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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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war es Mewe hell genug, um die Fährte des Räubers aufzunehmen. »Drei Pferde«, verkündete der Jäger nach kurzer Suche. »Jedes trägt Last, entweder einen Reiter oder Beute. Ich kann nicht genau sagen, wie viel der Feind geraubt hat, doch denke ich, es sind eher zwei Reiter und ein Lastpferd.«
    »Also sind es doch zwei Männer, die wir jagen«, stellte der Yaman fest. Im Osten dämmerte der Morgen heran. Es war kühl, und Awin fröstelte.
    »Das ist es, was die Spuren sagen«, bestätigte der Jäger. Sein Blick war bemerkenswert scharf, denn Awin sah im Zwielicht nicht viel mehr als graue Schemen.
    »Und kannst du sagen, wie viel Vorsprung sie haben, Mewe?«, fragte Aryak.
    »Dazu ist das Licht noch zu schwach, Yaman, aber wenn du willst, kann ich es mit Hilfe einer Fackel in Erfahrung bringen.«
    Der Yaman nickte. Das war eine wichtige Frage, über die sich Awin auch schon seine Gedanken gemacht hatte. Der Feind hatte in der Nacht zuvor Elwah und seine Söhne ermordet. Jetzt im Sommer waren die Nächte kurz. Länger als vier Stunden schliefen die Hirten nicht, was bedeutete, dass es vielleicht schon nach Mitternacht gewesen war, als er zuschlug. Dann hatte er offenbar in grauenvoller Seelenruhe gegessen und geruht, bevor er daranging, das Grab aufzubrechen, was sicher eine ganze Weile gedauert hat. Awin erinnerte sich an die dicke
Steinplatte, die der Feind aus der Verankerung hatte sprengen müssen. Das musste Stunden gedauert haben. Vermutlich war er nicht vor dem Mittag aus dem Tal herausgekommen. Vielleicht auch später. Es kam darauf an, ob er wusste, dass Lewe dem Verhängnis entgangen war oder nicht. Er hatte ihn aber nicht verfolgt. Ja, Awin war sich jetzt sicher, dass er nichts von Lewe wusste. Deshalb hatte er nach der schweren Arbeit den Hammel getötet und die Keulen gebraten, bevor er aufbrach. Awin kam schließlich zu der Überzeugung, dass der Feind vielleicht erst am Nachmittag das Tal verlassen hatte, vier oder fünf Stunden, bevor sie selbst es am späten Abend erreicht hatten. Rechnete er die kurzen Nachtstunden dazu, kam Awin auf etwa zehn Stunden, die der Feind Vorsprung haben mochte. Doch wer war der zweite Reiter? Nach allem, was der Jäger am Vorabend gesagt hatte, war die Ermordung seiner Klanbrüder das Werk eines einzelnen Mannes gewesen. Ein Gehilfe?
    Mewe hatte seine Untersuchung beendet. »Es mögen zehn, vielleicht auch zwölf Stunden sein, die der Wind schon über die Spur hinwegstreicht. Aber es scheint, als habe es der Feind nicht besonders eilig gehabt, denn die Pferde gingen im Schritt.«
    »Und sein Ziel?«, fragte der Yaman.
    »Slahan«, lautete die Antwort des Jägers.
    Das war zu erwarten gewesen. Überwand der Räuber die Slahan, war er beinahe in Sicherheit, denn jenseits der Wüste strömte der breite Dhanis, und dort begann das Reich der Budinier, die den Hakul nicht freundlich gesonnen waren.
    »Er hat einen gefährlichen Pfad gewählt, Männer«, wandte sich der Yaman nun an die Krieger. »Die Slahan ist jedem Menschen feindlich gesonnen, doch wir kennen diese Feindin gut. Ich bezweifele, dass der Fremde das auch von sich behaupten kann. Wenn er den Wasserstellen folgt, wird er wenigstens fünf Tage bis zum Dhanis brauchen. Und wie es aussieht, weiß er
nicht, wie dicht wir ihm schon auf den Fersen sind. Fünf Tage haben wir, den Verfluchten und seinen Helfer einzuholen, und wir sind Hakul. Wir schlafen im Sattel, wenn die Lage es erfordert. Wird er uns also entkommen, ihr Männer?«
    »Niemals!«, riefen die Krieger, und auch Awin rief es laut. Sie waren Hakul, sie bekämpften den Feind vom Rücken ihrer Pferde aus. Alle Welt fürchtete sie für ihre Reitkunst. Der Fremde würde seine Taten sehr bald schon bedauern.
     
    Sie ritten kurze Strecken im Trab und ließen ihre Pferde dann immer wieder im Schritt gehen, um ihnen Gelegenheit zur Erholung zu geben. Sie kamen gut voran. Edhil hatte seinen Sonnenwagen inzwischen an den Himmel gelenkt, und es wurde schnell heiß. Die Slahan begann als sandiges Hügelland, von vielen trockenen Büschen bewachsen und mit Felsen durchsetzt. Diese Felsen wurden bald weniger, die Büsche auch, und der Sand wurde tiefer. Es gab einen alten Pfad durch die Slahan, der um die tiefsten Dünen herumführte. Die Hakul nutzten ihn, wenn sie im Spätherbst oder Winter gegen die Budinier zogen, und auch ihre Feinde folgten diesem Weg, wenn sie sich dafür rächen wollten. Die Slahan war oft zum Schlachtfeld geworden. Die Wüste der

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