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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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dafür?«
    »Aber nein!«, rief Awin entsetzt. »Er war tot, lange bevor sie mich zu ihren Felsen lockte.«
    »Und das kannst du beweisen?«, fragte Lamban feindselig.
    Awin verschlug es fast die Sprache, aber dann sagte er: »Mit meinem Blut, wenn du darauf bestehst, Pferdezüchter!«
    Lamban starrte ihn finster an.
    »So hat sie Raiwe getötet - und dennoch hast du mit der Alfskrole einen Handel geschlossen?«, fragte Yaman Jeswin düster.
    Awin nickte. Was sollte er auch sagen?
    »Yeku ärgert sich«, sagte Mahuk mit einem Seitenblick auf den finster brütenden Yaman. »Er sagt, Awin hat verhindert, dass böser Geist uns alle tötet.«
    Lamban lachte bitter auf, drehte sich um und verschwand, und Jeswin sagte: »Ich muss darüber nachdenken, was das
bedeutet, Yaman. Das wirst du verstehen. Raiwes Blut steht nun zwischen uns. Am Fluss werde ich entscheiden, ob ich dich weiter begleiten kann.« Dann folgte er Lamban in das Zwielicht jenseits der Fackeln.
    »Wie weit ist es noch bis zu diesem Fluss, Praane?«, fragte Awin matt. Das fehlte ihm noch, dass sein Verbündeter ihn nun verließ.
    Der Ore schreckte aus seinen Gedanken auf. »Zur Jurma? Nicht weit«, murmelte er. »Kurz nach Sonnenaufgang können wir dort sein.«
    »Und das ist auch gut, denn du solltest unbedingt ein Bad nehmen, wenn du mir die Bemerkung erlaubst, ehrwürdiger Yaman«, sagte Wela mit schiefem Grinsen.
    Er starrte sie verständnislos an.
    »Du siehst aus wie einer von diesen Farwiern aus dem Waldland, die sich doch auch die Körper bemalen.«
    Verblüfft schob Awin die Ärmel seines Gewandes hoch. Da waren wirklich noch überall die blauen und roten Linien, mit denen Norgis ihn bemalt hatte. In gewisser Weise beruhigte ihn das, denn es sagte ihm, dass er wenigstens diesen Teil des Rituals nicht nur geträumt hatte.
    »Zauberzeichen. Sehr mächtig. Behalte sie«, meinte Mahuk.
    »Und es war wirklich Norgis?«, fragte Merege noch einmal.
    Awin nickte. Er fühlte sich plötzlich leer und ausgebrannt. Irgendetwas war vorgefallen, das er nicht recht einordnen konnte. Dann sah er Raiwes Falben friedlich zwischen den Bäumen grasen. Sie waren immer noch im Wald, doch war er weit lichter und freundlicher als jenes Stück, in dem er sich verirrt hatte. »Mein Pferd«, stieß er hervor. Norgis’ Stimme klang wieder in seinen Ohren. Das Blut, Pferdeblut. Norgis hatte sein Pferd getötet, geopfert, damit er seine Gabe wiederbekam. Der Gedanke gab ihm einen tiefen, schmerzhaften Stich.

    »Dein Brauner war leider nicht dort, wo wir dich fanden, und du wirst verstehen, dass wir nicht umkehren wollten, Yaman«, meinte Tuge verlegen. »Du sitzt auf Raiwes Falben, auch wenn Lamban das nicht gefällt.«
    Merege sagte plötzlich: »Ich sollte umkehren und sie aufsuchen. Ich habe viele Fragen, und vielleicht kann ich sie überzeugen …«
    »Nein, Merege, sie sagte, dass du dich fernhalten solltest. Es scheint, als hege sie einen tiefen Groll gegen alle Wächter.«
    Merege nickte. »Und die Wächter gegen sie. Du hast Recht. Wie konnte ich auf den Einfall kommen, sie um Hilfe bitten zu wollen? Sie hat uns im Stich gelassen. Sie ist eine Verräterin, und sie tötet mit dunkler Kunst, zu einem Zweck, den ich mir nicht einmal vorstellen will. Aber das kann nicht hingenommen werden.«
    »Es muss hingenommen werden, Merege, jedenfalls jetzt. Und ich würde dir auch abraten, ihr alleine entgegenzutreten. Sie verfügt wirklich über große Macht.«
    Die Kariwa schien einen Augenblick über seine Worte nachzudenken. Wieder sah er sie vor seinem inneren Auge sterbend in den Schnee sinken. Das Bild war verschwommen, aber eindeutig.
    »Gibt es einen Grund dafür, dass du mich so ansiehst, Awin?«, fragte die Kariwa und klang gereizt.
    »Nein, nein, nur, dass sie dir in gewisser Weise ähnlich sieht«, antwortete er stotternd.
    Sie nahm es mit einem Nicken hin und sagte: »Ich werde nicht vergessen, wo sie zu finden ist.« Dann ging sie und kümmerte sich um ihr Pferd.
    Sie brachen wieder auf. Limdin reichte Awin einen Trinkbeutel, und Dare gab ihm etwas von seinem Trockenfleisch ab. Awins eigene Vorräte hingen an seinem Sattel, der mit seinem
Pferd zurückgeblieben war. Der Morgen graute bereits. Es war Zeit, dass sie endlich diesen Wald hinter sich ließen.
    Praane und Merege hielten sich nun abwechselnd bei Awin auf, wo immer der Wald es erlaubte, und sie bedrängten ihn mit Fragen zu Norgis. Er erzählte ihnen, was er wusste.
    »Die Sonnenwende. Es ist so, wie ich es

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