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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Metallrandbrille, bis endlich Ruhe eintrat. „Verkündet allen Stämmen, wenn ihr nach dem Fest wieder in eure fernen Weiden und Länder zurückkehrt, daß wir auch heute noch unsere Söhne im Geiste der Väter erziehen. Das Volk der Apachen wird weiterleben —“
    Die ganze Versammlung ließ laute Zustimmung hören, und Mister Webster klatschte in die Hände. Am liebsten hätte er dem Häuptling mit der flachen Hand begeistert auf die Schulter geschlagen und ihm mit einem Wasserfall von Worten zu seinen jungen Kriegern und vor allem zu seinem prächtigen Sohn gratuliert. Aber in Wirklichkeit sagte er nur: „Die jungen Wurzeln des ehrwürdigen Baumes sind gute Wurzeln.“
    „Mein weißer Bruder beschämt den alten Vater“, antwortete Kuguah.
    „Nein, er beneidet ihn“, antwortete Mister Webster.
    Eine Weile blickten beide zur Mitte des Platzes hinüber, wo sich inzwischen alle „Gezeichneten“ zwischen den Feuerstößen eingefunden hatten. Die dumpfen Schläge der Kriegstrommeln waren wieder zu hören. Und dann kam Sunkaku von seinem Wigwam her. Der Medizinmann näherte sich im Rhythmus der Trommelschläge und im Tanzschritt. Er hatte seinen Umhang aus Otterfellen abgelegt. Sein mächtiger, mit Fett eingeriebener Körper spiegelte sich im Licht des Feuers wie Bronze. Auf ein Zeichen von ihm übergaben die älteren Krieger den Knaben Speere und auch Gewehre. Dann bildeten sie tanzend einen Kreis um die Jungen mit den roten Kreisen auf der Brust, und jetzt begannen auch sie ihre Körper im Rhythmus der Trommeln zu bewegen. Die Knaben tanzten zum erstenmal den alten Waffentanz ihres Stammes.
    „Mein großer Bruder weiß, wie sehr mir das Volk der Apachen an mein Herz gewachsen ist—“, mit diesen Worten hatte inzwischen Mister Webster ein Gespräch mit dem Häuptling begonnen.
    Bald war auch der alte Chingachgook dazugekommen und hatte seinen Kopf ganz nahe zwischen die beiden anderen geschoben, damit ihm keines der gesprochenen Worte verlorenging.
    Lautes Rufen unterbrach schließlich das Gespräch der drei Männer.
    „Buah — hu!“
    Aller Augen richteten sich jetzt auf den Häuptling. Kuguah erhob sich, und mit ihm erhob sich der Rat seiner ältesten Krieger. Feierlich wie bei einer Thronbesteigung schritt die Gruppe zu den Feuern. Nun führte Sunkaku einen der „Gezeichneten“ nach dem anderen vor Kuguah und nannte jedesmal den Namen des Knaben. Und jeder erhielt jetzt aus den Händen des Häuptlings einen Kopfputz, jeweils bereits mit einer weißen Adlerfeder für die bestandene Probe.
    Als Kuguah seinen Sohn zum ersten Male im vollen Schmuck eines Kriegers vor sich sah, zeigten selbst seine Augen Freude.
    „Es ist ein großer Tag, mein Sohn.“
    „Ein großer Tag“, antwortete Tesu.
    „Zweifach groß für dich.“
    „Die Worte meines Vaters sind dunkel.“
    „Wenn ich mit dem Rat meiner Krieger gesprochen habe, werde ich dir Klarheit geben.“

Schlimme Nachricht für Tesu

    Chingachgook mußte beinahe das ganze Lager durchsuchen, bis er Tesu gefunden hatte.
    „Der Häuptling erwartet dich.“
    Die Große Schlange fingerte dabei an seiner Brille mit den dicken Gläsern herum. Man merkte, daß er sich als Überbringer der Botschaft in seiner Haut nicht ganz wohl fühlte.
    Tesu war zusammen mit Tokana in einer Gruppe junger Krieger gesessen. Er sprang sofort auf und folgte, ohne eine Frage zu stellen, dem alten Ratgeber seines Vaters. Als sie wortlos am Zelt des Häuptlings vorbeigingen, wußte Tesu, daß Kuguah seinen Sohn drüben in den Pueblos erwartete.
    „Tesu ist gekommen“, sagte der Junge, als er dort ein paar Minuten später den niedrigen Raum betrat, in dem die Verwaltung des Reservats ihre Beratungen abhielt. Gelegentlich fanden hier auch Gerichtsverhandlungen statt.
    An den Wänden hingen Poster der legendären Häuptlinge Sitting Bull und Red Cloud. Dazwischen war die Losung der Indianerbewegung an die Wand gemalt: Indian Power.
    Kuguah und seine Krieger hatten ihren Kriegsschmuck in den Zelten gelassen. Sie saßen auf Stühlen um einen großen Tisch herum und waren angezogen wie nordamerikanische Cowboys.
    Neben dem Häuptling der Apachen hatte Mister Webster Platz genommen.
    „Noch zwei Minuten, mein Sohn“, sagte Kuguah, als Tesu hereingekommen war. „Unser weißer Bruder berichtet uns gerade vom Stand der Verhandlungen in Washington.“
    „Nun, ich war ja fast schon am Ende“, bemerkte Mister Webster. Er trug heute ein dunkelblaues Wollhemd mit roten Streifen. dieses

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