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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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unverschämte Anmaßung mit aller Macht anfechten werde?«
    »Ich halte mich nur an die Befehle meines Verbündeten, des Gouverneurs Coronado. Er will dich lebend haben.« Er lachte zufrieden. »Zumindest für eine Weile, damit er dir gewisse Fragen stellen kann. Danach … nun ja, er hat mir versprochen, daß ich dann alles mit dir anstellen kann, was mir in den Sinn kommt. Den Rest überlasse ich deinem Vorstellungsvermögen.«
    Es machte mir wenig Freude, über seine Pläne für meinen Tod nachzudenken. Deshalb wechselte ich das Thema und fragte: »Wie viele meiner Männer sind tot?«
    »Ich habe keine Ahnung. Es ist mir gleichgültig. Die Überlebenden haben sich in Windeseile zerstreut. Es ist keine schlagkräftige Truppe mehr. Einzeln und im Dunkeln irren sie wahrscheinlich ziellos, geschwächt und niedergeschlagen durch die Gegend wie die Weinende Frau Chicociuatl und die anderen Geister der Nacht. Wenn es Tag wird, dürften die spanischen Soldaten kaum Schwierigkeiten haben, einen nach dem anderen zu überwältigen. Coronado wird sich freuen, so starke Männer für die schwere Arbeit in seinen Silberminen zu bekommen.« Er lachte schallend und rief: »Ayyo, da kommen die Soldaten, die dich in den Palast des Gouverneurs bringen werden.«
    Die Spanier banden mich vom Baum los, fesselten meine Arme aber eng an den Oberkörper. Sie führten mich aus dem Wald hinaus und auf dem breiten Weg nach Compostela. Yeyac folgte mit Ualiztli, doch ich sah nicht, wohin er den Arzt brachte.
    Man sperrte mich ohne Essen und Trinken, aber unter strenger Bewachung die Nacht über in eine Zelle im Palast. Erst am nächsten Morgen wurde ich dem Gouverneur vorgeführt.
    Francisco Vásquez de Coronado war, wie man mir berichtet hatte, nicht älter als ich und sah für einen Weißen gut aus. Er hatte einen ordentlich getrimmten Bart und wirkte sogar sauber. Meine Wachen banden mich los, blieben jedoch im Raum. Es war noch ein anderer Soldat anwesend, der, wie sich herausstellte, Náhuatl sprach und als Dolmetscher fungierte.
    Coronado redete lange auf ihn ein – natürlich verstand ich jedes Wort. Der Soldat wiederholte alles in meiner Muttersprache: »Seine Exzellenz sagt, daß du und ein anderer Krieger Donnerstöcke bei euch hattet, als man dich gefangennahm und den anderen tötete. Eine dieser Waffen war Eigentum der königlich spanischen Armee. Bei der anderen handelte es sich offensichtlich um eine von Hand angefertigte Nachahmung. Seine Exzellenz will wissen, wer diese Kopie hergestellt hat. Außerdem sollst du ihm sagen, wo und wie viele Waffen angefertigt wurden und wie viele noch angefertigt werden. Sag außerdem, woher das Pulver und die Munition dafür stammen.«
    Ich erwiderte: »Nino ixnéntla yanquic in tláui pocuíahuíme. Ayquic.«
    »Eure Exzellenz, der Indio behauptet, daß er nichts von Arkebusen weiß und nie etwas davon gewußt hat.«
    Coronado zog das Schwert aus der Scheide. »Sag ihm, du wirst noch einmal fragen. Jedesmal, wenn er behauptet, nichts zu wissen, wird er einen Finger verlieren. Frage ihn, wie viele Finger er verlieren will, bevor er eine zufriedenstellende Antwort gibt.«
    Der Dolmetscher wiederholte das auf náhuatl und wiederholte die Fragen noch einmal.
    Ich versuchte, entsprechend verängstigt zu wirken, und antwortete stockend: »Ce necha …« Aber natürlich wollte ich nur Zeit gewinnen. »Einmal bin ich in dem umstrittenen Gebiet gewesen … und auf einen Vorposten gestoßen. Der Wachsoldat hat tief geschlafen. Ich habe seinen Donnerstock gestohlen und seitdem aufbewahrt.«
    Der Dolmetscher fragte höhnisch: »Hat der schlafende Soldat dir gezeigt, wie man ihn benutzt?«
    Jetzt gab ich mir Mühe, dumm zu wirken. »Nein. Er hat doch geschlafen, verstehst du. Ich weiß, man drückt das kleine Ding, das Gatillo heißt. Aber ich habe keine Gelegenheit dazu gehabt. Man hat mich gefangengenommen, bevor …«
    »Hat dir der schlafende Soldat auch alle Innenteile gezeigt und dir erklärt, wie der Donnerstock funktioniert, so daß selbst ihr primitiven Wilden eine Kopie davon anfertigen konntet?«
    Ich erklärte entschieden: »Davon weiß ich nichts. Wegen der Kopie, von der du sprichst, mußt du den Krieger fragen, der sie bei sich hatte.«
    Der Dolmetscher fuhr mich an: »Du hast doch gehört! Der Mann ist tot. Er ist von einer der Kugeln getroffen worden, die sich durch die Berührung der Schnüre gelöst haben. Er muß der Meinung gewesen sein, Soldaten hätten geschossen. Im Fallen hat er

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