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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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wahrlich kein Mangel.
    Rutja meinte jedoch, es wäre besser, die Hysteriker vorerst in Ruhe zu lassen. Der Hof mußte renoviert werden, bevor man Patienten hinbringen konnte.
    »Da kommen doch nicht etwa auch solche hin, die total wahnsinnig sind?« fragte Notar Mälkynen vorsichtig. »Ich meine, solche Verrückten könnten zumindest am Anfang viel Ärger machen«, fügte er hinzu.
    »Wir fangen erst mal mit Hysterikern und Hypochondern an«, entschied Rutja. »Nehmt euch Urlaub, und haltet euch morgen früh bereit!«
    Rutja entließ die Elfen, Wichtelmännchen und Gnome, trug ihnen aber auf, ständig erreichbar zu bleiben, für den Fall, daß sie gebraucht würden. »Man weiß nie, wann das nächste Opferfest begangen wird«, sagte er zu den kleinen Leuten, die sich beeilten, wieder in ihre Schlupflöcher zurückzuwieseln.
    Zum Abschluß wurden für Psychiater Onni Osmola noch neue Hosen gekauft. Notar Mälkynen probierte sie an, Werbeleiter Keltajuuri verhandelte über einen Rabatt, und Rutja bezahlte.

20
    Der Sohn des Donnergottes fuhr mit seinen Jüngern in halsbrecherischem Tempo im Lieferwagen von Helsinki nach Suntio. Die Jünger ängstigten sich als Passagiere des Gottes schon auf der Autobahn zu Tode, doch als sie den Schotterweg erreichten, wandelte sich die Angst in pures Grauen. Der Sohn des Donnergottes wollte seine Fahrgäste beruhigen:
    »Ihr seid wie seinerzeit die Jünger Jesu. Auch sie fürchteten sich im Sturm auf dem See Genezareth, aber es geschah kein Unglück. Also müßt auch ihr keine Angst haben. So wie Jesus segeln konnte, so kann ich Auto fahren. Außerdem habe ich sogar einen Führerschein, den von Sampsa nämlich.«
    Nichtsdestotrotz beteten die Jünger heimlich zu Ukko Obergott, er möge sie während der Fahrt beschützen. Und so geschah es: Noch vor dem Mittag erreichten sie wohlbehalten Ronkaila. Rutja kurvte mit dem Wagen die Birkenallee entlang hinter das Hauptgebäude, direkt vor das neue Haus. Auf der Veranda saß Anelma, wie immer mit ihrem Morgenrock bekleidet. Sampsas angebliche Lebensgefährtin kochte drinnen Kaffee, und auf dem Sofa lag mürrisch und barfuß Sirkkas »Bruder« Rami, dem sich noch immer kein Weg in die Freiheit aufgetan hatte.
    Rutja stellte Anelma seine Jüngerschar vor. Sie schämte sich für ihre Aufmachung, bedauerte, nicht gewußt zu haben, daß Gäste kommen, und rief Sirkka in der Küche zu, sie sollte auch für die Neuankömmlinge Kaffee kochen. Danach nahm Anelma Rutja zur Seite und berichtete ihm die erschütternden Neuigkeiten. Im Haus war nach Sampsas Abreise nämlich Schreckliches vorgefallen. Es hatte angefangen zu spuken! Anelma zufolge war es sicher, daß sich im alten Gebäude ein schreckliches Monstrum einquartiert hatte, eine wahre Bestie. Außer ihr selbst, Sirkka und deren »Bruder« war auch Nachbar Nyberg drüben gewesen. Der war gerade so eben mit dem Leben davongekommen. Dann hatten sie die Polizei alarmiert, die hatte sich aber nicht getraut, das Haus wirklich gründlich zu durchsuchen, sondern war wieder weggefahren und hatte den Pfarrherrn Salonen zu Hilfe geholt. Seitdem hatte es sich der Pfarrer zur Gewohnheit gemacht, dem Haus jeden Tag einen Besuch abzustatten. Manchmal blieb er mehrere Stunden in dem alten Gemäuer und schien sich in der Bibliothek mit jemandem zu unterhalten.
    »Das ist einfach fürchterlich«, jammerte Anelma. »Sampsa, du bist doch der Mann im Haus, du mußt den bösen Geist verjagen«, bat sie.
    Rutja hörte Anelmas Gejammer nur mit halbem Ohr zu. Als er hörte, daß sie ihn Sampsa nannte, warf er ein, er habe seinen Namen in Rutja geändert. Notar Mälkynen zeigte Anelma die offizielle Namensänderungsbescheinigung mit Stempel und allen Unterschriften.
    Anelma konnte das alles nicht recht begreifen. Weshalb verhielt sich Sampsa in letzter Zeit so hart und entschlossen? Und was hatte es für einen Sinn, seinen eigenen guten Namen gegen ein ordinäres Rutja einzutauschen? Gab es in diesem Haus nicht schon Merkwürdigkeiten genug, auch ohne einen Rutja? Gütiger Himmel!
    Rutja sagte, wenn der Pfarrherr jeden Tag zu Besuch käme, hätte Anelma doch keinen Grund, sich vor Gespenstern zu fürchten.
    »Salonen hat angeblich letzten Sonntag nicht gepredigt. Es wird erzählt, es habe bloß Choräle gegeben, aber keine Predigt… Dieser Geist hat auch den Pfarrherrn schon verhext«, versuchte es Anelma von neuem, aber Rutja kehrte ihr den Rücken zu und führte seine Jünger ins neue Haus. Dort lag Sirkkas

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