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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Hitze… Gegen den Durst dürften sie nur lauwarmen Geisterschweiß trinken, und zum Essen gäbe es Froschlaich, frisch von der Höllenkröte…
    Sampsas Stimmung hatte sich ein wenig gebessert, als er in Pentele ankam. Er parkte den Wagen vor dem Haupthaus, trug die Kultfigur in die Bibliothek, wo er sich normalerweise aufhielt, entfernte das schützende Papier und überlegte, was er mit der Statue anfangen könnte.
    Die Figur stammte aus Kittilä, vom Ufer des Sees Pallasjärvi, wo sie irgendein Lappe geschnitzt hatte. Es war eine besonders kostbare Götterdarstellung, um ein Vielfaches wertvoller als zum Beispiel irgendeine, vom Hof des Zaren stibitzte Ikone, wie sie dann und wann nach Finnland geschmuggelt und zu gesalzenen Preisen an wohlhabende Sammler verschachert wurden. Sampsa war sicher, daß für diese Kultfigur niemand auch nur das geringste bezahlt hätte. So etwas war nicht gefragt, obwohl es eine echte Götterdarstellung war und nicht nur ein Gemälde von irgendeinem kleinen Heiligen.

4
    Traurig betrachtete Sampsa Ronkainen die morsche Kultfigur. Er überlegte, was er damit anfangen sollte und wo er sie hinstellen könnte. Am besten wäre es, die Figur mit Holzschutzfarbe zu versehen, damit der alte Fischgott nicht endgültig vermoderte, aber war eine solche Behandlung angemessen?
    In den Zimmern des Obergeschosses stand jede Menge alter Plunder herum: ein halbes Dutzend Spinnräder, unzählige rissig gewordene Rockenaufsätze, alte Möbel, Stühle, an denen ein Bein oder die Lehne fehlten, zerbrochene Wiegen, Butterfässer ohne Boden, Vasen, die einen Sprung hatten…. allerlei alter Krempel, der darauf wartete, instand gesetzt zu werden. Sampsa kümmerte sich persönlich um den Zustand der angeschlagenen Gegenstände. Jedesmal wenn er einige Stücke restauriert hatte, lud er sie in den Lieferwagen und fuhr nach Helsinki, wo Frau Moisander versuchte, sie zu verkaufen. Möbel aus herrschaftlichen Häusern, die neu bezogen werden mußten, brachte Sampsa zum Polsterer nach Olari. Er selbst konnte nicht polstern, erledigte aber die Vorarbeiten, entfernte die alte Lackierung und verblichenen Bezüge und leimte lose Teile wieder an.
    Grinsend betrachtete die Kultfigur Sampsa und seine alten, wackligen Möbel. Irgendwie paßte sie nicht so recht zu den Sachen, die verkauft werden sollten. Dafür sah sie zu menschlich aus. Durch ihr Grinsen schien sie Sampsa davon überzeugen zu wollen, sich nicht mehr um Frau Moisander, Anelma, Sirkka und deren »Bruder« zu scheren. Kultfiguren waren so, sie spürten, mit was sich ihre Besitzer beschäftigten. Was sollte man auch mit ihnen anfangen, hätten sie dieses Feingefühl nicht? Schließlich lohnte es sich nicht, eine Kultfigur zu schnitzen, die kein Verständnis für die Sorgen des Menschen hatte.
    Sampsas Leben war in mancherlei Hinsicht kompliziert. Im Herbst würde er das Antiquitätengeschäft aufgeben müssen. Damit würden alle Einkünfte ausbleiben, und das bedeutete, daß der Ronkaila-Hof verkauft werden müßte. Wenn auch nicht der ganze Hof, so doch zumindest viele weitläufige Waldparzellen. Übrigbleiben würden das Haupthaus, der neue Teil des Hofs, Anelma, Sirkka… Sampsa seufzte schwer. Er blickte auf den Flieder vor seinem Fenster. Manchmal konnte er stundenlang das Fliederlaub betrachten, wie es sich leise raschelnd bewegte.
    Vom neuen Gebäude her klang das schrille Läuten der Essensglocke. Sampsa wurde nie von ihr zur Mahlzeit gerufen. Er verpflegte sich selbst, aß wie ein typischer Junggeselle, was er gerade im Kühlschrank fand. Anelma hatte die Angewohnheit, die Essensglocke immer dann zu läuten, wenn sie mit Sampsa sprechen wollte. Sie kam so gut wie nie in das alte Haus hinüber, denn sie behauptete, dort spuke es. Daher zerrte sie so lange am Glockenschwengel, bis es Sampsa nicht mehr aushielt und das Fenster öffnete. Anelma rief:
    »Am nächsten Sonntag veranstalten wir ein Gartenfest! Ich habe die Einkaufsliste fertig, du kannst die Sachen besorgen, wenn du das nächste Mal in die Stadt kommst.«
    Anelma legte einen Zettel auf das Verandageländer. Als Beschwerer stellte sie einen kleinen Teller darauf.
    Sampsa rief hinunter, er wolle kein Fest, und außerdem könne er sich so etwas auch nicht mehr leisten.
    »Verkauf Wald! Ich habe schon die Einladungen geschrieben und alles. Sei jetzt so lieb und erledige das, schließlich hast du ein Auto.«
    Sampsa schloß das Fenster. So ging das jedesmal. Man überschüttete ihn mit

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