Der Sohn des Kreuzfahrers
wiederzusehen wünsche. Die westlichen Fürsten waren entsetzt ob dieses außergewöhnlichen Wohlwollens gegenüber dem Feind. Um die Kreuzfahrer durch diese Anordnung jedoch nicht langfristig zu verärgern, gab Alexios gleichzeitig Order, die Schatzkammer des Sultans zu öffnen und den Inhalt zu gleichen Teilen unter den Anführern der Pilger zu verteilen; des weiteren ließ er alles Getreide auf dem Markt der Stadt beschlagnahmen und zu dem vor den Toren lagernden Heer schaffen. Für sich selbst beanspruchte der Kaiser nichts - außer Nikaia.
Während der Kaiser sich darum kümmerte, die neugewonnene Stadt wieder in einen Teil des byzantinischen Reiches zu verwandeln, setzten die Kreuzfahrer frohen Mutes ihren Weg ins Heilige Land fort. Dem Beschluß folgend, den sie in Raimunds Zelt getroffen hatten, brachen sie bereits einen Tag nach Ankunft des Kaisers auf, in der Hoffnung, den Kreuzzug schon bald erfolgreich beenden zu können - und zwar trotz der wiederholten Warnungen des Tatikios und der byzantinischen Führer, daß sie Sultan Kilidsch Arslan nicht zum letztenmal gesehen hätten.
In den folgenden Tagen durchquerten die Pilger mehrere verlassene Dörfer und Städte: Orte, die einst blühende Marktplätze und Handelsmetropolen gewesen waren. Die menschenleeren Hügel waren übersät von zerfallenen Bauernhöfen, und die gesamte Straße entlang waren die Häuser bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Brunnen und Weinberge, Felder und Wälder - alles war zerstört. Brük-ken waren abgerissen und Zisternen und Dämme zerschmettert wor-den, so daß das lebenspendende Wasser im trockenen Erdreich versickerte. Die wenigen Flüsse, an denen die Pilger vorüberkamen, waren ausgetrocknet, und je tiefer sie ins Landesinnere vordrangen, desto trockener wurde es.
Nach nur fünf Tagen neigten sich die Wasservorräte des Heeres dem Ende zu, und man beschloß, die Pilgerschar in zwei Abteilungen aufzuteilen, um es den Versorgungseinheiten leichterzumachen, die ohnehin schon immer weitere Strecken zurücklegen mußten, um Futter für die Tiere und Wasser für alle herbeizuschaffen. Die erste dieser Abteilungen, die aus den Heeren Gottfrieds, Balduins, Hugos und sämtlichen Franken unter der Führung von Graf Raimund bestand, sollte nach Norden über die Straße weiterziehen, während die andere - die Armeen Roberts von Flandern, Stephans, Tankreds und Roberts von der Normandie, sowie der Rest der Engländer und Normannen - unter Bohemunds Führung sieben Meilen weiter südlich marschieren sollte.
So zogen sie durch die bithynischen Berge, und nur hier und da wurden sie von kleinen, aber wilden Gruppen seldschukischer Reiter angegriffen, die sich jedoch jedesmal mit Leichtigkeit in die Flucht schlagen ließen. Hinter den Bergen fand sich Bohemunds Abteilung auf einer weiten, hügeligen Hochebene wieder, in Sichtweite eines Flusses und nicht weit entfernt von der antiken, inzwischen jedoch zerstörten Stadt Dorylaion.
Beinahe wahnsinnig vor Durst strömten die Pilger in Scharen ans Flußufer, wankten ins Wasser und versanken bis zu den Knien im kühlen Schlamm. In dem Bemühen, so rasch wie möglich an die lebensrettende Flüssigkeit zu kommen, stießen sie einander beiseite, und einer kletterte über den anderen. Auch die Pferde stürzten sich in den Fluß, als sie das Wasser rochen, und tranken so viel sie konnten.
Nachdem die Pilger ihren Durst gestillt hatten, begannen sie, sämtliche Fässer und Trinkschläuche mit Frischwasser zu füllen. Schließlich gesellten sich die Älteren zu den Kindern, die bereits ausgelassen im Fluß badeten. Fröhlich planschten die sonnenverbrannten Pilger im kühlen Naß, und alsbald hallten die Ruinen der nahe gelegen Stadt von fröhlichem Lachen wider.
Da die Wiesen am Ufer in saftigem Grün erstrahlten - das erste gute Weideland, das die Kreuzfahrer seit Konstantinopel gesehen hatten -, ordnete Fürst Bohemund an, ein Lager aufzuschlagen. Die Kreuzfahrer trieben die Tiere auf die Weiden und genossen die erste angenehme Nacht seit langer Zeit. Nachdem sie am nächsten Morgen ein letztes Mal gebadet hatten, bereiteten sie sich widerwillig auf den Aufbruch vor.
Sie hatten sich gerade erst zum Abmarsch formiert, als Sultan Ki-lidsch Arslan mit dem versammelten Heerbann der Seldschuken am Horizont erschien und die Kreuzfahrer in Stücke hieb.
16. Januar 1899:
Edinburgh, Schottland
aitlin und ich heirateten im Frühling des Jahres 1871. Nur wenige Wochen nach der Hochzeit von Angus
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