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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Ende der Leitung. „Aber wenn Sie nur Innenministerium sagen, weiß Mister Webster schon Bescheid.“
    „Oh, ich Ihre Name kann sehr gut merken, Mister Fuller“, meinte Jenny ein wenig beleidigt.
    „Aber da bin ich ganz sicher, entschuldigen Sie“, erwiderte der Mann aus dem Innenministerium. „Wann erwarten Sie Mister Webster zurück?“
    „Kann sein in drei Tage, kann sein in eine Woche“, erwiderte die kaffeebraune Wirtschafterin. „Er sein mit seine Frau nach Dakota zu Indianer —
    „Nun, Sie sagen ihm Bescheid, wenn er wieder da ist“, sagte Mister Fuller. „Besten Dank und auf Wiederhören.“ Er legte auf, und dann zog er sein Jackett aus. „Wieder mal verdammt heiß heute“, murmelte er, blickte durch die Glaswand seines siebenundneunzigsten Stockwerks zum See hinunter und hinüber zu den riesigen Hafenanlagen. Dabei wischte er sich mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
    Und im selben Augenblick tat Mister Webster etwas Ähnliches. Allerdings beinahe tausend Kilometer entfernt von dem Staatssekretär, der gerade versucht hatte, ihn zu Hause telefonisch zu erreichen.
    Mister Webster schob seinen Panamahut aus der Stirn und stöhnte: „Es ist kaum auszuhalten.“ Er lehnte hinter dem Steuer einer riesigen schwarzen Limousine.
    „Du hast einen Hang zu Übertreibungen“, bemerkte seine Frau, die neben ihm saß. „Wir haben höchstens fünfunddreißig oder achtunddreißig Grad. Willst du ein Pfefferminzdrops?“
    „Das ist eine blendende Idee“, bemerkte Mister Webster und blickte in den Rückspiegel, um seinen Butler zu sehen, der im Fond des Wagens thronte.
    „Und Sie, Pennyfull, auch eine kleine Erfrischung?“
    „Besten Dank, Sir“, lehnte der Butler ab. Er saß, ohne sich zu rühren, ganz aufrecht, genau in der Mitte des breiten Rücksitzes. In tadellosem Hemd mit Krawatte und in seinem dunklen Anzug. Vermutlich bewegte er sich nicht, weil er sonst ins Schwitzen gekommen wäre.
    Mrs. Webster schien mit der drückenden Hitze am besten fertig zu werden. Sie hatte einen ziemlich großen Picknickkorb auf dem Schoß und fühlte sich zurückgelehnt und mit übereinandergeschlagenen Beinen wie zu Hause in einem Lehnsessel. Sie freute sich über den wolkenlos blauen Himmel und über die Landschaft, die so im Sechzig-Kilometer-Tempo vor den heruntergelassenen Fenstern vorbeizog. Im Lack des schwarzen Straßenkreuzers spiegelte sich die Standarte der USA, die auf dem rechten vorderen Kotflügel flatterte, und außen an der Wagentür stand unter einem Wappen in Goldbuchstaben dieselbe Aufschrift wie auf dem Messingschild vor der Villa in Chicago.
    Und das war keinesfalls überflüssig. Der Mann mit den hochgekrempelten Hemdärmeln, der gerade einen Pfefferminzdrops lutschte, sah nämlich keinesfalls so aus, wie man sich schlechthin höhere amtliche Personen vorstellt.
    Seit einer Stunde hatten sie das Flachland der Great Plains verlassen, und das Land stieg allmählich an. Trotzdem dehnten sich links und rechts der Straße immer noch bis zum Horizont endlose Felder mit Getreide, die vom Wind bewegt wurden.
    „Irgendwie muß ich an Meer denken“, stellte Mrs. Webster fest.
    „Bei dieser Affenhitze eine angenehme Vorstellung“, bemerkte ihr Mann.
    Nach dem Tal des Mississippi begann endgültig der Anstieg zum Gebirge. Hinter jeder Kurve veränderte sich die Landschaft.
    Plötzlich rollte die schwarze Limousine an lauter Rhododendronbüschen vorbei, und Schwärme von Eichhörnchen jagten davon. Dann gab es auf einmal nur dichten Laub- und Nadelwald, schließlich nichts als steile Felswände.
    „Es kann nicht mehr weit sein, ich rieche schon die Wasserfälle.“ Mrs. Webster schnupperte mit ihrer kleinen Nase wie ein Jagdhund.
    Und beinahe mit ihrem letzten Wort stieg am Horizont eine dünne, steile Rauchsäule in die Luft. Kurz darauf eine zweite und eine dritte. Fast in Sekundenschnelle breiteten sie sich aus, stiegen immer noch höher und wurden ganz schwarz.
    „Ein Steppenbrand, wenn ich mich nicht täusche“, meinte Pennyfull ängstlich. „Und nirgends ein Telefon, um die nächste Feuerwehr zu alarmieren.“
    Mister Webster lachte. „Das sind so eine Art Morsezeichen der Indianer. Und ich wette um eine Kiste Zigarren, daß wir damit gemeint sind. Irgendein Späher hat uns schon erkannt, und nun telegrafiert man auf diese Art unsere Ankunft.“
    „Sehr interessant.“ Das war das einzige, was Pennyfull zu antworten wußte. Aber dann fügte er noch hinzu: „Vermutlich werden

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