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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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… nicht immer … Du meinst,
so wie ein Tourist, der ein paar Tage im Ort verbringt und dann wieder verschwindet.«
    »Jetzt hast du es kapiert«, seufzte
Margot. »Weißt du, Sven ist sehr sensibel, die Situation damals hat ihn beinahe
zerbrochen. Er redet nicht darüber und hält auch seine Blockadehaltung
aufrecht, selbst wenn man glaubt, zu ihm vorgedrungen zu sein. Also ist dieser
Schatten noch immer vorhanden.«
    »In der Klinik?«
    Margot schüttelte den Kopf. »Nein, in
seinen Gedanken. Und er ist auch immer noch für das Mädchen eine Gefahr.«
    »Haben Sven und das Mädchen noch Kontakt?«
    »Sie muss unmittelbar nach dem Verbrechen
verschwunden sein«, entgegnete Margot. »Anfänglich kamen noch ein paar
Postkarten, aber Vater und Klinikleitung waren sich einig, dass man den Jungen
abschirmt. Das mit den Postkarten hörte so etwa nach einem Jahr auf, erzählte
mir Frau Sonntag.«
    »Was hat er über den Wald gesagt, über den
Tag, als es passierte? Es kann doch nicht immer so schwer gewesen sein, etwas
aus ihm herauszubringen.«
    »Er war im Wald, mit Sarah, da muss
zwischen den beiden etwas vorgefallen sein. Aber er hat nichts beobachtet. Er redet
nicht viel darüber, und wenn man versucht, weiter vorzudringen, dann blockt er
einfach alle Versuche ab. Für mich ein klares Zeichen, dass er vollkommen
unbedarft in dieser Sache ist.«
    »Svens Vater erzählte, dass Sarah ihm an
diesem Tag sagte, dass sie weggehen wird und eine Ausbildung in Hamburg
beginnt.«
    »Dann war das der Punkt, um den es sich
drehte.«
    »Und die Kette?«
    »Sein Schatz … Der kleine Engel an der
Kette gefiel ihm und die Kette war plötzlich da, er hatte sie einfach in der
Hand. Sie muss in seiner Jacke gesteckt haben. Sie wurde ihm zugesteckt, ohne
dass er es merkte. Und Engel sind gut gegen Schatten oder Teufel, verstehst du.
Deswegen hat er das Kettchen so innig gehütet.«
    Trevisan fuhr sich nachdenklich über das
Kinn. Er hatte sich mehr von dieser Aussage erhofft.
    »Ich sehe dir an, dass dir meine
Ausführungen nicht schmecken«, sagte Margot. »Er wird dir den Mörder nicht mit
Namen und Adresse nennen können.«
    Trevisans nachdenkliches Schweigen wurde
von einem Windstoß unterbrochen, der das Fenster aufkippen ließ. Margot
erschrak.
    »Wir sind augenblicklich in einer
schwierigen Lage und drehen uns im Kreis«, sagte Trevisan. »Gestern hat mir der
Vater von Kevin gestanden, den Rucksack auf dem Rastplatz bei Walsrode abgelegt
zu haben. Mir schwimmen langsam die Felle davon, verstehst du?«
    Margot schob Trevisan den Ordner zu.
»Finde den Schatten. Finde ihn und du wirst deinen Mörder finden. Und suche ihn
im Umfeld dieser Sarah.«
    *
    »Es ist überaus wichtig«, sagte
Trevisan und legte Margots gelben Ordner auf Engels Schreibtisch.
    »Wieso zwei?«, fragte Engel. »Eine Person
würde doch reichen. Es könnte doch auch ein Kollege der dortigen Polizeidirektion
…«
    »Wir ermitteln in einem Mordfall«, stellte
Trevisan klar. »Sie ist vielleicht unsere wichtigste Zeugin. Sie ist jung und
ich möchte Lisa dabeihaben, weil die beiden möglicherweise auf einer
Wellenlänge liegen. Sie wird sich eher ihr als mir öffnen.«
    Engel überlegte. »Das ist ja am anderen
Ende der Welt. Sie werden dort auch übernachten müssen. Das sind Kosten, die
natürlich im Vorfeld bewilligt werden müssen. Eine Dienstreise, verstehen Sie,
Trevisan. Das kann ich nicht alleine entscheiden, das ist Sache der
Verwaltung.«
    »Hören Sie, Kollege Engel«, sagte Trevisan
eindringlich. »Wir sind auf der Suche nach einem Mörder und wir haben dazu
nicht nur den gesetzlichen Auftrag, sondern auch eine verfassungsmäßige
Pflicht. Wenn wir solche Ermittlungen von den Kosten abhängig machen, dann
fahren wir nur noch zu ermordeten Bankdirektoren, Politikern oder Industriebossen,
bei denen wir zehn Prozent der Lebensversicherungssumme als Provision
rausschlagen können und sich Ermittlungen lohnen. Penner und Habenichtse lassen
wir dann einfach liegen. Die Stadtreinigung kann sie ja wegkehren, denn da gibt
es ja sowieso nichts zu holen. Im Gegenteil, da hat der Mörder der Gesellschaft
vielleicht sogar einen Dienst erwiesen. Ist das die neue wirtschaftliche
Vorstellung von Gerechtigkeit?«
    »Jetzt werden Sie nicht polemisch.«
    »Es geht um eine Fahrt mit einem
Dienstfahrzeug ins Allgäu, eine Übernachtung und die anschließende Rückreise.
Das sind zweihundert Euro für das Hotel und noch mal zweihundert für den Sprit.
Da kostet uns der

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