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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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reden!«, rief Yaman Aryak hinauf.
    »Malk Numur ist beschäftigt, er hat keine Zeit für Räuber und Diebe.«
    Awin runzelte die Stirn. Malk Numur war nun Herrscher über Serkesch? War das das Ergebnis der Kämpfe? Dann war der Vertreter des Kaidhans wohl tot.
    Der Yaman ließ sich durch die Unverschämtheit der Wache nicht beirren. »Sag deinem Herrn, dass er die Wahl hat: Er kann heute mit mir und meinen Männern reden oder nächste Woche mit einigen tausend von uns.«
    Die Wache verstummte für eine Weile, dann meldete sich eine andere Stimme. »Wir haben einen Boten zu ihm geschickt, Hakul. Doch sagt, dieser Tote auf dem Pferd, wer ist das?«
    »Diesen Mann haben wir gefunden. Ich nehme an, er ist einer eurer Großen, denn seine Kleidung ist reich.«
    Es erfolgte keine Antwort. Die Hakul tauschten besorgte Seitenblicke. So nah an der Mauer der Stadt fühlten sie sich unbehaglich. Staub wehte in kräftigen Böen über die Mauer. Plötzlich öffnete sich unten jene kleine Pforte, durch die erst
vor kurzem die beiden Krieger vergeblich zu fliehen versucht hatten. Ein Akkesch erschien, offensichtlich ein Befehlshaber, rannte zum Leichnam, hob dessen Kopf an den Haaren vorsichtig an und starrte dem Toten mit wachsendem Unglauben ins Gesicht. Er ließ den Kopf wieder los, drehte sich um und rief hinauf: »Bei den Hütern, er ist es!«
    In der Pforte erschienen einige Speerträger und spähten unsicher heraus.
    »Schafft ihn hinein«, befahl der Akkesch.
    Die Hakul senkten auf ein Zeichen des Yamans drohend ihre Lanzen. »Niemand bewegt diesen Leichnam, bevor ich nicht weiß, wer das ist!«, rief Yaman Aryak.
    Der Befehlshaber starrte ihn verblüfft an. »Du willst um diese Leiche kämpfen? Es braucht doch nur ein Wort von mir, und unsere Bogenschützen löschen euch aus, Hakul.«
    »Du würdest es nicht überleben, Akkesch«, entgegnete der Yaman. Awin hörte ein leichtes Zittern in seiner Stimme. Das war Wahnsinn. Ein Kampf? Hier? Awin fragte sich, ob sich der Yaman vielleicht wünschte, hier zu sterben.
    Der Akkesch schüttelte den Kopf. »Er ist tot, und seinetwegen muss niemand mehr sterben, Hakul. Und auch ich habe für heute genug Blut gesehen. Es ist Malk Iddin, der zweite Sohn von Raik Utu. Sein Bruder Numur wird erfreut sein, ihn zu sehen, jetzt, da er tot ist. Ich werde mit deiner Erlaubnis den Leichnam nun zu ihm bringen lassen.«
    »Diese Erlaubnis hast du nicht, Akkesch. Dieser Tote wird warten müssen, bis sein Bruder ihn über die Schwelle dieses Tores führt.«
    »Du musst selbst wissen, ob du an diesem düsteren Tag wirklich mit dem Herrn der Stadt sprechen willst, Hakul, aber ich werde das Nötige veranlassen.« Er ging zurück zur Pforte und flüsterte einem der Speerträger etwas zu. Dieser nickte und verschwand.
Kurz darauf öffneten sich die großen Torflügel mit einem durchdringenden Stöhnen. Awin reckte den Hals. Nun in dieser dunklen Stunde würde er also doch etwas von Serkesch zu sehen bekommen. Die Tore schwangen weit auf, und hinter dem finsteren Torbogen öffnete sich eine breite Straße. Sie war von einer dichten Reihe hoher Häuser gesäumt und schien kein Ende zu nehmen, ja, Awin konnte sogar die Mauer auf der anderen Seite der Stadt sehen. Er hätte nicht gedacht, dass ihn jemals eine Stadt so beeindrucken könnte. Die Straße war sorgfältig gepflastert, und in regelmäßigen Abständen zweigten kleinere Straßen von der Hauptstraße ab. Aber Awin sah auch Leichen, die auf der Straße lagen, Krieger offenbar, die in den Kämpfen ihr Leben gelassen hatten. Am anderen Ende der Straße ragte ein Tor auf, ebenso groß wie das, vor dem sie warteten. Dort stieg noch Rauch auf, doch das Feuer schien gelöscht zu sein. Jetzt quollen aus einer der Seitenstraßen zahlreiche schwer bewaffnete Krieger hervor. Da waren Speerträger mit riesigen Schilden und Männer, die schwere Äxte auf den Schultern trugen. Und mitten unter ihnen sah Awin jetzt den Herrn der Stadt herankommen. Er fuhr in einem von zwei prachtvollen Schimmeln gezogenen Streitwagen, den ein schwer gepanzerter Krieger lenkte. Der Boden dröhnte unter den eiligen Schritten der vielen Männer. Kurz vor dem Tor wurde ein Befehl gebrüllt, und die Krieger bildeten eine waffenklirrende Gasse für den Wagen. Awin bemerkte, dass ein großer, einäugiger Mann in einem grauen Gewand den Malk zu Fuß begleitete.
    »Ein Abeq Strydhs, ein böses Zeichen«, murmelte Harbod neben ihm.
    Awin hatte noch nie einen Priester des Kriegsgottes

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