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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Pagenkopf.
    „Na schön, aber ich garantiere für nichts“, sagte Emil und nahm den Bogen. Aber als er den Pfeil gerade angelegt hatte, trat Tesu neben ihn und verbesserte die Art, wie er den Pfeil hielt. Sputnik und der kleine Karlchen Kubatz streckten interessiert die Köpfe vor.
    Emil Langhans traf statt in die Mitte des O dicht unter das zweite C. Aber nach dem Aufschlag prallte dann auch sein Pfeil vom Stein der Mauer ab.
    „Nicht schlecht“, sagte Tesu. „Aber das du mußt noch lernen mit Hand und Finger, ich dir werde zeigen —“
    „Wäre mir angenehm, wenn ich dabeisein dürfte!“ wagte Karlchen Kubatz vorzuschlagen.
    „Willst du nicht auch?“ Emil hielt Tesu den Bogen hin.
    Tesu sah die Glorreichen Sieben der Reihe nach an. Dann stellte er sich an die Balkonbrüstung. Er hatte einige Pfeile genommen und warf einen nach dem anderen etwa einen Meter hoch in die Luft, um zu prüfen, welcher am besten das Gleichgewicht hielt. Der dritte war es offensichtlich. Tesu legte ihn auf die Sehne.
    Die Glorreichen Sieben hielten den Atem an.
    Tesu spannte jetzt den Bogen mit aller Kraft, er zielte nur eine knappe Sekunde, dann schoß er ab. Der Pfeil durchschnitt zischend die Luft und bohrte sich ziemlich genau in die Mitte des letzten O von COCA COLA. Dort blieb er stecken.
    „Gelernt ist gelernt“, stellte Karlchen Kubatz neidlos fest. „Ich gebe mich geschlagen.“
    „Einfach enorm“, krähte Emil Langhans und boxte Tesu freundschaftlich in die Seite.
    „Uff!“ sagte der junge Indianer wieder einmal und boxte genauso freundschaftlich zurück.
    „Es ist jammerschade“, meldete sich jetzt Karlchen Kubatz zu Wort. „Gerade wo’s gemütlich wird, ruft die Pflicht.“ Er hob sein rechtes Handgelenk mit der Armbanduhr in die Luft. „Wir müssen unsere Streuselkuchenorgie jetzt abbrechen. Die anderen warten nämlich schon seit ‘ner halben Stunde mit dem Training auf uns.“ Er war aufgesprungen und angelte seinen Fußball aus einem Sessel im Wohnzimmer.
    „Wir sind leider verabredet“, erklärte Emil Langhans Tesu. „Aber wenn du nicht mitkommen willst, bleibe ich bei dir und zeige dir irgendwas von Bad Rittershude.“
    „Das noch Zeit“, meinte der Sohn des Apachenhäuptlings Kuguah. „Einverstanden, mitkommen.“
    Emil spurtete noch schnell in den Hof, um die abgeprallten Pfeile einzusammeln.
    Inzwischen wollte Tesu dem Butler namens Alfred Brosius Bescheid sagen. Aber der junge, kräftige Mann war über einer Zeitung eingeschlafen und schnarchte seelenruhig vor sich hin. Da öffnete der junge Indianer nur ganz leise die hintere Wagentür, legte seinen schicken Trenchcoat auf den Rücksitz und setzte sich dann hinter Emil Langhans auf den Gepäckträger.
    Kurz darauf radelte der Pulk der Glorreichen Sieben bereits am Güterbahnhof vorbei.
    „Ihr laßt uns hier rumstehen wie die Weihnachtsmänner“, maulten die Jungen, die auf dem Platz des FC Bad Rittershude gewartet hatten. „Nicht die Bohne von Manieren.“
    „Wenn wir wenigstens einen Ball gehabt hätten“, schimpfte der spindeldürre Page Fridolin, der sich jetzt aus seinem Trainingsanzug schälte. Er spielte Linksaußen und war wegen seiner Schnelligkeit gefürchtet.
    „Entschuldigung“, rief Paul Nachtigall. „Aber alles ist halb so wild.“ Anschließend stellte er Tesu vor. Währenddessen angelte er bereits einen Groschen aus seiner Hosentasche. „Platzwahl, wenn ich bitten darf. Die Mannschaften haben wir ja schon vorgestern ausgeknobelt.“
    „Feiner Pinkel, dieser Indianer“, bemerkte ein Junge, der leichte X-Beine hatte. Er hatte noch nicht ausgesprochen, da bekam er bereits von Karlchen Kubatz einen Fußball in die Magengrube. „Nicht zu fassen, wie taktlos manche Leute sind“, zischte er dabei.
    Damit war der Fall vorerst erledigt.
    Lediglich der Page Fridolin sagte noch höflich: „Guten Tag, freut mich, Sie zu sehen.“ Schließlich war der Sohn des Häuptlings sein Gast im Hotel zum Kurfürsten.
    Sputnik mimte heute den Schiedsrichter. Er hatte seine Trillerpfeife herausgeholt und pfiff dreimal. Das bedeutete, daß sich die Spieler aufstellen mußten.
    Der Boß der Glorreichen Sieben hatte Tesu vorerst anstelle von Fritz Treutlein in seine Mannschaft genommen. Der Frisörlehrling konnte eben immer nur kommen, nachdem er seine letzten Kunden bedient hatte. Wenn im Laden einmal weniger zu tun war, schickte ihn sein Vater allerdings auch schon mal früher los.
    Emil hatte für Tesu im letzten Augenblick wenigstens

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