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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Vorzug. Die Frauen der Spanier sind auf dem Kopf und am Körper behaart. Die spanischen Soldaten werden neugierig sein. Sie werden eine Frau, die unbehaart ist, nun ja, … sagen wir, genau untersuchen wollen!«
    Die meisten in der Runde nickten zustimmend. »Geht zu jedem Wachsoldaten, zu jedem Posten«, fuhr die Yaki-Frau fort, »einzeln oder zu mehreren. Laßt eure Reize spielen. Tut, was notwendig ist, damit die Soldaten entweder vor Liebeslust den Kopf verlieren, oder wenn ihr soweit gehen wollt, laßt ihnen ihren Willen, bis sie schlaff und hilflos sind. Dann stehlt ihr ihnen die Donnerstöcke.«
    »Und alle anderen Waffen, die sie möglicherweise haben«, fügte ich schnell hinzu. »Außerdem das Pulver und das Blei für ihre Waffen.«
    »Jetzt?« fragten mehrere Frauen eifrig. »Sollen wir die Soldaten sofort suchen?«
    Ich erwiderte: »Ich wüßte nicht, was dagegen spricht, wenn ihr wirklich bereit seid, eure weiblichen Reize für unsere Sache einzusetzen. Aber ihr werdet verstehen, daß ich keine Zeit hatte, mir einen umfassenden Plan auszudenken. Mit Sicherheit muß unsere Truppe noch sehr viel größer werden. Und um mehr Krieger zu finden, muß ich weit über die Grenzen dieses Landes hinausgehen.«
    »Ich begleite dich«, erklärte Zehenspitze entschlossen. »Wenn ich in dieser kurzen Zeit so viele Frauen auftreiben konnte, gelingt mir das bestimmt auch bei anderen Völkern und in anderen Ländern.«
    »Sehr gut«, sagte ich, denn ich hatte keine Einwände gegen die Begleitung einer so unternehmungslustigen und hübschen Frau. »Da wir beide fort sein werden, Pakápeti«, fügte ich hinzu und räumte ihr damit großzügig den Rang einer gleichberechtigten Führerin ein, »schlage ich vor, daß wir gemeinsam eine stellvertretende Anführerin bestimmen.«
    »Ja«, sagte sie und blickte über die versammelten Frauen. »Warum nicht du, Kameradin?« Sie wies auf die Yaki-Frau.
    »Nein, nein«, widersprach G’nda Ké betont zurückhaltend und bescheiden. »Die tapferen Purémpe sollten von einer Frau ihres Volkes geführt werden. Außerdem muß G’nda Ké wie du und er andernorts für unsere Sache arbeiten.«
    »Dann«, sagte Zehenspitze, »schlage ich Kurupani vor.« Sie wies auf die Frau, die wie ein Kojote aussah. Auch sie hatte den falschen Namen bekommen, denn sie hatte nichts von einem ›Schmetterling‹, aber das bedeutet dieses Pore-Wort.
    »Einverstanden«, sagte ich und wandte mich direkt an Schmetterling. »Es mag lange dauern, bis wir einen richtigen Krieg gegen die Weißen führen können. Aber während Pakápeti und ich das Land nach Rekruten durchsuchen, bist du verantwortlich für den Feldzug zur Beschaffung von Waffen.«
    »Und mehr nicht?« fragte die Frau und wies auf die Schale voll Glut – derzeit die einzige Waffe der Frauen. »Können wir nicht auch ein bißchen brennen?«
    Ich rief: »Ayyo, selbstverständlich! Ich bin für alles, was die Spanier beunruhigt und herausfordert. Außerdem werden brennende Vorposten oder Haziendas ihre Aufmerksamkeit von den größeren Kriegsvorbereitungen ablenken, die Pakápeti und ich möglicherweise an anderer Stelle treffen werden. Nur eins, Schmetterling. Bitte belästigt keines der Dörfer um Pátzcuaro mehr. Weder Pater Vasco noch seine friedlichen Mexica sind unsere Feinde.«
    Die Frau erklärte sich widerwillig damit einverstanden. G’nda Ké runzelte die Stirn. Sie schien meine Anweisungen in Frage zu stellen. Doch ich drehte ihr den Rücken zu und sagte zu Zehenspitze: »Wir werden von hier nach Norden gehen. Wenn du bereit bist, können wir sofort aufbrechen. Ich sehe, du hast dein Reisegepäck schon bei dir. Brauchst du vielleicht noch etwas anderes, was ich dir beschaffen kann?«
    »Ja«, erwiderte sie. »Tenamáxtli, ich will so bald wie möglich einen eigenen Donnerstock.«
     
     

15
     
    »Ich bestehe darauf«, sagte sie zehn oder zwölf Tage später. »Ich will einen eigenen Donnerstock haben. Das ist vielleicht die letzte Gelegenheit, einen zu bekommen.« Wir kauerten im Gebüsch auf einer kleinen Erhebung. Unter uns befand sich ein spanischer Vorposten. Es handelte sich nur um einen Holzschuppen, in dem zwei bewaffnete Soldaten stationiert waren. In einem umzäunten Gehege daneben standen vier Pferde. Zwei davon trugen Sättel und Zaumzeug.
    »Wir könnten auch für jeden von uns ein Pferd stehlen«, fuhr Zehenspitze fort und deutete auf die Pferde. »Wir würden bestimmt lernen, sie zu reiten.« Wir befanden uns an der

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