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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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daran gedacht, Wald zu verkaufen.«
    Nyberg lachte, als hätte Sampsa einen guten Witz zum besten gegeben.
    »Das hat doch nichts mit Verkaufen zu tun! Den Herren vom Finanzamt braucht man da gar nichts zu erzählen, ich ziehe die Stämme heimlich zur Säge. Ich denke dann bei der Pacht daran, oder wir können von mir aus gegen Kartoffeln tauschen. Immer wenn du welche brauchst, holst du sie dir bei uns aus dem Keller, wann du willst, von mir aus mitten in der Nacht. Für einen Nachbarn mache ich immer einen guten Kartoffelpreis!«
    Sampsa vermutete, daß Nyberg wieder einmal versuchte, das Baumaterial für seinen Schweinestall mit ein paar Kilo halbverfaulter Kartoffeln zu begleichen. Das war vielleicht ein frecher Hund! Kein Wunder, daß solche Typen Aufseher in Gefangenenlager wurden und dann hinterm Stacheldraht Menschen totschlugen.
    Sampsa erinnerte sich an Nybergs Vater, einen sympathischen Menschen, der in den dreißiger Jahren seinen schwedischen Namen in die wörtlich übersetzte finnische Version Uusimäki umgeändert hatte. Sein Sohn hatte trotzdem wieder den alten Namen verwendet. Ob der Enkel aus Nyberg wieder Uusimäki machen würde?
    Nyberg wurde auf das Paket unter Sampsas Arm aufmerksam.
    »Was hast du denn da drin? Doch nicht etwa Rockenaufsätze? «
    Sampsa dachte kurz nach. Wenn er sagte, daß es sich nur um ein Stück Kiefernholz handelte, würde das jede Menge Fragen aufwerfen. Was für ein Stück Kiefernholz? Wozu? Wo willst du hin mit einem Stück Kiefernholz? Wenn er behauptete, in dem Paket stecke ein Stück Drainagenrohr, käme Nyberg sofort auf die Idee, zu fragen, warum Sampsa das Rohr in Papier gewickelt hatte. War das Rohr so geheim, daß man es seinem Nachbarn nicht bei Tageslicht zeigen konnte?
    »Das ist bloß eine Kultfigur, unbehandelt, aber sonst in gutem Zustand.«
    Nyberg dachte ein Weilchen nach. Dann murmelte er einsilbig und ein bißchen verärgert:
    »Na dann, wenn’s eine Kultfigur ist. In einem großen Haus muß es ja schließlich Kultfiguren geben.
    Denk über die Sache mit dem Wald nach, und die Drainagearbeit muß spätestens im nächsten Sommer erledigt werden! Ich bin stur, da brauchst du gar nicht erst zu protestieren.«
    Nyberg stieg wieder auf den Traktor, ließ ihn an und setzte seine Giftverteilung fort. Sampsa huschte in den Wald, wo er eine Weile im Unterholz herumirrte, bis er den Platz fand, an dem er als Kind gespielt hatte. Verärgert setzte er sich auf den Opferstein. Er entfernte das Papier von der Kultfigur, knüllte es zu einer Kugel zusammen und legte es auf die Felsplatte. Dann schichtete er trockene Zweige zu einem kleinen Holzstoß auf, zündete das Papier an und sah geistesabwesend in die Flammen. Als das Feuer gut brannte, stellte Sampsa die Kultfigur zwei Meter daneben auf den Fels, zog die Whiskyflasche aus der Tasche und goß die gelbbraune Flüssigkeit in die Flammen. Es zischte, als der Whisky verbrannte. Den Rest der Flasche vergoß er auf dem heiß gewordenen Stein, wo der Whisky in kleinen, eiszeitlichen Furchen brennend davonrann. Sampsa ließ sich auf alle viere nieder, führte den Mund an den brennenden Whisky, holte tief Luft und befeuchtete die Zunge mit der starken Flüssigkeit. Zwischendurch blickte er auf die Kultfigur und dachte, daß dort wohl sein einziger Freund stand. Wenigstens war das jemand, der nicht in einem fort irgendwelche Dienste oder Geld von ihm verlangte.
    Bald erlosch das Feuer, der Whisky wurde vom Moos aufgesaugt, und damit endete das Ritual. Sampsa setzte sich ins Gras. Wieder kam ihm Nyberg in den Sinn. Wenn der Nachbar seine Arbeit beendet hatte, würde er zum Laden fahren, ein paar Flaschen Bier kaufen und eine davon noch an Ort und Stelle trinken. Dabei würde er dann mit lauter Stimme erzählen, daß er wieder mal den Rocken-Ronkainen getroffen habe, ha ha! »Hat irgend so eine verdammte Kultfigur in den Wald getragen, ob ihr’s glaubt oder nicht. Ist überhaupt ein komischer Kerl. Wenn ich so einen Hof hätte wie der, würde ich doch nicht mit diesen dämlichen Rockenaufsätzen handeln! Aber was geht’s mich an, soll er doch machen, was ihm gefällt. Ich rede nicht hintenrum über andere Leute, ich sage nur, verdammt noch mal, daß das schöne Land einem jämmerlichen Nichtsnutz in die Hände gegeben worden ist.«
    Anschließend würden sie im Laden ausführlich die Situation des Ronkaila-Hofs analysieren. Man würde Stellung beziehen zu Anelmas Morgenrock, sich über Sampsas Unfähigkeit auslassen,

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