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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Jahresempfang für die Direktoren und Bürgermeister weitaus
mehr.«
    »Ist die Vernehmung wirklich so
dringend?«, fragte Engel.
    »Sie waren es doch, der sagte, dass wir
Ergebnisse brauchen! Meinetwegen können wir auch noch warten bis zum Jüngsten
Tag. Ich nehme dann einen Teil meines Urlaubs, wenn Sie gestatten.«
    »Mann, Trevisan, ich tue, was ich kann!
Ich rufe Sie zurück.«
    Trevisan stürmte aus Engels Büro. Diese
Bürokratie war mit normalem Menschenverstand nicht mehr zu erfassen und
Trevisan fühlte sich wieder mitten im Alltag der Ermittler angekommen. Er
fragte sich, welche Tiefschläge er bei seinen Ermittlungen als Nächstes
hinnehmen musste, doch am meisten zweifelte er inzwischen an seinem kriminalistischen
Gespür. Hatte das Jahr Pause seiner Spürnase derart geschadet, dass er sich in
diesem Gespinst aus Annahmen, Spekulationen und verdrehten Tatsachen längst
schon verirrt hatte?

38
    Die Tankstelle lag an der Landwehr, der Kreisstraße, die
nach Westen aus der Stadt und über Tennweide nach Mardorf führte. Eine
gelb-rote Muschel, das Emblem der Mineralölgesellschaft, prangte auf dem großen
Schild, das weithin sichtbar an der Zufahrt stand. Es herrschte reger Betrieb,
obwohl Hanna der Preis, der für einen Liter Benzin gefordert wurde, relativ
hoch erschien. Gegenüber dem kleinen Geschäftsgebäude gab es einen freien Stellplatz
und Hanna lenkte den blauen Golf geschickt in die enge Lücke.
    Gemeinsam betraten sie das
Tankstellengebäude, das eher einem kleinen Supermarkt glich. Bei der jungen
Frau im roten Shirt mit dem Muschelemblem auf der Brust hinter der
Verkaufstheke standen drei Kunden zum Bezahlen an. Lisa stupste Hanna an der
Schulter und wies in die Ecke neben der Tür.
    »Gilde-Pils, ein grüner Kasten, siehst du«, flüsterte sie Hanna
zu.
    Hanna wandte sich um. Neben dem grünen Gilde-Pilsner gab es
noch das übliche Bier aus der Werbung, wie Warsteiner, Becks und König Pilsner
zu kaufen.
    Hanna nickte und reihte sich in die Schlange ein. Als sie an
der Reihe war und ihr die junge Angestellte einen fragenden Blick zuwarf,
zeigte sie ihre Dienstmarke. »Wir wollen zu Herrn Behrends«, sagte sie leise,
da sich bereits weitere Kunden hinter ihr eingefunden hatten.
    Die junge Frau wies auf eine halb offene Tür an der Stirnseite
des Tresens mit der Aufschrift Büro. Hanna bedankte sich. Sie klopfte und schob
dadurch die Tür ein klein wenig weiter auf. Hinter einem Schreibtisch saß ein
grauhaariger Mann um die sechzig mit Vollbart und Brille, der in einer Zeitung
blätterte und überrascht aufschaute.
    »Ja«, sagte er mit brummiger Stimme.
    Hanna präsentierte ihre Dienstmarke und stellte sich und Lisa
vor.
    »Polizei … Ist was passiert?«, fragte er.
    »Sind Sie Herr Behrends?«
    Der Grauhaarige nickte.
    »Wir sind hier wegen Ihrer Mitteilung bezüglich der jungen
Leute, die sich damals in Ihrer Tankstelle aufhielten.«
    »Ja, hab in der Zeitung gelesen, dass die Polizei Zeugen sucht.
Weiß nicht, ob die mit der Sache was zu tun haben, waren aber komische Kerle.
Hab mich nach dem Zeitungsartikel gleich wieder an die erinnert. Die armen
Mädchen, da muss man doch was tun.«
    »Herr Behrends, sind Sie sich mit dem Datum sicher?«, fragte
Lisa. »Schließlich liegt der Vorfall schon über drei Jahre zurück.«
    Behrends wies hinaus auf die Tankstelle. »War der Tag unserer
Neueröffnung, hatten renoviert und umgebaut. Bin mein Leben lang Tankwart
gewesen, habe Diesel, Benzin und Super verkauft. Ein paar Scheibenwischer,
Ölfilter, ja, die Zigaretten und die Zeitschriften hatten wir auch schon immer.
Meine Frau hat damals gewollt, dass wir den Tankstellenshop dazunehmen. Ist
einträglich, das Geschäft, war eine gute Idee gewesen. War zuerst dagegen, aber
Elsa hatte recht, wirft noch ein kleines Zubrot ab. Und eröffnet haben wir
genau an dem Tag, als die Mädchen verschwanden. Am nächsten Tag standen die
Zeitungen voll davon.«
    »Ein schwarzer Wagen und drei junge Männer, sagten Sie.«
    »Richtig. War ziemlich früh, wir hatten den Laden erst kurz
geöffnet. So gegen neun, meine ich.«
    »Können Sie sich an den Wagen erinnern, war es zufällig ein
Mercedes, eine M-Klasse?«, fragte Lisa. »Das ist eine Art Geländewagen mit …«
    »Ich bin Tankwart«, fiel ihr Behrends ins Wort. »Ich habe den
Beruf von der Pike auf gelernt. Ich mache auch Kleinreparaturen und kenne mich
mit Autos aus. Ein Geländewagen war das nicht. Das war ein Wagen der Kompaktklasse,
so wie der Golf.

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