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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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ist, ich sage es,
weil es die Wahrheit ist.«
    Justin Belfort hörte aufmerksam zu und machte sich Notizen auf
seinem Block. »Ihr Sohn ist von Geburt an behindert?«
    »Ja, er ist schwer intelligenzgemindert. Er ist jetzt
zweiundzwanzig Jahre alt und hat den Verstand eines kleinen Kindes, aber er ist
kein Ungeheuer.«
    »Wie kam es, dass er sich an diesem Tag im Wald aufhielt, war
er oft dort draußen?«
    »Sven liebt die Natur und er weiß, dass er auf den Wegen
bleiben und sich vom Moor fernhalten muss«, antwortete Thiele. »Wissen Sie, ich
bin den ganzen Tag in der Apotheke und meine Frau war damals schwer krank. Sie
ist vor zwei Jahren gestorben. Wir hatten jemanden, der auf ihn aufpasst, nur
eben nicht rund um die Uhr. Aber wir konnten ihn doch nicht einfach einsperren.
Er hat sich auch nie weiter als bis zum Bannsee von zu Hause entfernt. Er hat
gewusst, dass wir das nicht wollen und er hat sich daran gehalten.«
    »Das heißt, er war an diesem Tag im Wald?«
    »Ich war nicht zu Hause, ich hatte zu tun. Aber ich sagte
schon, er war viel da draußen unterwegs und wir hielten ihn auch nicht zurück.«
    »Es wurde ein Kettchen bei ihm gefunden, das einem der Mädchen
gehörte.«
    »Es war ein Anhänger mit dem Symbol eines Schutzengels, Melanie war auf der Rückseite eingraviert. Die Eltern haben es erkannt. Aber Sven weiß
nicht, woher er es hat. Er ist ein Sammler, er sammelt alles, was er auf dem
Weg findet. Vom Kronkorken bis zu glitzernden Steinen. Vor allem, wenn es
glänzt. Das sind seine Schätze, verstehen Sie. Ich habe einmal den Fehler
begangen, als er mit zwei Kronkorken und einer verbeulten Getränkedose nach
Hause kam, und ihm die Sachen weggenommen. Deswegen hat er alles vor mir
versteckt. Wie er zu dem Kettchen kam, kann ich nicht sagen.«
    »Ich denke, Ihr Sohn hat die Polizisten in den Wald geführt und
gezeigt, wo er das Kettchen fand?«
    »Sie haben ihn unter Druck gesetzt. Ich kenne meinen Sohn. Er
hätte alles getan, was sie von ihm verlangten. Ich würde aber nicht darauf
wetten, dass es tatsächlich die Stelle war, an der die Kette lag.«
    »Hat man Sie jemals mit dem Vorwurf konfrontiert, an der Tat
beteiligt gewesen zu sein? – Zumindest beim Verstecken der Opfer, denn dazu
wäre Sven wohl alleine nicht in der Lage gewesen, oder?«
    »Ich sagte doch, den Vorwurf selbst hat man nie ausgesprochen,
immer nur angedeutet, aber er war deutlich zu spüren. Auch im Dorf hat man mich
geschnitten, Sie glauben gar nicht, wie das ist.«
    Rudolf Thiele schlug die Hände vor das Gesicht. Für einen
kurzen Augenblick schwieg er, ehe er sich wieder aufraffte und weitererzählte.
»Jahrelang leben Sie mit den Menschen in einem Ort zusammen und plötzlich wird
man ausgestoßen, nur weil die Behörden einen Erfolg vorweisen müssen. Niemand
redet mehr mit einem, sie wenden ihre Blicke ab und schauen zu Boden. Es ist
die Hölle.«
    »Warum sind Sie nicht weggezogen?«
    »In Tennweide steht mein Haus, in Tennweide wurde ich geboren
und dort bin ich aufgewachsen«, konterte der Apotheker. »Ich werfe nicht die
Flinte ins Korn. Ich lasse mich nicht so einfach vertreiben. Tennweide ist zwar
nicht der Nabel der Welt, aber es ist meine Heimat.«
    »Ich verstehe«, antwortete Justin. »Und wie ist das Verhältnis
heute?«
    Der Apotheker zeigte auf die Tür. »Die Menschen in Tennweide
sind mir inzwischen egal. Ich bin die meiste Zeit hier in meiner Apotheke. Und
die Leute kommen jetzt wieder. Damals war ich schon kurz davor, schließen zu
müssen. Wenn die Feriengäste nicht gewesen wären, hätte ich keine andere Wahl
gehabt. Es war eine lange Durststrecke und dann starb auch noch meine Frau. Sie
hatte eine Lebensversicherung. Ich konnte meine Apotheke retten und für Sven
ein anständiges Pflegeheim finden. Im Dorf konnte er nicht mehr bleiben.«
    »Sie haben sicherlich gehört, dass eines der Mädchen vor ein
paar Tagen in der Nähe der dänischen Grenze wieder auftauchte. Sie wurde
möglicherweise aus einem fahrenden Wagen geworfen. Können Sie sich einen Reim
darauf machen?«
    Rudolf Thiele schüttelte den Kopf. »Ich habe davon gehört, nur:
Ich will nicht, dass sich das Ganze deshalb jetzt wiederholt. Die Polizei soll
die Mörder endlich zur Strecke bringen, damit ein für alle Mal Ruhe herrscht.
Sie können mir glauben, wenn einmal so ein Gerücht die Runde macht, dann wird
man diesen Makel nie mehr los. Es sei denn, das Verbrechen wird endlich restlos
aufgeklärt.«
    »Ich verstehe.« Justin packte

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