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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Feuer - ein Gespräch über das Staubland anzutreten.
    »Yeku ist unruhig«, sagte Mahuk.
    »Weswegen?«, frage Awin.
    »Die Kälte gefällt ihm nicht.«
    »Ist das Wetter in den Wäldern der Ussar anders, Mahuk?«, fragte Awin.
    »Eher wie am Mittag. Heiß. Auch Bäume sind anders. Freundlicher. Wärmer. Yeku sagt, das Wetter ist falsch.«
    »Was meint er damit?«, fragte Awin nach.
    »Das sagt er nicht. Nur, dass es falsch ist.«

    »Das ist nicht sehr hilfreich, ehrwürdiger Raschtar«, meinte Awin.
    »Wir sollten aufmerksam sein. Doppelte, dreifache Wachsamkeit heute Nacht«, meinte Mahuk.
    Awin blickte auf. Zwischen den Zweigen der Eiche, unter der sie gelagert hatten, blitzten einzelne Sterne. Soweit er das erkennen konnte, lag immer noch ein Rest Helligkeit über dem westlichen Wald. »Hier wird es überhaupt nicht mehr richtig Nacht«, stellte er gähnend fest.
    »Die Kariwa sagt, bald kommt der Tag ganz ohne Nacht. Mittsommer«, erwiderte Mahuk.
    »So einen Tag könnten wir heute schon gebrauchen. Die Nacht ist uns nicht freundlich gesonnen, solange wir in diesem Wald sind, fürchte ich.«
    Mahuk zuckte mit den Achseln. »Wir sehen die Unsichtbaren nicht am Tag, nicht in der Nacht. Es macht keinen Unterschied.«
    Awin konnte nicht widersprechen. Er legte sich kurz darauf hin und versuchte zu schlafen. Aber er fühlte eine starke innere Anspannung, die einfach nicht weichen wollte. Es war wie ein Albdruck, aber als er dann doch endlich einschlief, blieben ihm auch in dieser Nacht Träume versagt. Nur dass er vermeinte, Wölfe heulen zu hören.
     
    Awin spürt eine sanfte Hand an der Schulter. »Wach auf, Awin, und sieh dir das an.«
    Er schlug die Augen auf. Da klang wirklich Wolfsgeheul durch das Dickicht. Etwas stimmte nicht.
    »Nebel«, sagte Merege.
    Er setzte sich auf. Dass ausgerechnet die Kariwa ihn weckte, hielt Awin sofort für ein schlechtes Zeichen, denn das tat sie sonst nie. Er versuchte, die Müdigkeit abzuschütteln, und erhob
sich. Der Wald hatte sich verändert. Man konnte fast glauben, er sei verschwunden. Die Umrisse der nächsten Bäume waren weich, die dahinter waren zu bloßen Schatten verblasst, und schon in vielleicht dreißig Schritten Entfernung lösten sie sich zur Gänze im milchweißen Dunst auf.
    »Dieser Nebel ist nicht gut«, flüsterte Merege.
    Ringsum sah Awin schwarze Schemen, die sich aus ihren Decken schälten. Es war kalt.
    »Er kam sehr plötzlich auf, Yaman«, meldete Mabak, der Wache gestanden hatte. »Es fing gerade an zu tagen, da begann es. Noch nicht die Hälfte einer Stunde ist das her. Es ist beinahe, als würden die Bäume selbst den Nebel machen.«
    Awin erinnerte sich an das Ahnental, wie er durch den Nebel geirrt war, um Merege zu suchen. Aber das war im Winter gewesen. »Praane? Habt ihr hier oft solchen Nebel?«, fragte er einen Schatten, den er für den Ore hielt.
    »Ja, doch nicht zu dieser Jahreszeit«, antwortete Praane heiser.
    Wieder heulte in der Ferne ein Wolf.
    »Nun, der Bach, das kommt vor«, brummte Jeswin, und Lamban pflichtete ihm bei: »Bei den Schwarzen Hakul kennt man die Nebelgöttin Aghil vielleicht nicht, aber wir treffen sie oft bei den Wasserhöhen und am Rande der Sümpfe. Wenn es kalt wird und vorher sehr feucht war, dann erscheint sie, auch im späten Frühling. Es ist nicht ungewöhnlich.«
    »Dein Wort in Marekets Ohr«, murmelte Tuge, der sich ächzend erhob.
    »Auf jeden Fall sollten wir schnell aufbrechen«, drängte Awin. »Denn hier sehen wir den Feind erst, wenn er schon über uns gekommen ist. Vielleicht steigt dieser Nebel wirklich vom nahen Bach auf, und wenn wir erst einmal weiter weg sind und die Sonne über den Bäumen steht, wird er sehr schnell verschwinden.«

    Eiliger als sonst machten sich die Hakul auf den Weg. Jeswin gab die Losung aus, unter allen Umständen dicht beieinander zu bleiben. Ein angemessener Rat, denn wenn Awin sich umwandte, konnte er das Ende ihrer Reihe schon nicht mehr sehen.
    Sie hasteten voran. Hinter den weißen Schwaden schien alles in Bewegung geraten zu sein. Selbst die schattenhaften Umrisse der Bäume und Büsche schienen ihnen zu folgen. Die Pferde waren unruhig, vielleicht angesteckt durch die Unruhe ihrer Reiter, die sie durch das Unterholz zerrten. Awin stolperte hinter den beiden Akradhai und Mahuk her, so schnell er konnte. Hinter sich hörte er Tuge fluchen und stöhnen, aber heute konnten sie keine Rücksicht auf seine Verletzung nehmen. Der Nebel dämpfte alle Geräusche, und

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