Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
dass mich einer von euch begleitet«, meinte Awin.
    »Hast du vergessen, dass es uns verboten ist, das Kornland zu betreten?«, fragte Praane düster.
    »Dann gehe ich eben allein. Wir können nicht länger warten!«

    »Seht!«, rief Dare plötzlich.
    Endlich schien sich auf der anderen Seite etwas zu tun. Ein Boot wurde ins Wasser geschoben, fünf Männer stiegen hinein und setzten es in Bewegung.
    »Also doch. Ich dachte wirklich, sie würden sich niemals entschließen«, murmelte Jeswin, der seine Beratung mit Lamban beendet hatte, aber auf Awins fragenden Blick nicht einging.
    »Oh, irgendwann mussten sie«, meinte Nokke. »Wenn du so willst, lagern wir zwischen ihnen und ihrem Brot.«
    »Es ist aber auch schade«, meinte Tuge, »denn ich hätte doch gerne gesehen, wie Awin sich im tiefen Wasser hält.«
    Awin warf ihm einen bösen Blick zu. »Ich hätte dich auch gerne mitgenommen, Tuge. Aber dieses Vergnügen bleibt uns wohl beiden vorerst verwehrt.«
    Vier der Männer in dem plumpen Kahn ruderten, einer - ein sehr großer und dicker Mann - stand vorne im Bug. Als sie auf Rufweite herangekommen waren, rief der Dicke: »Was wollt ihr, Hakul? Reicht es nicht, dass ihr Höfe niederbrennt und Korn und Vieh stehlt? Wollt ihr nun auch noch unser Holz rauben?«
    »Sperr deine Augen auf, Kerre, dann siehst du, dass nicht nur Hakul an diesem Ufer stehen«, rief Praane hinüber.
    »Praane, bist du das? Machst du dich etwa mit diesen Räubern gemein? Tief bist du gesunken.«
    »Es sind keine Räuber, Kerre. Ganz im Gegenteil, sie haben uns aus großer Gefahr gerettet. Und auch euch können sie aus tödlicher Gefahr retten. Kommt ans Ufer, es wird euch nichts geschehen. Du hast mein Wort!«
    Der Dicke besprach sich kurz mit den Ruderern, offenbar waren sie unterschiedlicher Meinung, aber schließlich schien sich Kerre durchzusetzen, und sie ruderten den Kahn zwischen zwei Flößen hindurch ans Ufer.

    Kerre sprang erstaunlich behände an Land, die anderen Männer blieben im Kahn zurück und betrachteten die Hakul mit einer Mischung aus Furcht und Neugier.
    Praane hatte Awin gebeten, allein mit Kerre reden zu können, und Awin hatte zugestimmt. Er verfolgte das Gespräch aus der Ferne. Immer wieder hörte er Ausrufe des Erstaunens von Kerre. Offenbar gelang es Praane also, ihn zu beeindrucken.
    »Was glaubst du, wie das ausgeht?«, fragte Tuge.
    »Ich kann es nicht sagen. Ich hoffe sehr, dass Praane Erfolg hat, denn nach allem, was ich weiß, würden wir auf dieser Seite des Flusses nicht mehr weit kommen.«
    »Das ist wahr, ich habe mit Nokke darüber gesprochen. Er sagt, es sei ein endloser Sumpf, unterbrochen nur von Bächen, Flüssen und Seen. Nichts, wohin ein Mensch freiwillig geht, obwohl das Land dennoch nicht unbewohnt sein soll.«
    »Das Unsichtbare Volk?«, fragte Awin. Norgis’ Worten hatte er entnommen, dass auch die Menschen in den Sümpfen unter ihrem Schutz standen.
    »Nokke sagt, nein. Angeblich sind es verstoßene Akradhai, doch nicht von der Art, wie sie im Grünland leben. Es sollen Verbrecher und Verfemte sein, die dort hausen.«
    Jeswin kam heran. Er blickte sehr ernst drein.
    »Du hast dich entschieden, ehrwürdiger Yaman?«, fragte Awin höflich.
    Jeswin schloss die Augen. »Du kannst dir denken, dass es Männer in meinem Sger gibt, die am liebsten sofort umkehren würden, dennoch werden wir weiter an deiner Seite reiten.« Als Awin ihm danken wollte, hob Jeswin die Hand und sagte: »Wir folgen dir, weil mein Kopf mir sagt, dass wir dir beistehen müssen in deinem schweren Kampf. Er sagt, dass das Ende der Welt kommt, wenn wir es nicht tun. Und ich folge meinem Verstand, auch wenn mein Herz etwas anderes verlangt. Du
hast dich mit der Mörderin meines Neffen Raiwe eingelassen, um deine Gabe wiederzugewinnen, Awin, und das ist etwas, was ich weder leicht vergessen noch verzeihen kann.«
    Tuge erhob sich wütend von dem Baumstumpf, auf dem er gesessen hatte: »Er hat Frieden geschlossen mit einer gefährlichen Feindin, und das hätte er auch getan, wenn sie mich oder einen anderen aus seinem Klan getötet hätte. Es war weise von ihm, diese Feindschaft zu beenden. Hast du nicht gehört, was der Raschtar sagte? Diese Zauberin hätte wohl keinen von uns lebend aus ihrem Wald gelassen, wenn Awin nicht gewesen wäre.«
    »Ist das so? Er beruft sich auf seinen Stock, dieser Ussar. Das ist nicht viel«, entgegnete Jeswin.
    »Ich danke dir für deinen Entschluss, Yaman Jeswin«, sagte Awin schnell, um den

Weitere Kostenlose Bücher