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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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von vorne an«, antwortete Trevisan, als
die Tür geöffnet wurde und der Hotelier in Begleitung einer dunkelhäutigen Frau
Mitte zwanzig das Zimmer betrat.
    »Das ist Gloria, sie ist unsere beste Kraft«, stellte er sie
vor.
    Glorias Haut war tief dunkel. Sie trug einen schwarzen Rock,
eine weiße Bluse und hatte eine mit Spitzen verzierte Schürze umgebunden. Im
Afrolook der Achtziger frisierte Haare umrahmten ihr hübsches Gesicht. Sie
wirkte ein wenig schüchtern. Trevisan erhob sich und reichte ihr die Hand.
    »Ich lasse Sie dann alleine«, sagte der Hotelbetreiber.
»Verfügen Sie über mein Büro, solange Sie es benötigen.«
    Trevisan bedankte sich und wartete, bis der Mann die Tür
geschlossen hatte, während ihm Glorias unsichere Blicke folgten.
    »Ich bin Martin Trevisan und das ist meine Kollegin Lisa
Winter«, stellte er erst einmal vor. »Sie sprechen Deutsch?«
    Die junge Frau nickte. »Wenn sprechen langsam.«
    Trevisan legte ihr das Polizeibild von Tanja vor, das in fast
allen Zeitungen im hohen Norden zu sehen gewesen war. »Sie wissen, weswegen wir
hier sind?«
    Gloria zeigte mit dem Finger auf das Bild. »Das Tamara. Hat
gearbeitet hier. Aber dann Zappzerapp, Chef sagt, muss gehen, sonst Polizei
kommen und holen. Dann ist gegangen.«
    Trevisan nickte. »Sie hatten Kontakt zu ihr?«
    »Nur reden, Tamara ruhig, Tamara immer böses Gefühl, verstehen
mich? Tamara war nett, aber nix gute Freund. Hat Tamara schlagen.«
    Trevisan schüttelte den Kopf.
    »Nicht fröhlich war Tamara, hat immer gehabt Angst. Und Freund
war nix gut, immer Gewalt, hat geschlagen Tamara. Geklaut nur wegen Freund, ich
glaube.«
    »Wissen Sie, wo Tamara gewohnt hat?«, fragte Lisa.
    Gloria beugte sich verschwörerisch vor. »Glaub nix gewohnt in
Haus, gewohnt in Wagen mit Freund. Camping, verstehen?«
    »Auf einem Campingplatz?«
    »Ja, Camping. Freund hatte auch Auto, einmal gesehen, wie
geholt von Freund. Freund war großer Mann, Bart hat ausgesehen wie Männer in
Straße, lange Haare, nix gekämmt und Hose zerrissen.«
    »Wie ein Penner?«, fragte Trevisan.
    Gloria schaute Trevisan fragend an.
    »Wie ein Mann, der auf der Straße lebt?«, versuchte Trevisan zu
konkretisieren. Gloria nickte.
    »Kennen Sie seinen Namen?«, fragte Lisa.
    Gloria schüttelte den Kopf. »Mann nix deutsch, komme von Land
wo war Krieg in Süden, Tamara sagen Joshi. Aber kenne Auto, war Bus wie auch
Hotelbus, nur Farbe rot und viel alt.«
    »Kam er aus Hamburg?«
    »Ich nix weiß, aber war Buchstaben auf Auto wie Hamburg, dann
noch gewesen sein X und V, dann waren Zahl mit fünf in Mitte. Mehr ich nix
weiß«, sagte sie und malte mit dem Finger die Buchstaben auf den Tisch.
    Trevisan schrieb in sein Notizbuch. Schließlich griff er nach
der Fotografie, die ein Mindener Fotograf vor Tanjas Verschwinden angefertigt
hatte, und schob sie Gloria zu. Das Zimmermädchen griff danach und warf einen
sekundenlangen staunenden Blick darauf. »Das sein Tamara schön, Mädchen war
viel schön, jetzt nix mehr so schön gewesen aber liebes Mädchen war, nur hat
gehabt schlechtes Leben, schlechte Freund und immer Angst.«
    »Sind Sie sicher, dass dieses Bild Tamara zeigt?«, fragte
Trevisan.
    »Sicher bin ich. Ist Bild mit Tamara jünger, jetzt nix mehr so
gut gesehen hat, jetzt immer dreckig und stinken, muss öfters waschen, sagen
Chef.«
    Trevisan notierte Glorias vollständige Personalien. Sie stammte
aus Ghana, hieß Gloria Kwambane und kam aus Ho in der Volta-Region.
    »Sie müssen sich zu unserer Verfügung halten, falls wir Sie
noch einmal brauchen«, sagte Trevisan.
    »Ich nix gehen weg, leben in Hamburg und vielleicht auch
sterben Hamburg, aber nix gehen weg, habe Aufenthalt für immer hier und liebe
Land und freuen mich, weil dürfen bleiben unbegrenzt, weil in meine Land viel
Krieg und viel Krankheit und Sterben, vielleicht bald wird besser, aber nix
mehr in meine Lebe. Ich nix Zappzerapp und nix böse, ich nur wolle haben
Frieden und essen und schlafen ohne haben Sorgen, wie ist nächste Tag,
verstehen?«
    Trevisan nickte. »Ja, ich verstehe. Auch wenn wir hier in
Deutschland nicht mehr wissen, wie es ist, wenn man jeden Tag aufs Neue um das
Überleben kämpfen muss.«
    Gloria lächelte freundlich und erhob sich. Doch bevor sie das
Büro verließ, beugte sie sich noch einmal verschwörerisch vor. »Schnappe böse
Joshi und sperren ein böser Mann, wo hat gemacht mit Tamara beinahe tot. Sperre
ein und nix mehr lasse laufe, damit niemand kann tun mehr

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