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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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auf, du stinkende Bisamratte, wir werden die Wipfel von zwei jungen Bäumen zusammenbinden und dann deine Arme an ihnen befestigen.“ Er war mit seinem runden Schädel jetzt ganz dicht zu dem Opfer am Marterpfahl herangekommen. „Und dann lassen wir die biegsamen Stämmchen zurückschnellen.“ Er lachte infernalisch, bis das böse Echo aus dem Wald zurückkam. „Nun, wie gefällt dir das?“
    Die Schüler der Maximilianschule mußten als siegreiche Sioux in ein widerwärtiges Geheul ausbrechen.
    „Und jetzt kommen Old Shatterhand und Winnetou zusammen aus dem Dickicht des Waldes“, las der Theaterdirektor aus seinem Textbuch vor. „Sie stoßen, einer nach dem anderen, laute Schreie aus, die Sioux erstarren, und Old Shatterhand schwingt mit kräftigem Arm seine Büchse —“
    „Entschuldigung“, sagte in diesem Moment Emil Langhans mit einem Blick auf seine Armbanduhr. „Wir müssen jetzt los. Es war vereinbart, daß wir um vier Uhr Schluß machen. In einer Stunde spielt unser Club im DFB-Pokal gegen Gillershausen, und da müssen wir dabei sein.“
    „Das ist wohl ein Witz?“ fragte der Theaterdirektor noch ganz ruhig. Aber gleich darauf sprang er, wie von einer Tarantel gestochen, von seinem Stuhl auf und donnerte los: „Schauspieler können meinetwegen Herzattacken kriegen, die Erde kann beben, ein Jaguar kann dich anfallen!“ brüllte er zu Emil Langhans hinüber. „Und wenn er dich in den Arm beißt, mit dem du gerade den Tomahawk schwingen sollst, dann sage ich ganz einfach, benutze gefälligst den anderen.“ Seine Stimme überschlug sich beinahe. „Niemand außer dem Regisseur kann eine Probe stoppen.“
    Die Schüler und sogar die Schauspieler des Stadttheaters wagten kaum mehr zu atmen.
    Bis jetzt Direktor Friedebold, wieder völlig ruhig und so, als ob nichts gewesen wäre, verkündete: „Also Schluß für heute. Wir sehen uns wieder morgen um dieselbe Zeit.“
    Schon eine halbe Stunde später hatten sich etwa tausend Zuschauer rund um den Fußballplatz hinter dem Straßenbahndepot versammelt.
    Kurz vor Spielbeginn liefen zuerst die Gäste aus Gillershausen ein und dann, in den Farben der Stadt, die Mannschaft aus Bad Rittershude. Blaue Hosen und gelbe Trikots.
    Ein paar Spieler aus der hiesigen Jugendmannschaft postierten sich rund um den Platz herum. Sie sollten die Bälle, die ins Aus geschossen wurden, wieder ins Spielfeld zurückbefördern.
    Karlchen Kubatz hockte sich neben eine der Eckfahnen, Ulli Buchholz war hinter dem gegnerischen Tor in Deckung gegangen, und Emil Langhans verteilte sich zusammen mit anderen Jungen hinter der Aschenbahn links und rechts am Spielfeldrand. Sie hatten ihre blauen Trainingsanzüge an mit dem Bad Rittershuder Wappen auf der linken Brustseite.
    Auf die Minute pünktlich pfiff ein Hamburger Schiedsrichter das Spiel an, nachdem die beiden Mannschaftskapitäne sich gegenseitig ihre Vereinswimpel geschenkt hatten.
    Auf dem Platz herrschte Hochstimmung.
    Immerhin spielte Bad Rittershude zum erstenmal um den deutschen Fußballpokal.
    Und als runde neunzig Minuten später die Sonne so ganz allmählich zuerst hinter dem Gaskessel verschwand und dann hinter dem Zobelberg, klingelte bei Herrn Kubatz zu Hause das Telefon.
    Sie werden es nicht für möglich halten“, brüllte Redakteur Hildesheimer in den Hörer. „Ich spreche aus der Zelle direkt vom Fußballplatz und kann draußen die Menschen sehen, wie sie unsere Mannschaft vom Feld tragen, Fahnen schwenken und unser Vereinslied singen!“
    „Ja, das ist zu hören“, antwortete der Chefredakteur der Bad Rittershuder Nachrichten. Er hatte rauchend auf seinem Liegestuhl in der Sonne gelegen und kurz vorher zu seiner Frau gesagt: „Selbst meine Pfeife schmeckt nach Frühling.“
    „Wir sind eine Runde weiter!“ brüllte Redakteur Hildesheimer weiter in sein Telefon. „Wissen Sie, was das bedeutet?“
    „Sie werden es mir bestimmt gleich sagen“, antwortete Herr Kubatz in aller Ruhe und nahm den Hörer ein paar Zentimeter vom Ohr.
    „Schon morgen wird ausgelost, wie es weitergeht“, erklärte der Redakteur. „Und da ist alles möglich.“
    „Könnten Sie mir freundlicherweise verraten, was zum Beispiel möglich ist?“ fragte Herr Kubatz neugierig.
    „Daß vielleicht Bad Rittershude in der nächsten Runde gegen einen Verein aus der Bundesliga spielt“, antwortete Redakteur Hildesheimer. „Es ist gar nicht so ausgeschlossen, daß wir dann in Frankfurt, Düsseldorf oder Hamburg antreten

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