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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Jahrhundertkalenders überprüft worden.
    Hinterher hatte er blitzschnell Zahlen multipliziert, bis es in die Milliarden ging, und schließlich aus dem Handgelenk Quadrate mit Ziffern gefüllt, die immer dieselbe gewünschte Zahl ergaben, ob man sie nun von links nach rechts oder von oben nach unten addierte.
    „Dann bis zum nächsten Mal“, meinte die Kassiererin höflich, als Frau Bandel die eingekauften Waren verstaut und Professor Keller sie bezahlt hatte.
    „Und bitte noch Ihren Kognak“, sagte der Geschäftsführer. „Französischer“, fügte er hinzu und meinte dann lachend zu den immer noch herumstehenden Kunden: „Übrigens ein ganz ausgezeichnetes Sonderangebot, das ich auch Ihnen, meine Herrschaften, empfehlen möchte.“
    Während daraufhin allgemein gelacht wurde, steckten zwei Frauen die Köpfe zusammen.
    „Wieso macht sie ihm überhaupt den Haushalt“, flüsterte die eine.
    „Sie wird’s nötig haben“, zischelte die andere.
    „Weder noch“, ließ sich plötzlich Frau Erika Bandel in voller Lautstärke vernehmen, sie hatte beim Einpacken jedes Wort mitgehört. „Meine Milchbar ist gerade keine Goldgrube, und ich würde mich gar nicht schämen, wenn ich was dazuverdienen müßte.“ Sie schob ihren Einkaufswagen zur Seite, und der Professor nahm ihr eine von den zwei schweren Einkaufstaschen ab. „Aber deshalb mache ich es nicht.“ Sie blickte den beiden Frauen belustigt in die Gesichter. „Sondern ich mag nun mal komische Käuze.“ Damit verschwand sie zusammen mit dem weißhaarigen, älteren Herrn, dessen Schultern ein wenig gebeugt waren, in der Drehtür.
    Draußen kletterten beide in einen ziemlich alten, zitronengelben Pritschenwagen. Der linke Kotflügel war verbeult, und die ein wenig zerlöcherte Plane flatterte im Wind, als sie losfuhren.
    „Geärgert?“ fragte der Professor, nachdem er eine ganze Weile wortlos hinter dem Steuerrad gesessen hatte.
    „Nicht die Bohne“, konterte Frau Erika Bandel lachend und drehte das Autoradio an. Als sie den Güterbahnhof hinter sich hatten und der Professor mitten zwischen Schrebergärten in der Haselnußstraße zu seinem Grundstück einbog, behauptete ein Sänger gerade lauthals, daß die Liebe eine Himmelsmacht sei. Da das Radio genauso alt war wie der ganze Pritschenwagen, schepperte seine Stimme ein wenig.
    An der Einfahrt wartete ein gelber Postwagen.
    „Na endlich“, begrüßte der Fahrer den Professor. „Ich warte mit dem Zeug schon geschlagene zwanzig Minuten. Aber ich wollte nicht einfach wieder damit abhauen. Immerhin steht ,Verderbliche Ware’ drauf, und es kommt per Eilboten.“
    „Das war sehr freundlich von Ihnen“, entgegnete der weißhaarige Herr mit der goldgefaßten Brille. „Das sind Algen vom Forschungsinstitut Dagebühl an der Nordsee. Sie müssen wirklich ganz schnell ins Wasser.“
    „Und wieso die Metallbehälter?“ wollte der Mann von der Post wissen.
    «Da sind Humidor-Systeme eingebaut“, erklärte der Professor. „Sie regulieren während des Transports Verdunstung und Feuchtigkeitsgrad.“ Er sagte das so nebenbei, als er aus seinem Auto kletterte.
    „Donnerwetter, was Sie alles im Kopf haben müssen“, staunte der Postler. „Bitte, wenn Sie den Empfang quittieren wollen.“ Er hielt Herrn Keller jetzt einen Schein und einen Kugelschreiber hin. „Na ja, Sie sind ja auch Professor und Gelehrter.“
    Der weißhaarige Herr unterschrieb und entgegnete dabei: „Gelehrsamkeit, mein junger Freund, ist nichts anderes als Staub, der aus einem Buch in einen leeren Schädel geschüttet wird.“ Dabei angelte er in seiner Hosentasche nach einem Trinkgeld. „Nochmals besten Dank und ein schönes Wochenende.“
    „Gleichfalls“, erwiderte der Mann von der Post und brauste wieder davon.
    „Ich bringe jetzt schleunigst die Algen ins Laboratorium“, sagte der Professor und bückte sich dabei nach dem Metallbehälter, „und dann gebe ich den Fischbassins frisches Wasser.“
    „Was wohl bedeutet, daß ich die Mäuse füttern soll und auch die Meerschweinchen?“ stellte Frau Bandel lachend fest.
    „Ja, das wäre sehr schön“, rief der ältere Herr nach hinten und verschwand an den ziemlich wild wuchernden Hecken vorbei im Haus.
    Als Frau Erika Bandel ihre Einkaufstaschen aus dem Pritschenwagen gewuchtet hatte und ihm gerade nachgehen wollte, kam nebenan Herr Pohmann aus seinem nagelneuen Reihenhaus. Er war im Trainingsanzug und winkte herüber.
    „Hallo, Herr Bademeister“, rief Frau Bandel und

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