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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Decke und Speer und machte sich bereit zum Aufbruch.
    »War nicht die Rede von Pferden, die wir hier bekommen könnten?«, fragte Tuge.
    »Auf der anderen Seite dieses Berges, Meister Tuge«, gab Merege zur Antwort. »Ich schlage vor, ihr lasst hier, was ihr nicht unbedingt braucht. Wir sind in Eile.«
    Sie ließen also zurück, was sie entbehren konnten, und machten sich auf den Weg. Bald stießen sie auf einen Pfad, der sich den steilen Felshang hinaufwand.
    »Wird der wirklich von Menschen benutzt?«, fragte Mabak zweifelnd. »Er sieht eher aus, als sei er für Bergziegen gemacht.«
    »Du kannst diesen Felsen auch im Landesinneren umgehen, wenn du ein paar Tage Zeit hast, junger Krieger«, erwiderte Merege, die die Spitze übernahm und eilig ausschritt. Die Hakul folgten ihr.
    »Erst rudern und jetzt laufen«, brummte Tuge, »wann habe ich endlich wieder ein Pferd unter meinem Hintern?«
    »Du hast es doch gehört, Tuge. Auf der anderen Seite dieses Felsens«, versuchte Awin, ihn aufzumuntern.
    Der Pfad war schmal und führte sie nicht über den Berg,
sondern auf der Seeseite darum herum. Awin blickte irgendwann nach unten. In der Tiefe donnerte die Brandung gegen die Felsen. Er verspürte ein leichtes Schwindelgefühl und musste einen Augenblick innehalten.
    »Yeku sagt, nur wer dumm ist, starrt in den Abgrund«, meinte Mahuk munter.
    Awin nickte schwach. Er fragte sich, wer diesen Pfad sonst benutzen mochte, denn streckenweise war er außerordentlich tückisch. An einer Stelle mussten sie einen Felsbrocken überklettern, der von weiter oben herabgestürzt sein musste. Er war eigentlich kein großes Hindernis - wenn man vergessen konnte, dass es dort viele Längen steil hinunterging.
    »Ule hätte uns wirklich noch auf die andere Seite dieses elenden Berges bringen können«, meinte Tuge missmutig, während sie weiter voranhasteten, angetrieben von Merege, der es jetzt nicht schnell genug gehen konnte. Sie erreichten die Westflanke des Berges, und Awin wagte noch einmal einen Blick in den Abgrund. Nadelscharfe Felsen ragten tief unter ihm aus den Wellen hervor, und winzig aussehende Seevögel tanzten über dem Wasser. Plötzlich hörte er einen hellen Schrei. Er blickte auf. Merege war stehen geblieben und starrte über das Meer. Awin folgte ihrem Blick. Auf dem Westufer wurde gekämpft! Unter Wolken von Staub schoben sich dunkle Massen von Reitern voran, aufgehalten von einer tief gestaffelten Reihe von Männern zu Fuß. Der Klang von Kriegshörnern wehte schwach zu ihnen herüber. Einzelheiten waren kaum zu erkennen, denn dafür war die Entfernung zu groß, aber dort wogte eine Schlacht! Awin sah Blitze durch die Staubwolken zucken, und dann leuchtete etwas über dem Heer der Hakul auf, hell wie ein Stern - der Heolin!
    »Meine Geschwister werden siegen«, stellte Isparra fest. Sie war die Letzte in ihrer kurzen Reihe.

    »Und bist du darauf stolz, Weib?«, schrie Merege sie an.
    Isparra zuckte mit den Achseln und erwiderte kühl: »Es ist gut, dass sie kämpfen, denn es mindert ihre Kraft. Außerdem sind sie abgelenkt, und auch das ist gut für uns, denn sonst würden sie meine Nähe sicher bemerken.«
    Awin versuchte, im Staub Genaueres zu erkennen. Die Hakul hatten bislang nur einige Hundertscharen auf den Feind losgelassen, eine unüberschaubare Masse von Reitern schien vorerst abzuwarten, was sich dort tat. Die Kariwa waren nicht sehr zahlreich, aber sie hatten ihre Stellung gut gewählt. Das Meer reichte dort bis fast an den Fuß der Berge heran, nur ein schmales Stück Land blieb für den Kampf, und das war auch gegen eine große Übermacht leicht zu verteidigen. Eri führte jedoch kein Heer, in dem nur Menschen kämpften. Die Xaima waren irgendwo dort drüben. Wieder sah Awin Blitze durch den Staub zucken. Es kämpften also auch Wächter dort. Aber waren sie den Windskrolen gewachsen? Die Gefährten waren auf dem schmalen Weg stehen geblieben und starrten gebannt hinüber. Der Staub lichtete sich, und dann sah Awin, dass die Reiter schnell zurückwichen. »Seht!«, rief Praane aufgeregt. »Die Hakul, sie fliehen!«
    »Unsinn«, knurrte Tuge, »sie wollen den Feind nur locken. Wenn die Kariwa klug sind, fallen sie nicht darauf herein.«
    Doch die Kariwa waren nicht klug. Awin sah, dass ihre Reihen sich auflösten und Männer nach vorne stürmten. Er schüttelte den Kopf. Tuge sprach aus, was Awin dachte: »Diese Narren, zu Fuß verfolgen sie Reiter?«
    Plötzlich bildete sich mitten im Heer der Hakul

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