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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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und durch naß. Was ist das?« Er griff nach meinem Glas, schnupperte daran und leerte es mit einem Zug. »Woah!« keuchte er. »Jetzt geht's mir schon wieder besser.«
    »Setzen Sie sich«, lud ihn der alte Gentleman ein. »Darf ich Ihnen etwas zu rauchen anbieten?«
    »Vielen Dank.« Angus nahm eine der dünnen Zigarren, zündete sie an und sagte: »Wie ich sehe, habt ihr beiden euch kennengelernt. Gut.« Er rieb sich die Hände. »Ich bin verhungert.« An den alten Herrn gewandt sagte er: »Wir wollten gerade zum Dinner gehen. Wollen Sie sich uns nicht anschließen? Man hat mir gesagt, heute abend gäbe es Haggis.«
    Der Gentleman stand auf. »Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich fürchte, ich bin heute abend bereits verabredet. Ein andermal vielleicht.« Er wünschte uns beiden einen schönen Abend und ging davon, ruhig und selbstbewußt wie eine Katze, die gerade ihre Milch bekommen hatte.
    »Was für ein seltsamer Mann«, bemerkte ich, nachdem er verschwunden war.
    »Pembers?« fragte Angus. »Warum sagst du das?«
    Ich berichtete ihm von dem Mißverständnis meinen Vater betreffend und wie sich die Sache aufgeklärt hatte. »Das Seltsame ist, daß ich das Gefühl hatte, er wußte wirklich nicht, in welchem Jahrhundert er sich befindet, wenn man das denn glauben kann. Einen Augenblick lang wirkte er vollkommen verloren. Und da war noch etwas anderes: Ich habe ihm nicht meinen Namen genannt - er hat ihn bereits gewußt.«
    »So? Dein Name ist ja auch kein Geheimnis, oder?« entgegnete Angus, zog die Uhr aus der Tasche und warf einen raschen Blick darauf. »Irgend jemand im Klub wird ihn ihm verraten haben. Entspann dich. Pembers ist schon in Ordnung.« »Pembers? Heißt er so? Er hat sich mir nicht vorgestellt.«
    »Pemberton«, erklärte mir McTavot. »Er ist ein Freund der Familie seit ich weiß nicht wann. Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben lang.«
    Wir machten uns auf den Weg zum Speisesaal.
    »Was tut Pemberton?« fragte ich.
    »Du meinst, beruflich?« Angus zuckte mit den Schultern. »Ich vermute, er gehört zum alten Landadel. Warum fragst du?«
    »Nur so.«
    Wir betraten den großen, mit dunklem Holz verkleideten Speisesaal, und ich entdeckte viele bekannte Gesichter unter den Anwesenden, doch meine Aufmerksamkeit wurde sofort auf die Frauen in Abendkleidern gezogen, die überall verteilt an den Tischen saßen. Es war Ladies' Night - der Alte Hirsch bewirtete bisweilen Damen -, und infolgedessen waren weniger Tische frei als üblich, und auf den meisten standen brennende Kerzen. Ich entdeckte einen kleinen, freien Tisch in der Nähe der Anrichte und machte mich auf den Weg dorthin. Einige der älteren Mitglieder waren bereits beim Käse angelangt.
    Ich wollte mich gerade setzen, als Angus meine Wahl begutachtete und erklärte: »Das ist nicht der richtige, fürchte ich. Das ist mit Sicherheit nicht der richtige. Laß uns den dort drüben nehmen.«
    Er ging zu einem Nachbartisch, der für vier Personen gedeckt war und auf dem die Kerzen noch nicht brannten. Als Angus einen Stuhl heranzog, machte ich ihn darauf aufmerksam, daß dieser Tisch reserviert sei, wie man anhand der nicht entzündeten Kerzen erkennen könne.
    »Das ist er, ja«, stimmte er mir zu und setzte sich. »Für uns.«
    »Du hast einen Tisch für uns reserviert?«
    »Das habe ich, ja. Ich habe eine Überraschung für dich.« Er spähte durch den Raum. »Ich hoffe, meine Überraschung ist nicht aufgehalten worden.«
    »Du machst mich neugierig«, erwiderte ich. »Erzähl mir mehr.«
    »Alles zu seiner Zeit.«
    Ein Kellner in weißem Jackett erschien und informierte uns über die Speisekarte des heutigen Abends. Dann drehte er sich wieder um und überließ uns dem Studium der umfangreichen Weinkarte des Klubs.
    »Da war noch etwas anderes, weißt du?« sagte ich und beugte mich verschwörerisch vor.
    »Noch etwas? Wovon redest du überhaupt?«
    »Du hast doch gesagt, du hättest eine halbe Stunde lang auf eine Droschke gewartet. Davon hätte doch sonst niemand wissen können, oder?«
    »Zumindest nicht, wenn dieser jemand nicht bei mir gewesen wäre, nein.«
    »Natürlich nicht«, bestätigte ich, »doch Pemberton wußte es. Und er wußte auch, daß ich auf dich gewartet habe.«
    »Das wirst du ihm wohl gesagt haben.«
    »Stimmt, aber er hat es gewußt. >Sie sind doch der Freund des jungen McTavot, nicht wahr?< hat er gesagt, und ich habe ihm geantwortet, ich würde gerade auf dich warten.«
    »Na und?«
    »Und dann hat er mir

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