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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Sturli vom Ruder: »Die Schiffe des Königs!«
    Murdo war augenblicklich auf den Beinen und starrte zur Küste hinaus, um einen ersten Blick auf die norwegische Flotte zu erhaschen. Er suchte die gesamte Küstenlinie ab, doch er sah nichts. »Wo?« verlangte er von Sturli zu wissen, der neben ihn an die Reling getreten war.
    »Dort! Die Schiffe des Königs! Ich sehe sie!« rief Nial, der am Drachenbug hochgeklettert war. Er deutete auf eine Ansammlung leuchtend weißer Häuser in einer kleinen, von steilen Felsen umgebenen Bucht. Murdo kniff die Augen zusammen, und sah eine schwarze Masse im funkelnden Wasser unterhalb der kleinen Stadt. Aus dieser Masse ragten die Masten von Langschiffen wie unzählige Spee-re. Endlich, nach so langer Zeit, hatten sie die Flotte eingeholt. Wenn das dort wirklich Langschiffe waren, dann konnten auch die Nordmänner nicht weit entfernt sein.
    Als die Skidbladnir in die Bucht fuhr, war Murdo bereit, es allein mit dem gesamten Heer der Sarazenen aufzunehmen. Er wartete nicht, bis der Bug gegen die kleine Steinmole am Ende des Dorfes prallte, sondern sprang ins flache Wasser und watete ans Ufer.
    »Hier ist niemand!« rief er den anderen zu, die ihm folgten. Jon Reißzahn und die drei Mönche gingen als letzte an Land, und Mur-do rannte zu ihnen. »Hier ist keine Menschenseele. Der Ort ist verlassen.«
    Der große Nordmann ließ seinen Blick über die leeren Wege des ruhig daliegenden Dorfes schweifen; dann erwiderte er: »Das werden wir sehen.«
    Gemeinsam gingen sie bis zu jener Stelle, wo die Hauptstraße des Dorfes in den Hafen mündete. Jon steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen lauten, schrillen Pfiff aus. Zweimal pfiff er auf diese Art, und als der dritte Pfiff erscholl, öffnete sich die Tür eines nahe gelegenen Hauses, und ein großer, blonder Nordmann trat auf die Straße.
    »Olvar Dreizeh!« rief Jon Reißzahn. »Endlich haben wir euch gefunden.«
    »He, he«, erwiderte der Nordmann und rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Dann bist du also endlich da, Jon Reißzahn. Was hat dich aufgehalten?«
    »Wir können nicht schneller segeln, als der Wind erlaubt«, antwortete Jon.
    »Ohne Zweifel hast du jede Stadt ausgeplündert, die du unterwegs gefunden hast«, entgegnete der Mann mit Namen Olvar und lächelte. »Zumindest erklärt das, warum du jetzt erst kommst.«
    »Nein«, widersprach Jon fröhlich. »Wir haben Mönche bei uns«, er deutete auf Ronan, Fionn und Emlyn, »also war es uns leider versagt, auch nur eine einzige kleine Stadt zu überfallen.«
    Drei weitere Nordmänner traten aus dem Haus und gingen sofort zum Ufer hinunter, um die Mannschaft der Skidbladnir lautstark willkommen zu heißen. »Seid nur ihr vier hier?« fragte Jon.
    »Nein, nein«, antwortete Olvar. »Wir vier und noch sechs andere. Wir haben Lose gezogen, und die Verlierer mußten zurückbleiben, um die Schiffe zu bewachen. Der Rest hat sich der Belagerung angeschlossen.«
    »Ist es weit bis zur Stadt?« fragte Ronan.
    »Neun Meilen - vielleicht auch ein wenig mehr.« Olvar zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls hat man mir das gesagt.«
    »Was ist mit den Dörflern?« fragte Emlyn. »Sind sie uns wohlgesonnen?«
    »Ich glaube schon. Die meisten von ihnen sind auf den Feldern in den Hügeln. Nur ein paar Alte sind zurückgeblieben, und die bleiben meist für sich; allerdings versorgen sie uns mit Eiern und Käse.«
    »Hast du Sarazenen gesehen?« erkundigte sich Fionn neugierig und starrte auf die trockenen, von Sträuchern überwucherten Hügel hinter dem Dorf.
    »Nein«, antwortete Olvar. »Die haben sich in den Bergen versteckt. Das hier unten sind Griechen.« An Jon gewandt sagte er: »Hast du Bier mitgebracht? Hier gibt's nur Wein, und wir haben Durst.«
    Bedauernd erklärte Jon, daß auch sie kein Bier mehr hätten. Dann rief er einem seiner Männer zu, Waffen und Rüstungen an Land zu bringen, das Boot zu sichern und sich auf den Abmarsch vorzubereiten.
    »Willst du nicht bleiben?« fragte Olvar, und ein Schatten der Enttäuschung huschte über sein helles Gesicht.
    »Wir müssen Antiochia erreichen, bevor die Stadt eingenommen ist«, erwiderte Jon. »Sonst verlieren wir unseren Anteil an der Beute. Außerdem wartet der König auf seine Berater.«
    Während die Waffen ausgeladen wurden, erschienen sechs weitere Nordmänner und begrüßten ihre Kameraden. Dann wurden die Waffen unter den Männern verteilt. Da Murdo es nicht gewohnt war, einen schweren Schild zu tragen, nahm er nur

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