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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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eine hohe Staubwolke, wuchs in die Höhe und sprang dann wie ein Raubtier mitten unter die Kariwa. Wieder zuckten einzelne Blitze, dann vollzogen die fliehenden Hakul eine schnelle Kehrtwendung und stürzten sich auf den Feind. Dichter Staub verhüllte,
was dort weiter geschah, doch Awin hatte wenig Zweifel am Ausgang dieses Kampfes.
    »Hakul!«, murmelte Tuge den Schlachtruf ihres Volkes mit viel Bitterkeit in der Stimme.
    Awin riss sich von dem schrecklichen Schauspiel los. »Wir müssen weiter, Merege!«, rief er. Die Kariwa zuckte zusammen, aber dann nickte sie und hastete weiter. Bald hatten sie den Berg umrundet und das Ostufer rückte schnell näher. Der Pfad führte offenbar weit ins Landesinnere hinein. Plötzlich hörte Awin Mahuk aufschreien und nahm im Augenwinkel eine schnelle Bewegung wahr. Er drehte sich um. Isparra! Sie sprang den Berg hinab, wie sie es schon auf der Geisterebene getan hatte. Awin schickte ihr einen Fluch hinterher. Für einen Augenblick sah es so aus, als würde ihr Sprung sie ins Wasser tragen, aber dann landete sie auf einem Felsvorsprung, änderte mit federnder Leichtigkeit die Richtung und flog weiter hinab.
    »Dieses verdammte Weib!«, fluchte Tuge.
    »Ihr seid zu langsam, Hakul, und der Adler will nicht länger mit dem Sperling ziehen«, flüsterte es spöttisch im Wind. Unten angekommen, drehte die Alfskrole sich nicht einmal mehr um, sondern lief eilig weiter. Awin biss sich auf die Lippen. Ohne Isparra hatten sie keine Aussicht, die Xaima zu besiegen. Warum ließ sie sie nun schon wieder im Stich? Er warf einen Blick zurück auf das Westufer. Der Staub hatte sich gelichtet. Awin sah Männer rennen, verfolgt von Reitern, die alle niedermachten, die sie einholen konnten. Eri hatte die Schlacht gewonnen.
    »Adler und Sperling - hat nicht dieser feiste Deuter in Tiugar dieses Bild für das Heer und uns benutzt?«, fragte Tuge.
    Awin nickte düster. Der Diener des Orakels hatte damals auch den Tod des Sperlings vorausgesagt.
    Sie hasteten weiter, als plötzlich etwas Seltsames geschah -
der Hang geriet in Bewegung. Staub rieselte herab, dann kleinere Kiesel, schließlich lösten sich einige faustgroße Steine aus dem Fels und polterten zwischen den Gefährten hindurch in die Tiefe. Awin blieb stehen und hielt sich am brüchigen Stein fest. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Der Boden unter seinen Füßen erzitterte. Dann hörte es auf. Auch seine Gefährten waren stehen geblieben. »Was ist das, Merege?«, fragte Awin heiser. Die Kariwa war blass geworden. Sie blickte in die Ferne. »Der Kramar. Seht!«
    Awin folgte ihrem Blick, in weiter Ferne stieg eine dunkle, schmale Wolke in den blauen Himmel.
    »Es ist einer unserer Feuerberge«, erklärte Merege. »Er regt sich, was selten vorkommt. Vielleicht spürt er das nahende Unheil. Doch weiter jetzt. Er ist viele Tage entfernt, und uns kann nichts geschehen.« Und schon rannte sie weiter den schmalen Pfad entlang.
    Nichts geschehen? Awin sah immer noch Steine und Staubfahnen den Felshang hinabrollen. Dieser Feuerberg musste über große Kraft verfügen, wenn er Tage entfernt war und dennoch die Erde unter ihren Füßen zum Beben brachte. Die Hakul tauschten besorgte Blicke. Sie hatten noch nie gehört, dass Berge das Land erzittern lassen konnten - und jetzt hatten sie es erlebt.
    »Ein unheimliches Land«, murmelte Wela.
    »Weiter jetzt«, rief Awin, der ihr im Stillen Recht gab.
    Völlig außer Atem erreichten die Gefährten einige Zeit später endlich die Talsohle. Merege hetzte sie weiter. Eine ganze Weile folgten sie dem Küstenverlauf, bis sie in einiger Entfernung den Rauch vieler Schornsteine aufsteigen sahen. Dort würde also die Hafenstadt Marsa liegen. Merege bog plötzlich ins Landesinnere ab.
    »Gehen wir nicht in die Stadt?«, fragte Awin keuchend, aber die Kariwa gab ihm keine Antwort. Sie liefen über einen grünen
Hügel, und dann tauchte vor ihnen ein großes Gehöft mit vielen Gebäuden auf. Eine Koppel zog sich den sanften Hang hinauf.
    »Bei Mareket, Pferde! Endlich!«, jubelte Tuge.
    Die Aussicht, wieder reiten zu können, brachte die Hakul dazu, noch schneller zu laufen. Plötzlich rief ihnen jemand ein lautes »Halt« entgegen, und dann durchschnitt ein Pfeil die Luft und bohrte sich einige Schritt vor Awin in den Boden. Sie sprangen in Deckung, die hier nur aus einigen niedrigen Dornbüschen bestand. Hände flogen zu den Bögen, aber Awin gab ihnen Zeichen, die Pfeile stecken zu lassen. Vor dem

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