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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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regelrechten Buckel. Ebu hatte das Reiten noch vor dem Laufen gelernt, aber er war auf den Ausbruch seines Tieres nicht vorbereitet. Er ließ den Speer fallen und klammerte sich an den Sattel. Das Pferd bäumte sich ein weiteres Mal auf und warf ihn ab. Der Sohn des Yamans flog durch die Luft und landete in einigen dürren Büschen. Die ganze Sache dauerte nur wenige Augenblicke. Awin hatte selten etwas Komischeres gesehen. Aber niemand lachte, und auch er wusste sich zu beherrschen.
    »Es scheint hier Pferdebremsen zu geben«, meinte die Alte trocken.
    Ebus Pferd schlug noch ein paarmal heftig aus, dann irrte es davon, immer am Ufer des Wasserlochs entlang.
    »Willst du es nicht einfangen, mein Sohn?«, fragte der Yaman ruhig.
    Ebu errötete, warf einen hasserfüllten Blick auf das Mädchen und rannte seinem Tier nach.
    Die Männer waren beunruhigt, ebenso wie Awin. Was war da eben geschehen? War es wirklich eine Bremse, die das arme Tier gestochen hatte? Oder hatte das Mädchen etwas damit zu tun? War sie vielleicht eine Hexe?

    Der Yaman schien die Erklärung der Alten zu glauben. »Ich bitte dich und deine Enkeltochter um Vergebung für das Benehmen meines Sohnes, Senis von den Kariwa.«
    Die Alte winkte ab. »Schon gut, das ist eben der Übermut der Jugend, dem wir wohl leider schon beide ein wenig entwachsen sind. Doch sag, Yaman Aryak, wollt ihr nicht endlich absteigen? Es fällt mir schwer, immer zu dir aufzusehen, wie du da so hoch auf deinem stolzen Ross sitzt.«
    Aryak nickte. »Absitzen«, rief er, »und kümmert euch um die Pferde.«
    Die Männer gehorchten, doch blieben sie misstrauisch. Eben war etwas vorgefallen, das sie noch nicht verstanden. Wenn es nun wirklich Hexen waren? Warum war der Yaman so ruhig? Aryak gab seinem zweiten Sohn Ech die Zügel seines Fuchses in die Hand und blieb bei der Alten stehen.
    »Was nun die beiden Männer betrifft, die du suchst, so wirst du sie hier nicht finden, es sei denn, sie verstehen sich unsichtbar zu machen«, erklärte die Alte. »Wir sind seit dem Morgen hier und haben keine Menschenseele gesehen.«
    Awin tränkte sein Pferd beinahe zufällig ganz in der Nähe der beiden und konnte hören, was sie sprachen. Er nahm seinem Falben den Sattel ab und suchte sich Gras, um Staub und Schweiß von seinen Flanken abzuwischen. Verstohlen wanderte sein Blick dabei zum Wagen. Merege war inzwischen vom Kutschbock gesprungen und kümmerte sich um den Kochtopf, den die Alte vorbereitet hatte. Sie war groß, sicher fast so groß wie Meister Curru und damit größer als er selbst.
    »Und es kann nicht sein, dass sie während des Sturms hier vorüberkamen?«, fragte der Yaman gerade die Alte.
    »Dieser Sturm hat nur ein paar Staubwolken hierhergeschickt, diesen Ort aber nicht selbst besucht, ebenso wenig wie die beiden, denen du nachjagst. Es tut mir leid, dir das
sagen zu müssen, Yaman Aryak, denn ich ahne, dass dein Zorn gerechtfertigt ist.«
    »Fünf der unseren hat er ermordet«, stieß der Yaman hervor.
    Awin wunderte sich, dass Aryak gegenüber dieser Fremden so mitteilsam war.
    »Er? Sagtest du nicht, du suchtest zwei Männer?«
    »Einer war es, der sie ermordete, doch hat er einen Helfer.«
    »Das Böse findet immer Helfer«, lautete die seltsame Antwort.
    Das Mädchen ging von der Feuerstelle zum Wagen. »Ahntochter« hatte die Alte sie genannt, eine seltsame Bezeichnung. Awin konnte den Blick nicht von ihr lösen. War sie die Enkelin oder gar schon die Urenkelin der Buckligen? Merege nahm etwas von der Ladefläche. Vielleicht war es ein Gewürz, denn es landete im Topf. Sie überragte jeden der Jungkrieger sicher um mindestens ein oder zwei Fingerbreit, auch die Yamanssöhne, und das fand Awin irgendwie tröstlich. Er sah Ebu, der sein Pferd dort tränkte, wo er es eingefangen hatte, und tat, als beschäftige er sich nicht mit dem, was am Feuer vorging.
    »Er war nicht hier, nicht heute«, erklärte Curru. Der Seher hatte sein Pferd einem der Jungkrieger anvertraut und betrachtete nun eingehend die Palmen und die Gräser.
    »Sagtest du nicht …«, begann der Yaman, aber er beendete den Satz nicht.
    »Ich sagte, dass es keine Zeichen für seinen Weg gab, und das ist richtig. Die Bäume und Gräser flüstern, dass er vor einigen Tagen hier war, auf dem Hinweg vermutlich. Doch wissen sie nichts von einer Rückkehr.«
    »Du bist ein Seher?«, fragte die Alte freundlich.
    Curru würdigte sie keiner Antwort.
    »Und hat Tengwil dir keine weiteren Zeichen gegeben, alter

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