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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Augenblick einen Namen deiner Sprache trägt, nämlich Tonalá. Aber ich glaube, sie wird in Guadalajara umbenannt werden, zu Ehren der Stadt in Altspanien, der das Haus Mendoza entstammt … du weißt, die Familie unseres Vizekönigs.«
    Ich fragte: »Was machen Eure Siedler in Utopía am See?«
    »Es geht dort besser, als ich erwartet hätte«, antwortete er. »Überall in der Gegend hat es Aufstände unzufriedener Purémpecha gegeben.« Er schüttelte den Kopf und seufzte. »Rebellische Frauen, die brennen, morden und plündern. Kannst du dir das vorstellen? Es sind tückische, rachsüchtige Amazonas. Sie haben viele Menschen getötet, großen Schaden angerichtet und die spanischen Siedlungen ausgeraubt. Aber aus einem Grund, den ich nicht kenne, ist unser kleines Paradies verschont geblieben.«
    »Wahrscheinlich wissen sie, Vater, daß Ihr ein beispielhafter Christ seid, und würdigen das auf ihre Weise.« Ich wußte, das war natürlich gelogen, dennoch war meine Antwort nicht ironisch gemeint. Aber ich wollte etwas anderes wissen, und deshalb fragte ich: »Weshalb habt Ihr Euer Utopía verlassen?«
    »Seine Exzellenz, Gouverneur Coronado, braucht mich hier. Er wird in Kürze eine abenteuerliche Reise unternehmen, die den Reichtum von ganz Neuspanien in unvorstellbarem Maß vergrößern könnte. Er hat mich gebeten, während seiner Abwesenheit die Regierungsgeschäfte in Compostela zu übernehmen.«
    »Verzeiht, Herr«, sagte ich, »aber es klingt, als finde dieses Unternehmen nicht Eure volle Billigung.«
    »Nun ja … bloßer Reichtum …«, erwiderte der Bischof sichtlich bekümmert. »Don Franciso strebt nach der Größe der ersten Konquistadoren. Er kämpft mit demselben Schlachtruf: ›Für Ruhm, Gott und Gold.‹ Ich wünschte, er würde ›Gott‹ an die erste Stelle setzen.« Der freundliche alte Mann lächelte mich an. »Er wird nicht unterwegs sein wie du, Juan Británico, um für die Heilige Mutter Kirche Heiden zu bekehren. Er sucht ein paar ferne Städte, wo angeblich unvorstellbare Schätze gehortet sind, die sie plündern wollen.« Ich empfand einen Anflug von Scham wegen meiner Schwindelei und murmelte: »Ich bin viel und weit herumgekommen, aber ich weiß nichts von solchen Städten.«
    »Trotzdem scheint es sie zu geben. Ein Morosklave, der bereits dort gewesen ist, hat einen Mönch hingeführt.
    Der gute Bruder Marcos ist erst vor kurzem mit den Soldaten seiner Eskorte, aber ohne den Sklaven zurückgekommen. Bruder Marcos behauptet, die Städte gesehen zu haben. Man nennt sie die Städte von Cíbola. Er hat sie nur aus der Ferne erblickt, denn natürlich sind sie streng bewacht, um sie vor der Entdeckung zu schützen. Er mußte umkehren, nachdem die Wächter den armen treuen Sklaven erschlagen hatten. Aber der wackere und tapfere Mönch wird in Kürze den Gouverneur Coronado zu den Städten führen. Und diesmal haben sie eine unbesiegbare Truppe bei sich.«
    Ich hörte zum ersten Mal, daß ein Mensch etwas Gutes über den Lügenden Mönch zu sagen hatte. Trotzdem freute ich mich, denn ich hätte wetten mögen, daß Esteban noch am Leben war und für den Rest seines Lebens in Freiheit über seine habgierigen, leichtgläubigen weißen Herren lachen würde, wenn er sich nicht gerade mit den Frauen des Wüstenvolkes vergnügte. »Der Mönch hat, wie Ihr sagt, die Städte nur von ferne gesehen. Wie kann er da sicher sein, daß sie voller Schätze sind?«
    »Oh, er hat die schimmernden Häuser gesehen, deren Wände mit Gold verkleidet und mit Edelsteinen besetzt sind. Er war sogar nahe genug, um einen Blick auf die Bewohner werfen zu können, die in Samt und Seide gingen. Er schwört es bei seiner unsterblichen Seele. Und schließlich verpflichten die strengen Regeln seines Ordens Bruder Marcos dazu, niemals die Unwahrheit zu sagen. Es scheint sicher, daß Don Francisco im Triumph und mit Schätzen beladen von Cíbola zurückkehrt und mit Ruhm, Lob und der Gunst seiner Majestät belohnt werden wird.« Er schüttelte den Kopf. »Trotzdem …«
    »Euch wäre es lieber, er brächte statt dessen Seelen«, sagte ich, »Bekehrte für Eure Kirche.«
    »Nun ja … ja! Aber ich bin kein praktischer und nüchterner Mann der Welt.« Er lachte leicht spöttisch über sich selbst. »Ich bin nur ein schlichter alter Kleriker, der fromm und altmodisch daran glaubt, daß uns die wahren Reichtümer in einer ganz anderen Welt erwarten.«
    Ich erwiderte aufrichtig: »Alle die hoch gerühmten spanischen Konquistadoren

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