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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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einer Vitrine, zog ein Notizbuch heraus und fragte: „Was soll Herr Pohmann in München über das Wetter in Bad Rittershude gesagt haben? Ich erwarte klare und präzise Antworten. Nehmt also gefälligst euren Grips zusammen.“
    Der Chef der Bad Rittershuder Nachrichten hatte seine Pfeife aus der Tasche geholt und stopfte sie. Dadurch ließ sich der Kriminalkommissar anstecken und angelte eine seiner dünnen Zigarren aus dem Jackett.
    Karlchen Kubatz hatte inzwischen mit seinem Bericht über das Gespräch im Autobus vor dem Münchner Olympiastadion begonnen. Er sprach langsam und überlegte sich jedes Wort.
    Kriminalassistent Specht machte sich Notizen.
    „Das ist allerdings im höchsten Grade interessant“, erklärte Herr Roland, als der Junge mit dem Bürstenhaarschnitt seine Erzählung beendet hatte und die übrigen Mitglieder der Jugendmannschaft des FC Bad Rittershude die Wahrheit des Gesagten bestätigten.
    „Es könnte unter Umständen passieren, daß ihr diese Aussage bezeugen müßt“, bemerkte der Kriminalkommissar schließlich.
    „Genauso ist es gewesen“, erklärte der Boß der Glorreichen Sieben für alle anderen.
    „Ihr habt uns wirklich ein ganzes Stück weitergeholfen“, bemerkte Kriminalassistent Specht. „Besten Dank.“
    „Und wenn euch noch irgendwas einfallen sollte“, fügte der Kriminalkommissar hinzu, „ihr wißt ja, wo ihr uns erreichen könnt.“
    Er wollte gerade aufstehen, als Emil Langhans wie aus heiterem Himmel erklärte: „Also, wenn Sie uns fragen, wir sind der Meinung, daß man den Professor entführt hat. Vielleicht ist er sogar ermordet worden.“
    Kriminalkommissar Roland erstarrte mitten in der Bewegung des Aufstehens. „Wie bitte?“ fragte er verwundert, und dann ließ er sich wieder in seinen Sessel zurückfallen. Vorerst war er für eine Sekunde schlicht sprachlos.
    Der Chefredakteur nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife und blies den Rauch in das letzte Sonnenlicht, das gerade noch über den Rand des Balkons ins Zimmer fiel.
    „Darf ich fragen, wie die Herren Detektive zu dieser Annahme gelangt sind?“ fragte Kriminalkommissar Roland nach einer ganzen Weile. Er hatte sich zurückgelehnt und seine Arme verschränkt. Plötzlich wirkte er nicht mehr erstaunt, sondern eher belustigt.
    Und jetzt redeten die Jungen durcheinander, wie nach dem Klingeln der Schulglocke in einer Pause zwischen den Unterrichtsstunden.
    Plötzlich wiederholten sie im Brustton der Überzeugung alle Überlegungen und Argumente, die sie noch vor einer knappen Stunde beim Kriegsrat in ihrem Indianerzelt nur ziemlich vorsichtig und zaghaft zusammengetragen hatten.
    Die Herren Roland, Kubatz und Specht fielen von einem Staunen ins andere.
    „Um Himmels willen, woher wißt ihr denn das alles?“ fragte der Kriminalkommissar vollkommen geplättet, als es im Wohnzimmer wieder ruhig geworden war. „Das hat doch alles überhaupt nicht in der Zeitung gestanden.“
    „Wir haben nur unsere Ohren aufgemacht“, verkündete Karlchen Kubatz. „Der Frisörlehrling Treutlein in seinem Laden und bei Ihren Untersuchungen in der Haselnußstraße. Der Page Fridolin Paschulke in seinem Hotel, und meine Wenigkeit heute mittag in der Badeanstalt, als Sie Herrn Pohmann in seinem Glasverschlag ein paar Fragen wegen zehntausend Mark gestellt haben.“ Karlchen grinste vergnügt, und die anderen grinsten mit.
    „Aber ich war doch mit dem Bademeister ganz allein, und ich hab’ mit eigener Hand die Tür zugemacht“, überlegte Herr Roland. „Hattest du dich im Papierkorb versteckt?“
    „Ich saß auf dem Lampenschirm“, erwiderte der Bürstenhaarschnitt trocken.
    „Einen Korkenzieher gradebiegen ist bestimmt leichter, als euch aus der Ruhe zu bringen“, schmunzelte Kriminalkommissar Roland. Er paffte wieder einmal eine Wolke Zigarrenrauch vor sich hin. „Aber da ihr ja ohnehin schon fast so viel wißt wie die Kriminalpolizei, könnten wir uns vielleicht noch eine halbe Stunde unterhalten. Man dreht sich leicht im Kreis, wenn man nur unter sich bleibt, und manchmal ist es ganz gut, auch mal fremde Meinungen zu hören.“
    Es folgte jetzt ein richtiges Gespräch wie unter Erwachsenen, in dem sich eine Überlegung logisch an die andere fügte. Es gab Löcher, Pausen, und immer wieder verlor sich langsam der Rauch aus Herrn Rolands kleiner Zigarre oder der Pfeife des Chefredakteurs in den blütenweißen Gardinen von Mutter Langhans.
    Schon nach fünf Minuten glaubte niemand mehr daran, daß der Professor

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