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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Tage im Wald hatte er nur wenig Gelegenheit gehabt, seine Rippen zu schonen.
    Awin betrachtete die großen Flöße. Er zählte vier, und jedes bestand aus mehreren Dutzend großer Baumstämme. »Sag, Praane, warum binden sie die Stämme zusammen, wenn sie sie nur auf die andere Seite des Flusses bringen wollen?«
    Praane warf ihm einen belustigten Seitenblick zu. »Keines dieser Flöße wird den Fluss überqueren, Yaman. Sie bringen sie flussabwärts, bis in die Hafenstadt Karno. Auch dort brauchen sie Holz für ihre Häuser, den Herd und die Schmiede, aber es gibt nur wenige Wälder am Meer.«
    »Das Meer«, murmelte Awin. Ihm kam ein Gedanke. »Diese Flöße wären doch groß genug, unseren Sger aufzunehmen, oder?«, fragte er.
    Praane lächelte hintergründig. »Groß genug sind sie.«
    »Dann wäre es doch möglich, auf so einem Floß bis ans Meer zu reisen!«, rief Awin.
    »Möglich ist es, Awin, doch ist nicht gesagt, dass auch nur ein Flößer bereit wäre, euch mitzunehmen. Aber vielleicht kann ich ein gutes Wort für euch einlegen.«
    Awin stutzte. »Ist das etwa der Weg, von dem du vor unserem Aufbruch gesprochen hast, Praane?«
    »Er ist es, Yaman. Doch wie gesagt, ich kann nicht versprechen, dass jemand sich darauf einlässt. Es hängt vielleicht auch davon ab, wie die Dinge auf der anderen Seite des Flusses stehen.«

    Awin nickte. Er hatte fast vergessen, dass auf dem anderen Ufer der Jurma Krieg herrschte. Eris Heer zog sengend und plündernd durch das Bernsteinland. Was, wenn sie nun Luuta angriffen oder vielleicht schon angegriffen hatten? Awin rechnete nach. Sie hatten im Wald Zeit verloren. Er schätzte, dass Eri drei oder vier Tage Vorsprung hatte. Wenn sie den Fluss überquerten, konnten sie ihn vielleicht einholen.
    Wela kam herangeschlendert und warf einen langen, prüfenden Blick auf Awin.
    »Was ist?«, fragte er schließlich, da sie nichts sagte.
    »Nichts weiter, ich frage mich nur, wann du endlich dein Bad nehmen willst, um uns von diesem fremdartigen Anblick zu befreien, Awin von den vielen Farben. Oder willst du warten, bis es hier vor Fremden wimmelt?«
    Awin seufzte, aber Wela hatte Recht. Also badete er im Fluss. Tuge und Mabak halfen ihm, sich von den Zeichen zu befreien, so gut es eben ging, wobei Mabak mit Awin die Hauptarbeit verrichtete, und Tuge eher beriet, als selbst Hand anzulegen. Sie schrubbten ihn abwechselnd mit Wasser und Sand, bis seine Haut ganz rot war.
    »Yeku sagt, es ist ein Fehler«, warf Mahuk Raschtar vom Ufer aus ein. »Er sagt, Baden ist immer ein Fehler, aber heute besonders. Gute Zeichen. Bieten Schutz. Warum abwaschen?«
    »Wir wollen doch die Akradhai nicht erschrecken, ehrwürdiger Raschtar«, entgegnete Tuge.
    Der Ussar zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht, dass Farbe sie erschreckt.«
    Als Awin aus dem Wasser stieg, fühlte er sich sauber, angenehm erfrischt und gestärkt. Die Sonne war inzwischen vollständig aufgegangen, und auf der anderen Seite des Flusses zeigten sich Menschen. Aber sie machten keine Anstalten überzusetzen. Auch auf ihrer Seite des Flusses tat sich etwas: Jeswin besprach
sich mit Lamban. Awin ahnte, dass sie darüber berieten, ob sie weiter mit ihm reiten wollten. Lamban war ganz offensichtlich dagegen. Aber wie würde Jeswin sich entscheiden?
    »Ich verstehe nicht, was sie aufhält«, murmelte Praane nachdenklich und meinte die Akradhai auf der anderen Seite des Flusses.
    »Der Krieg«, warf Merege kühl ein. »Der Ussar hat Recht, es bedarf keiner Farbe, sie zu erschrecken, dazu reicht der Anblick einiger Hakul.«
    »Das hatte ich nicht bedacht«, murmelte Praane betroffen.
    »Gibt es denn kein Zeichen, das ihnen zeigen würde, dass wir in friedlicher Absicht hier sind?«, fragte Awin.
    »Ein Hornsignal«, meinte Praane nachdenklich. »Das würde ihnen immerhin sagen, dass wir reden wollen.«
    Tuge versuchte sein Glück. Er ließ sein Jagdhorn erschallen, dann warteten sie. Aber immer noch standen auf dem anderen Ufer nur viele Menschen beisammen und schienen zu beraten. Awin verlor die Geduld. »Wir haben zwar keine Boote hier, aber Baumstämme. Vielleicht können wir einen davon verwenden, um hinüberzuschwimmen«, sagte er.
    »Du kannst schwimmen?«, fragte Nokke erstaunt.
    Awin starrte ins gurgelnde Wasser des Flusses. »Nein, aber der Baum kann es hoffentlich.«
    »Du würdest weit abgetrieben werden. Und wenn du drüben aus dem Wasser steigst, dann erschlagen sie dich vielleicht wie einen Hund.«
    »Ich hoffe doch,

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