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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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jüngste und schönste Dienerin in mein kleines Zimmer führen, mich entkleiden und mir auf mein Lager helfen mußte. Dann bedachte sie unaufgefordert meinen Tepuli mit wundervoll feurigen Liebkosungen, wie ich sie zum ersten Mal an jenem denkwürdigen Geburtstag durch den Mund der Auyanimi in Aztlan erfahren hatte, und später noch oft von meiner Cousine Améyatl und anderen Frauen. Kein Mann ist jemals zu betrunken, um dieses Erlebnis nicht voll Wonne zu genießen.
    Deshalb bat ich hinterher die Dienerin, sich zu entkleiden, denn ich wollte ihrer Xacapili dankbar die gleiche Aufmerksamkeit erweisen. In meinem benebelten Zustand wurde es mir erst sehr viel später klar, daß es für eine Xacapili viel zu groß war. Da zuckte ich zurück, aber nicht vor Abscheu, sondern weil ich über meinen Irrtum lachen mußte. Der schöne Junge wirkte verletzt, stand auf, und sein Tepúli schrumpfte augenblicklich beinahe auf die Größe einer Xacapili zusammen. Dieser Anblick inspirierte mich in meinem betrunkenen Zustand von neuem. Deshalb winkte ich ihn wieder zu mir. Als er ging, gab ich ihm trunken und verschwenderisch zum Dank eine Maravedi-Münze. Ich schlief ein und erwachte am nächsten Tag mit erdbebenartigen Kopfschmerzen und nur einer sehr schemenhaften Erinnerung an das, was der Junge und ich alles miteinander ausprobiert hatten.
    Angesichts der Fülle bereitwilliger Frauen und Mädchen – von Jungen ganz zu schweigen – und des Reichtums an anderen guten Dingen hätte ich vermuten können, ich sei vorzeitig nach Tonaticuan oder in eines der anderen Paradiese versetzt worden, in denen ewige Freude herrscht. Neben der grenzenlosen sexuellen Freizügigkeit bot Michihuácan in Hinblick auf Essen und Trinken eine erstaunliche Vielfalt – köstliche Fische aus Flüssen und Seen, die man sonst nirgends findet, Eier und geschmortes Fleisch der Schildkröten, die es am Meeresstrand im Überfluß gab, in Lehm gebackene Wachteln, geröstete Kolibris, Schokolade mit einer Prise Vanille und natürlich den unvergleichlichen Chápari. Das Land selbst war mit seinen blumenübersäten, sanft gewellten Wiesen, den glitzernden Bächen und klaren Seen, den üppigen Obstgärten und Feldern ein Fest für die Augen, besonders dann, wenn man den Blick zu den blaugrünen Bergen in der Ferne hob. Ein gesunder, kräftiger junger Mann konnte durchaus in Versuchung geraten, für immer in Michihuácan zu bleiben. Auch ich wäre vielleicht geblieben, hätte ich nicht einen Auftrag zu erfüllen gehabt.
    »Ayya, hier werde ich keine Krieger anwerben können«, seufzte ich. »Ich muß weiterziehen.«
    »Wie wäre es mit kriegerischen Frauen?« fragte meine derzeitige Gefährtin. Sie war eine blendend aussehende junge Frau, deren dichte Wimpern im Gegensatz zu dem sonst unbehaarten und strahlend schönen Antlitz noch verführerischer wirkten. Sie hieß Pakápeti, das bedeutet Zehenspitze. Als ich sie verständnislos ansah, fügte sie hinzu: »Es war ein Fehler der Spanier, nur unsere Männer zu töten oder zu verschleppen. Sie verkennen die Fähigkeiten von uns Frauen.«
    Ich rief belustigt. »Frauen? Kriegerinnen? Unsinn!«
    » Du redest Unsinn!« fauchte sie. »Ebensogut könntest du behaupten, ein Mann kann schneller auf einem Pferd reiten als eine Frau. Ich habe spanische Männer und Frauen auf Pferden gesehen. Es hängt vom Pferd ab, wer schneller reitet.«
    »Ich habe weder Männer noch Pferde«, erwiderte ich unglücklich.
    »Du hast eine Waffe«, sagte Zehenspitze und wies auf meine Arkebuse. Ich hatte den ganzen Nachmittag damit geübt und mit unterschiedlichem Erfolg versucht, Ahuácatin-Früchte von einem Baum neben ihrer Hütte zu schießen. »Eine Frau könnte sie genauso geschickt benutzen wie du«, fuhr sie fort. Ich gab mir große Mühe, nicht laut zu lachen. »Du brauchst mehr von diesen Donnerstöcken, mach welche oder stehle sie …«
    »Das ist genau meine Absicht, sobald ich eine Truppe zusammen habe, die groß genug ist, ein solches Vorhaben zu rechtfertigen.«
    »Ich brauchte nicht weit in der Gegend herumziehen«, sagte sie, »um für dich eine beachtliche Zahl starker, kampfwilliger und rachsüchtiger Frauen anzuwerben. Abgesehen von jenen, die sich die Spanier als Haussklavinnen oder Bettwärmer genommen haben, würde uns nicht einmal jemand vermissen, falls wir aus unseren Hütten und Häusern verschwänden.« Ich wußte, was sie meinte. Bisher hatte ich auf meinem Weg nach Westen die vielen spanischen Estancias gemieden,

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