Der Sohn des Bannsängers
dafür sein.
Die Schnabeltiere erwiesen sich als liebenswürdige Gastgeber, und die Reisenden verbrachten einen höchst entspannenden Abend und eine Nacht in ihrer Obhut. Im Austausch für einige Kostproben aus Gugelunds Beständen gab ihnen der Bauer zusätzlich noch beträchtliche Vorräte an getrocknetem Fisch, Obst, Flußkrebsen und Süßwassermuscheln mit auf die Reise, außerdem noch Gemüse aus dem Garten. Selbst Gugelund mußte zugeben, daß die uferbewohnenden Einsiedler sich überaus anständig verhalten hatten. Nun bedauerten sie es nicht mehr, daß sie ihre Vorräte in Hygria nicht hatten auffrischen können.
Das Boot machte einen robusten Eindruck und war größer als erwartet. Es hatte vier Paar Ruder, die sie aber kaum benötigen würden, da sie flußabwärts fuhren, außer vielleicht um das Boot von den Felswänden fernzuhalten, sollte sich die Schlucht unerwartet verengen.
Der mit einem Lateinsegel geriggte Mast war solide verankert. Das Segel blieb eingerollt, als sie von der grob gezimmerten Anlegestelle ablegten und auf dem stillen Wasser des Nebenflusses auf den schnell dahinströmenden Sprilashoone zusteuerten.
Sie sahen zu, wie das Bauernhaus so weit zurückblieb, bis es hinter einer Flußbiegung verschwunden war. Die sechs Kleinen rannten am Ufer entlang und klapperten zum Abschied mit den Schnäbeln, bis auch sie außer Sicht gerieten.
Buncan fragte sich unwillkürlich, ob er das kleine Tal wohl jemals wiedersehen würde. Gugelund würde bestimmt zurück kehren, um die zurück gelassenen Handelswaren abzuholen.
»Das ist schon besser.« Er hatte die Bemerkung an niemand Bestimmten gerichtet. Er lehnte am Bug und schaute zu, wie die Schlucht an ihnen vorbeiglitt. Die Schichten aus Sandstein und Granit funkelten in der Morgensonne. Wilde Echsen und andere einheimische Tiere huschten aus Felsspalten hervor und hielten inne, um blöde auf das unter ihnen vorbeitreibende Boot hinunterzuschauen. Andere flohen vor dem Boot und unterbrachen kurzzeitig ihre Unterwasseraktivitäten.
»Eine eindeutige Verbesserung.« Squill, der sich mal eben eine Abkühlung genehmigt hatte, war über das niedrige Heck wieder an Bord geklettert und lag nun auf dem Vorderdeck, wo er sich in der Sonne aalte. Gugelund bediente die Ruderpinne, während Neena sich über die Reling gebeugt hatte und eine Pfote durchs Wasser gleiten ließ.
»Endlich wieder auf 'nem Fluß.« Sie stieß einen leisen, pfeifenden Seufzer aus. »Damit 'ab ich schon gar nich mehr gerechnet.«
»Freut mich, daß es dir gefällt.«
Sie wandte sich dem Händler zu, »‘ast du eigentlich nie gute Laune, Chef? Du solltest mal probieren, wie mein Bruder und ich zu sein.«
»Nur ein Otter ist wie ein Otter«, deklamierte Gugelund ernst.
»Eure Art besitzt die höchst außergewöhnliche Gabe, sich selbst unter widrigen Umständen zu ergötzen.«
»Mag sein, Griesgram, aber selbst du müßtest doch zugeben, daß die gegenwärtigen Umstände kaum ›widrig‹ zu nennen sind.«
»Ich muß gestehen, daß mich unsere gegenwärtige Lage zunehmend optimistisch stimmt.«
»Mann, übertreib mal nich. Du könntest dich sonst noch übernehmen.«
»Der alte Wagen fehlt mir«, fuhr Gugelund fort, »aber man muß bereit sein, bei der Verfolgung großer Ziele auch Opfer zu bringen.« Er legte die Pinne ein wenig mehr nach Backbord.
»Ich muß zugeben, daß diese Art des Reisens für gewisse spezielle Körperteile sowohl kühler als auch angenehmer ist.«
»Da ‘ast du verdammt recht.« Neena griff nach einem an der Oberfläche schwimmenden Fisch und verfehlte ihn. »Also kühl dich ab und genieß es.«
Es kostete ihn eine bewußte Anstrengung, doch am vierten Tag der Bootsfahrt rangen die Annehmlichkeiten der Reise und die Aussicht, daß es so weitergehen könnte, dem mürrischen Händler schließlich ein erstes Lächeln ab. Die Strömung war stärker geworden, und die Wände der Schlucht ragten nun steiler nach oben, aber sie kamen mühelos voran.
Eines Nachmittags vernahm Squill ein fernes Summen. Er räkelte sich gerade am Heck, nahe bei Buncan, der die Ruderpinne übernommen hatte. Gugelund und Neena waren unten in der Kabine und kümmerten sich ums Mittagessen.
»Ich 'ör was«, murmelte der Otter und setzte sich aufrecht hin.
»Was 'örst du?« Neena tauchte von unten auf, ein Tablett mit unterschiedlich belegten kalten Schnitten in Händen.
»Stromschnellen?«
»Wahrscheinlich.« Squill langte zu, aß jedoch mit ungewohntem Ernst.
Es
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