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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Luft auf ein unsichtbares Hindernis stießen. Die ganze Hütte erbebte, aber dann heulte Uqib plötzlich auf, und die Schatten fielen in sich zusammen.
    »Du kannst den Kreis nicht verlassen, Uqib. Nimm das Blut als Preis, gib zurück, was dir nicht gehört, dann kannst du heim in dein leeres Reich. Sonst bleibe - und leide«, sagte die Stimme kalt. Es regnete Reisig und Holzstücke von der Decke. Uqib krümmte sich unter Schmerzen. Er schrie ein schrilles »So sei es!«, und gleichzeitig rissen seine schwarzen Arme der hellen Gestalt den Kelch aus der Hand. Awin sah atemlos zu. Uqib trank, Blut tropfte aus seinen Mundwinkeln, dann spuckte er aus, brüllte: »Pferdeblut? Nur Pferdeblut? Betrügerin! Aber er wird es bereuen! Du kannst ihn nicht ewig vor mir verstecken, Hexe!«

    Awin fühlte einen Schlag gegen die Brust. Er taumelte einige Schritte zurück, aber saß er nicht eigentlich auf dem Boden in Norgis’ Behausung? Die Hütte war fort. Uqib und Norgis ebenso. Er fiel ins bodenlose Nichts. Sein Herz raste, setzte aus - dann war für einen Augenblick Stille und Schwärze. Es donnerte, ein lang anhaltender, grollender Donner. Ein Spalt Helligkeit tat sich im Schwarz auf. Jemand schrie vor Schmerz. Der Spalt weitete sich, und Awin wurde durch eine Feuerwalze viele Schritte zurückgeschleudert. Dumpf schlug er auf harter Erde auf. Er stöhnte, kam wankend auf die Knie und sah, wie zwei mächtige schwarze Torflügel sich öffneten.
    Zwischen Feuersbrünsten wurden Menschen in dichten Rauschschwaden sichtbar. Sie schrien. Und dahinter schlugen Flammen bis in den Himmel, und in ihrem Schutz stürmten die Daimonen heran. Awin sah sie kommen, schemenhaft, gewaltig, wild. Die Berge erzitterten, stürzten ein, und die Geschöpfe aus Edhils Albträumen kamen über ihn. Awin wandte sich entsetzt ab. Rauschen. Ein totes Pferd lag vor ihm in grauem Wasser. Er schluckte tief getroffen, obwohl dieses Tier nicht das seine war. Es musste sein, der Verweser gibt nichts, wenn er nichts bekommt , sagte eine Stimme. Da trieb die Leiche eines Reiters. Seinem Mantel nach gehörte er zum Stamm der Roten Hakul. Awin stand bis zu den Oberschenkeln im Wasser, er beugte sich nach vorne, um den Reiter umzudrehen und blickte plötzlich in Welas Gesicht, die ihn verwundert anstarrte. Awin stöhnte auf. Feuerlohen schlugen über ihm zusammen, und wo eben noch Wasser gewesen war, stand nun ein Häusermeer in Flammen. Rauch nahm ihm den Atem. Und jemand rief laut und verzweifelt: Mein Bruder, mein Bruder. Die Stimme kam Awin bekannt vor. Er drehte sich um und sah sich plötzlich einem tausendköpfigen Heer der Hakul gegenüber. Eingezwängt von hohen Bergen, wälzte es sich in endlosem Strom heran. Der
Heolin leuchtete hell über vielen Sgerzeichen. Da war Eri. Er war eigentlich zu weit weg, als dass er ihn hätte erkennen können, aber Awin wusste sicher, dass es Eri war. Dann war das Heer fort, und Eri stand über ihm und holte mit seiner Axt zum tödlichen Schlag aus. Awin duckte sich und fühlte plötzlich lange, üppige Korngarben unter seinen Händen. Er blickte auf. Da war ein Fluss. Eine kleine weißhaarige Gestalt stapfte am Ufer entlang. Senis?
    Awin stand auf und rief - aber sie hörte ihn nicht. Er rief noch einmal, doch wieder beachtete sie ihn nicht. Aber hatte sie nicht eben zu ihm gesprochen? Narr. Du kannst dich nicht auf sie verlassen , mahnte eine dunkle Stimme. Awin schüttelte unwillig den Kopf. Die Weizengarben lösten sich in Rauch auf. Das Feld brannte. Es musste ein anderes Feld sein, denn die Halme waren schütter und ärmlich. Awin hörte ein schnüffelndes Geräusch. Er wandte sich um. Da war der Seelenverweser. Er schien etwas zu suchen. Wo war der Torbogen? Er tauchte vor Awin auf. Aber es war das Skroltor. Helles Licht blendete Awin. Eri mit der Axt war dort, und als Awin erneut versuchte, ihm auszuweichen, sah er plötzlich eine gebeugte Gestalt am Feuer. Ein Wesen, halb Wolf, halb Mensch, das in die Flammen starrte und Beschwörungen murmelte. Awin trat näher heran. Flammen rasten über die Ebene. Er wollte schreien, aber er konnte nicht. Er konnte sich kaum rühren. Eine schwarze Wolke. Dann sah er Merege tödlich getroffen in den Schnee sinken. Und dann kamen die Bilder so schnell und in so großer Zahl, dass Awin sich auf den Boden warf, um dieser alles zermalmenden Flut zu entgehen. Er hätte geschrien, wenn er nur gekonnt hätte. Endlose Wellen von Bildern spülten seinen Geist fort. Da war Blut, Feuer,

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