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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Vielleicht will er mich aufhalten, aber ich verstehe nicht, was er sich davon verspricht.«
    Tuge atmete tief durch. »Du hast so viel Schlimmes gesehen, Awin, und doch bist du immer noch ohne Arg. Ich kann mir schon denken, was ihn antreibt. Er hasst dich, denn du hast
ihn längst in allem übertroffen, was er dich lehren wollte, und bloßgestellt hast du ihn, vor Yaman Aryak und allen anderen. Deinetwegen wurde Curru von Eri verstoßen. Das ist auch der zweite Grund für seine Taten. Er will sich Eri andienen, indem er dich tötet. Liegt das nicht auf der Hand?«
    Awin starrte den Bogner mit offenem Mund an. Es war einleuchtend, was Tuge sagte, dennoch widersprach er: »Aber er hat doch nun auch Hunderte von Hakul auf dem Gewissen. Wie soll ihn das bei Eri …« Er beendete den Satz nicht. Eri wusste ja nicht, dass es Curru war, der die Hakul in Karno ins Verderben gestürzt hatte.
    »Ich sehe, du begreifst es allmählich, Awin. Ich kann verstehen, dass es dir schwerfällt, das zu glauben, denn auch in mir sträubt sich alles gegen die Gewissheit, dass mein alter Kampfgefährte, ja, beinahe Freund, den Tod meines …« Seine Stimme versagte. Er rang um Fassung, dann fuhr er mühsam beherrscht fort: »Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, wird er sterben. Und wenn alle Daimonen der Welt zwischen ihm und mir stehen sollten.« Dann verschränkte er die Arme und sagte lange Zeit nichts mehr.
    Für einen Augenblick kehrte Stille in das zerstörte Haus ein. Awin fragte sich, was aus den Bewohnern geworden war. Vielleicht haben sie die Reiter verflucht, die es gebrandschatzt hatten, und diese Springflut ist ihretwegen über das Land gekommen , dachte er. Das Meer rauschte gegen die Insel, auf der sie saßen, und Awin sah fremde weiße Vögel mit hellen Schreien über die Wellen ziehen.
    »Was hast du noch gesehen, Yaman Awin? Hast du wieder eine Seeschlange gesehen?«, fragte Mabak, der das bedrückende Schweigen wohl nicht mehr ertrug.
    Awin lächelte. »Nein, weder gesehen noch geritten, Mabak. Doch ich sah Zeichen der Hoffnung, denn die Xaima sind viel
schwächer, als wir dachten! Und ihre Kraft schwindet weiter von Tag zu Tag.« Er wusste, dass das nicht sehr genau war, aber er wollte seinen Gefährten nach den dunklen Tagen, die hinter ihnen lagen, Mut machen.
    »Heißt das, wir können sie bezwingen?«, fragte Mabak hoffnungsvoll.
    Awin nickte. »Ich glaube, dass wir es können«, erklärte er.
    »Sie sind immer noch weit stärker als jeder von euch«, hauchte eine kalte Stimme in Awins Ohr.
    Ihn fröstelte. »Isparra?«, fragte er ungläubig. Aus irgendeinem Grund hatte er nicht damit gerechnet, die Windskrole wieder zu treffen. Gesehen hatte er sie allerdings noch nicht.
    »Sie ist draußen, auf der anderen Seite dieser seltsamen Insel, und wenn es nach mir geht, hätte sie in der Flut ruhig ertrinken dürfen«, erklärte Wela. »Sie war nicht in Karno, als wir um unser Leben kämpften. Und eigentlich war ich sogar froh, sie nicht mehr in meiner Nähe dulden zu müssen. Dann kam die Flut, und mit ihr leider die Windskrole. Ihr Pferd hat sie gerettet, denn es schwamm hierher.« Die Miene der Schmiedin verfinsterte sich, als sie fortfuhr: »Sie hat zugegeben, die Stadt vor dem Brand auf der Fähre verlassen zu haben, und scheint nichts Besonderes dabei zu finden, dass uns das beinahe das Leben gekostet hätte. Ich möchte gerne wissen, wie sie den Fährmann dazu brachte, ihr zu gehorchen. Gesagt hat sie dazu nichts. Jedenfalls hält sie sich abseits, was mir ganz recht ist. Ich glaube, sie geht Norgis aus dem Weg.«
    »Norgis!«, rief Awin jetzt und erhob sich. »Ich muss mit ihr sprechen.« Seine Beine trugen ihn wieder. Mahuks Kräutersud hatte Wunder gewirkt.
    Awin trat durch die geborstene Lehmmauer hinaus. Er war sich nicht sicher, aber ihm schien es, als würden die Inseln, die er vorhin gesehen hatte, ein wenig weiter aus der See ragen.

    »Das Wasser fällt«, erklärte Merege, als hätte sie seine Gedanken erraten.
    »Ich … ich muss dir danken, Norgis«, begann Awin.
    »Das musst du, junger Seher, in der Tat, das musst du.«
    »Dieses Zeichen«, sagte er unsicher und fasste sich an die Brust.
    »Da du so dumm bist, Schutzzeichen abzuwaschen, dachte ich, es sei besser, sie nach Art der Kariwa zu machen«, erklärte die Alte spöttisch.
    »Und Uqib?«, fragte Awin.
    »Wird dich nicht finden, solange dieser Kreis auf deiner Brust geschlossen bleibt, Seher. Doch suchen wird er dich, deine Nähe spüren

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