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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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fühlte sich dermaßen erschöpft, daß er am liebsten ein Nickerchen gemacht hätte, doch er beschloß, damit noch zu warten. Snaugenhutts Alpträume waren in seiner Vorstellung noch allzu lebendig.
    Außerdem mochten sich noch ein paar in der Nähe aufhalten, und nach allem, was er von ihnen gesehen hatte, wollte er nicht, daß sie in seine Träume hineinplatzten.

XVII
    Als Snaugenhutt am Abend aufwachte, war er vollständig wiederhergestellt und bereit zum Aufbruch. Zu seiner Überraschung mangelte es seinen Gefährten an der entsprechenden Begeisterung. Darum mußte er notgedrungen warten, während sie die Nacht im Schutz der verwitterten Findlinge verbrachten, und wunderte sich, warum sie so erschöpft waren, während er sich entspannt und frisch gestärkt fühlte.
    Snaugenhutts Alpträume hatten angenehmeren Träumen Platz gemacht, und alle hatten einen geruhsamen Schlaf. Nach einem kurzen Frühstück kletterten sie auf ihr nachdenklich gestimmtes, inzwischen aber vollständig wiederhergestelltes vierbeiniges Transportmittel und drangen weiter in die Tamas-Wüste vor.
    Die Landschaft wurde immer großartiger. Sie bewegten sich jetzt zwischen Steintürmen, die wütender Wind und ungeduldiges Wasser zu einer Vielfalt phantasievoller Formen gestaltet hatten. Zarte Finger aus Schichtgestein ragten Hunderte von Fuß in den Himmel, während Flüsse aus zerbröckeltem Fels in erstarrtem Tosen die Hänge dräuender, flacher Tafelberge hinunterflossen. Die strahlenden Farben der Mineralien reichten von reinem Weiß bis zu tiefem Kastanienbraun, das Buncan an edle Weine erinnerte, wie er sie in den Läden von Lynchbany gesehen hatte. Streifen schwarzen Basalts und schimmernden Obsidians durchzogen die helleren Gesteinsschichten wie ge- schrumpfte Adern in den Leichen gefallener Riesen.
    Sie kamen an einer Wand aus massivem Peridot vorbei, einem tiefgrünen Edelstein vulkanischen Ursprungs, der aus sich heraus zu leuchten schien, und mußten die Augen von diesem blendenden Glanz abwenden.
    Squill schaute so lange hin, bis ihm Tränen über die Wangen liefen, und das nicht nur, weil er geblendet war. »Was für eine Gegend! Wenn man wollte, könnte man 'ier 'undert Jahre lang Juwelen raus'olen, ohne daß einem der Nachschub ausge'en würde. Stimmt doch, Gugelund, oder?«
    Der Händler nickte. »Das ist schon ein bemerkenswertes Vorkommen.«
    »Bemerkenswert? Scheiße, das is verdammt noch mal einzigartig.«
    »Bergbau ist Schwerstarbeit, Squill.« Buncan verlagerte sein Gewicht auf der unnachgiebigen eisernen Sitzunterlage. »Und du bist doch allergisch gegen harte Arbeit, erinnerst du dich?«
    Der Otter verzog den Mund. »Oi, das stimmt. Das 'atte ich 'nen Moment lang vergessen.« Er verstummte, während Gugelund sich dafür entschied, den Weg zwischen zwei spröden Sandsteinsäulen hindurch fortzusetzen.
    Das Nachtlager schlugen sie am Rande einer Erosionsrinne auf. Ein kleiner Bach plätscherte ihren gewundenen Lauf entlang und rann klar und kalt über glitschige Sandsteinplatten. Es gab mehrere tiefe Tümpel, von denen einer den Ottern Gelegenheit gab, sich lautstark zu erfrischen.
    In Poukelpo war immer nur von der öden, unerbittlichen Tamas-Wüste und den endlos ausgedehnten, windgepeitschten Fels- und Steinöden die Rede gewesen. Bis jetzt hatte sich die Realität als wesentlich grüner und feuchter erwiesen. Sie waren nicht nur einmal, sondern mehrmals auf Wasser gestoßen, und ihre Fässer waren so voll wie zu Anfang.
    Vielleicht, überlegte Buncan, ging nach dem ganzen Ärger, den sie an Orten erlebt hatten, wo sie nicht damit gerechnet hatten, jetzt in der einen Gegend, wo sie auf Schwierigkeiten gefaßt gewesen waren, zum Ausgleich einmal alles glatt.
    Wenngleich sich die Tamas-Wüste von einer unerwartet freundlichen Seite gezeigt hatte, war sie doch alles andere als ein einladender Ort. Sie waren seit ihrem Aufbruch von Poukelpo nicht nur niemandem begegnet, es gab auch keinerlei Anzeichen dafür, daß jemand in letzter Zeit hier vorbei gekommen war. Es gab keine Spuren von Reittieren, keinen achtlos weg geworfenen Zivilisationsmüll, nicht mal die erkaltete Asche alter Lagerfeuer. Sie waren wahrhaft allein.
    Die Erosionsrinne vertiefte sich zu einer atemberaubenden steilwandigen Schlucht, die sich nach Norden schlängelte. Gugelund verstand sich darauf, aus dem vor ihnen liegenden Gelände Rückschlüsse zu ziehen, außerdem war ihnen der fliegende Viz von Nutzen. Jedesmal, wenn der Händler einen

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