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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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knapp.
    Awin nickte, das war ohne Zweifel wahr. Dann stellte er eine Frage, die ihn die ganze Zeit schon beschäftigt hatte: »Meister Mewe, wenn der Fremde nicht am Knochenwasser war, wieso hältst du es trotzdem für möglich, dass er nach Westen will? Wie soll er das schaffen ohne Wasser?«
    »Der Feind ist gerissen. Vielleicht hat er schon auf dem Hinweg irgendwo Wasser versteckt? Vielleicht opfert er seine Pferde und hält irgendwo Trampeltiere bereit, die auf ihn warten? Er versteht sich darauf, andere zu täuschen, das sagt mir jede Fußspur, die ich von ihm finde. Haben wir nicht lange angenommen, er sei im Grastal allein gewesen? Und haben wir nicht noch länger geglaubt, er ritte auf geradem Weg zum Knochenwasser? Und nun glauben wir, er will nach Süden, nach Serkesch. Vielleicht irren wir uns wieder?«
    Awin dachte eine Weile nach, dann fragte er: »Und was, wenn Tuge und die anderen diesen gefährlichen Feind treffen? Sie sind nur zu viert.«

    »Sie wissen, wie gefährlich er ist, und werden sich vorsehen. Und es gibt keinen besseren Bogenschützen als Tuge. Der Fremde wäre tot, bevor er zur Waffe greifen könnte.«
    Das leuchtete Awin ein, und er versuchte, nicht daran zu denken, dass Tuge und die anderen in einen Hinterhalt geraten könnten. »Wohin reiten wir jetzt, Meister Mewe?«
    »Der Feind hat wieder einen großen Vorsprung, junger Seher. Wir brauchen frische Pferde, wenn wir ihn einholen wollen«, erwiderte der Jäger.
    Das bedeutete, dass der Yaman einen Umweg in Kauf nahm. Der Feind würde vermutlich am Rand der Wüste nach Südosten ziehen. Er musste den Glutrücken umgehen, denn die Stadt Serkesch lag auf der anderen Seite des felsigen Höhenzuges, der mit einem Pferd nicht zu überqueren war. Awin hatte die roten Felsen einmal aus der Ferne gesehen. Sie trennten die Slahan von ihrer Schwester, der Wüste Dhaud, und der kargen Ebene Naqadh. Der Glutrücken würde den Feind zu einem Umweg nach Osten zwingen. Die Entscheidung des Yamans war klug. Sie würden zunächst etwas Zeit verlieren, aber die würden sie mit frischen Pferden wieder einholen. Es sei denn …
    »Was, wenn der Fremde auch frische Pferde hat?«, fragte Awin den Jäger.
    »Dann können wir es nicht ändern. Aber ich bezweifle es. Er müsste sie von einem anderen Klan kaufen. Und jeder Hakul würde ihn fragen, was er im Staubland zu suchen hat.«
    Awin nickte. Der Jäger war wieder einmal klüger als er. Dennoch hatte er das Gefühl, dass es irgendetwas gab, was sie nicht bedacht hatten, doch er kam nicht darauf, was das sein könnte.
     
    Sie ritten, so schnell es die Pferde zuließen, ungefähr nach Osten, der rasch steigenden Sonne entgegen. Es wurde heiß, aber der Yaman gönnte ihnen keine Ruhepause. Sie konnten
die Zwillingsquelle und damit das Lager der Frauen und Kinder am Abend erreichen, wenn sie sich und ihre Reittiere nicht schonten. Awin redete seinem Falben gut zu. Die meisten der älteren Hakul besaßen zwei oder drei Pferde, er und die anderen Jungkrieger jedoch nicht. Er nahm an, dass der Yaman das bedacht hatte. Die Sanddünen wurden allmählich flacher, und Buschwerk und Gras waren häufiger zu sehen. Schließlich trommelten die Hufe ihrer Pferde über den harten Boden des Staublandes. Sie alle waren müde, ihre Pferde schweißbedeckt, aber der Yaman trieb sie immer wieder zur Eile. Als die Pferde nicht mehr konnten, ließ er absitzen und sie am Zügel führen, bis sich die Tiere wieder erholt hatten. Nur einmal ließ er sie kurz rasten, da hatten sie den kleinen Bach erreicht, der von den Zwillingsquellen gespeist und bald von der Slahan verschluckt wurde. Sie tränkten die Pferde und tranken selbst, dann ging es weiter. Der dicke Bale fiel zurück. Sein Pferd hatte am schwersten zu tragen, aber auch darauf nahm der Yaman keine Rücksicht: »Weiter, ihr Männer, weiter. Er wird uns am Lager einholen. Es ist nicht mehr weit.«
    Kurz darauf trafen sie auf eine große Herde Schafe und Wollziegen, die den Bach entlangzog. Vier Reiter trieben sie voran. Es war Elwahs Herde. Seine Witwe Sigil kam ihnen entgegen. »Habt ihr ihn?«, rief sie schon von weitem. »Habt ihr den Mörder meines Mannes und meiner Söhne gestellt und gerichtet?«
    Der Yaman ließ den Sger vom langsamen Trab in Schritt fallen, aber er hielt nicht an.
    »Nein, Sigil«, erklärte er grimmig, »wir haben ihn nicht.«
    Jetzt kam Wela heran. »Wo ist Tuge, wo sind Meryak und Bale?«, rief sie. »Gab es einen Kampf?«
    Mit mürrischer Miene

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