unter der Bank im Eck bei dem großen Holzstapel kauerte, als es plötzlich an einer Tür klopfte. Eine Tür, die ich bis dahin noch gar nicht bemerkt hatte.«
    »Sie führt in den Stall«, unterbrach ihn Gil.
    »Möglich.« Pepe zog die anderen noch weiter ins Gebüsch. »Herein kam auf jeden Fall so ein großer Kerl mit schwarzem Bart. Er und der Wirt machen gemeinsame Sache und der Graf unterstützt sie noch dabei! Leute, ich fass es nicht, der Graf Gonzalo arbeitet mit solchen Gaunern zusammen!«
    »Der Herr und Meister! Der Graf Gonzalo ist ihr Herrund Meister!« Jakob schnappte nach Luft. »Mein Vater ist im Verlies dieses Halunken!«
    »Ja.« Pepe nickte düster.

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