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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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unseren besten Wünschen.«
    Niketas zog die Zügel an, wendete sein Pferd und ritt, gefolgt von den Warägern, davon. Als sie das Soldatentor erreichten, galoppierten die Reiter eilig hindurch, und die schweren Flügel wurden hinter ihnen wieder geschlossen. Der Kommandant kehrte sofort zum Bla-chernenpalast zurück und wurde ohne Verzögerung in die kaiserlichen Privatgemächer geführt, wo der Basileus seine Rückkehr erwartete.
    »Nun?« fragte Alexios. »Was hältst du von ihnen, Niketas?«
    »Es sind Franken, Basileus«, erwiderte der Kommandant und zuckte mit den Schultern, »arrogante, ungebildete Hitzköpfe.«
    »Haben sie den Angriff geleugnet?«
    »Sie sagten, es sei ein Fehler gewesen, welchen sie zutiefst bedauerten.«
    Alexios nickte nachdenklich. »Das ist zumindest etwas. Aber wie auch immer: Wir werden die Waräger ausschicken, um die Nachzügler einzusammeln und sie nach Konstantinopel zu eskortieren. Wir werden keine weiteren Angriffe auf Bürger und Eigentum des Reiches mehr dulden. Sorg dafür, Niketas.«
    »Es wird geschehen, wie Ihr befehlt, Basileus.« Der Kommandant der Exkubiten bestätigte den Erhalt des Befehls mit einer Verbeugung. »Was die betrifft, die bereits eingetroffen sind, so habe ich ihnen befohlen, ihr Lager vor den Mauern aufzuschlagen, wie Ihr angeordnet habt. Wünscht Ihr, daß ich ihre Führer zu einer Audienz zu Euch bestelle?«
    »Bald, Niketas, aber jetzt noch nicht«, antwortete Alexios. »Wenn ihre Hitzköpfe ein wenig ausgekühlt sind, werden sie vielleicht wieder ein wenig zu Verstand kommen. Sie sollen ruhig eine Weile über ihre Taten nachdenken. Deshalb werden Wir sie vorläufig warten lassen.«
    »Und die Nahrungsmittel, Basileus?«
    »Wir werden den Neuankömmlingen die gleichen Mittel zur Verfügung stellen wie Graf Hugo«, erwiderte der Kaiser ungeduldig. »Nicht mehr und nicht weniger.«
    Niketas akzeptierte den Plan, doch stellte er seinen Nutzen in Frage. »Glaubt Ihr, daß dies ausreichen wird, Basileus?«
    »Es ist mehr, als sie den Menschen von Selymbria gegeben haben«, antwortete Alexios in scharfem Ton.
    »Verzeiht mir, Basileus, aber es sind wirklich sehr viele.«
    »Wie viele, Niketas?«
    »Die Kundschafter sagen.«
    »Wir wissen, was die Kundschafter sagen«, unterbrach ihn der Kaiser. »Wir haben dich gefragt, Niketas. Du hast sie gesehen; also was sagst du?«
    »Vielleicht zwanzigtausend, und ständig kommen mehr.« Unwillig, die schlechte Nachricht weiterzugeben, hielt er kurz inne. »Die Herren der Franken prahlen mit der doppelten Zahl.«
    »Vierzigtausend«, stöhnte Alexios und rechnete rasch durch, wieviel es ihn kosten würde, so viele Mäuler zu füttern.
    »Und das sind nur die Soldaten«, fuhr Niketas fort. »Sie haben auch noch Frauen und Kinder mitgebracht.«
    »Gott stehe uns bei«, seufzte Alexios. Diese Kreuzfahrer waren Wahnsinnige: Sie nahmen ihre Frauen und Kinder mit in den Krieg! Was war in sie gefahren? Daß sie hier ankamen, ohne auf die Gefahren vorbereitet zu sein, die sie erwarteten, das war schon dumm genug; aber daß sie überdies auch noch ihre Frauen und Kinder diesen Schrecken aussetzten, war vollkommen unverständlich.
    Reumütig erinnerte sich Alexios an die ersten, die hier angekommen waren, und wie sie den höchsten Preis für ihre Torheit bezahlt hatten: Der Eremit Peter von Amiens und seine Bauernarmee waren von den Seldschuken vor den Toren von Antiochia niedergemetzelt worden. Von den sechzigtausend, die Konstantinopel verlassen hatten, waren nur siebentausend verschont und in die Sklaverei verschleppt worden; den Rest hatte man abgeschlachtet. An einem einzigen Nachmittag hatten dreiundfünfzigtausend fehlgeleitete Christenmenschen ihr Leben für die Dummheit des Bischofs von Rom geopfert. Das Ausmaß dieser Tragödie entzog sich Alexios' Vorstellungskraft.
    »Gott stehe uns bei!« seufzte Alexios erneut. Dann beendete er die Audienz und überließ seinen Kommandanten dessen Pflichten.
    Nachdem Niketas gegangen war, rief der Basileus nach seinem Kammerherrn. »Gerontios«, sagte er, als der Mann erschien, »bring Uns unseren Reitumhang und unsere Haube. Wenn Wir fort sind, kannst du den Magister Officiorum davon in Kenntnis setzen, daß Wir den Palast verlassen haben.«
    »Wie Ihr befehlt, Basileus«, erwiderte der alte Diener. »Soll ich den Drungarios rufen, um dem Basileus aufzuwarten?«
    »Nein«, antwortete Alexios, »Wir wünschen, heute alleine auszureiten.«
    Mit der Frage nach seinem Reitumhang und

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