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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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»Verzeih, wenn das selbstsüchtig klingt. Aber laß den Mut nicht sinken, ich werde versuchen, mir etwas auszudenken, damit du fliehen kannst, ohne daß ich statt dessen in der Zelle sitze.« Er kam noch etwas näher an die Mauer. »Ein spanischer Spähtrupp hat etwas gemeldet, das dich vielleicht freuen wird. Die Spanier sind jedenfalls über die Nachricht nicht gerade erfreut.«
    »Gut. Laß mich hören.«
    »Einige deiner getöteten und verwundeten Krieger hat man gestern abend sofort gefunden, nachdem sie aus dem Hinterhalt getroffen worden waren. Der Gouverneur hat aber bis heute morgen gewartet, um eine ganze Truppe auszusenden, die das Gebiet nach den anderen Kriegern durchkämmen sollte. Sie haben verhältnismäßig wenig Tote und Verwundete entdeckt. Das bedeutet, die meisten deiner Männer haben überlebt und sind geflohen. Einer der Flüchtigen, ein Mann auf einem Pferd, hat sich kühn dem Spähtrupp gezeigt. Bei der Rückkehr hat man ihn beschrieben. Die beiden Indios, die jetzt mit Coronado verbündet sind, Yeyac und diese schreckliche Frau, schienen den Mann zu kennen. Sie sprachen von einem gewissen Nochéztli. Sagt dir der Name etwas?«
    »Ja«, erwiderte ich, »er ist einer meiner besten Krieger.«
    »Es schien Yeyac seltsam zu beunruhigen, als er erfuhr, daß dieser Nochéztli einer deiner Männer ist. Aber er hat sich kaum dazu geäußert, denn der Gouverneur und sein Dolmetscher waren anwesend. Die Frau hat nur verächtlich gelacht und Nochéztli einen unmännlichen Cuilóntli genannt. Was bedeutet das Wort, Amigo?«
    »Das ist unwichtig. Erzähl weiter, Esteban.«
    »Sie hat Coronado gesagt, daß ein solcher unmännlicher Mann selbst dann keine Gefahr darstellt, wenn er bewaffnet ist und frei herumläuft. Aber Nachrichten, die etwas später eintrafen, haben bewiesen, daß sie unrecht hatte.«
    »Wie das?«
    »Dein Nochéztli ist nicht nur dem Hinterhalt entgangen. Er gehört offenbar zu den wenigen, die nicht vor Entsetzen und panischer Angst geflohen sind. Einer der Verwundeten, die man hierher brachte, hat stolz berichtet, was dann geschah. Dieser Nochéztli saß in der Dunkelheit und im Pulverdampf allein auf seinem Pferd und schrie den anderen Verwünschungen nach, weil sie flohen. Er beschimpfte sie als weichliche Feiglinge und brüllte, sie sollten sich um ihn sammeln.«
    »Er hat in der Tat eine weithin tragende Stimme.«
    »Offenbar hat er alle deine Krieger wieder zusammengezogen und in ein Versteck gebracht. Yeyac sagte dem Gouverneur, es seien viele Hunderte.«
    »Ursprünglich waren es ungefähr neunhundert«, murmelte ich. »Nochéztli müßte demnach noch beinahe so viele bei sich haben.«
    »Coronado zögert. Er hat noch keinen Befehl gegeben, sie aufzuspüren. Seine Truppe hier ist nicht viel stärker als tausend Mann, selbst wenn man Yeyacs Krieger mitrechnet. Für eine Verfolgung müßte der Gouverneur sie alle einsetzen. In dieser Zeit bliebe Compostela ungeschützt. Fürs erste hat er vorsichtshalber alle Geschütze oder Donnerrohre, wie ihr sie nennt, wieder nach außen richten lassen.«
    Ich erwiderte: »Ich glaube nicht, daß Nochéztli ohne meinen Befehl einen neuen Angriff wagen wird. Und ich bezweifle, daß er weiß, was aus mir geworden ist.«
    »Er ist ein einfallsreicher Mann«, flüsterte Esteban. »Er hat nicht nur deine Krieger außer Reichweite der Spanier gebracht.«
    »Was meinst du damit?«
    »Die Truppe, die heute morgen ausgeschickt wurde, hatte unter anderem den Befehl, alle Arkebusen zurückzubringen, über deren Spannschnüre deine Krieger gestolpert sind. Der Trupp ist ohne die Waffen zurückgekommen. Wie es aussieht, hat Nochéztli sie eingesammelt, bevor er verschwunden ist. Stell dir vor, er hat alle diese Waffen mitgenommen! Soviel ich gehört habe, sind es etwa dreißig oder vierzig Arkebusen.«
    Ich konnte mich nicht länger zurückhalten und jubelte: »Yyo, ayyo! Wir sind bewaffnet! Gelobt sei der Kriegsgott Huitzilopóchtli!«
    So unvorsichtig hätte ich nicht sein sollen. Im nächsten Augenblick hörte ich das schabende Geräusch, mit dem der Riegel zurückgeschoben wurde. Die Tür ging auf, und einer der Wachposten spähte mit einer Fackel in der Hand mißtrauisch ins Dunkel. Aber inzwischen lag ich wieder auf meinem Strohlager, und Esteban draußen war verschwunden.
    »Was war das für ein Lärm?« fragte der Posten. »Du Dummkopf, rufst du um Hilfe? Dir wird niemand helfen.«
    Ich erwiderte hochgemut: »Ich habe gesungen, Señor. Ich habe zum

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