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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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die Schmiedin ungehalten.
    »Ich verstehe deine Ungeduld. Ich selbst würde am liebsten
sofort hinüber nach Marsa reiten und Eri zur Rechenschaft ziehen für all das Unheil, das er angerichtet hat und das er noch anrichten will. Aber ohne Isparra oder die Wächter des Skroltores wäre das unser schneller Tod.«
    »Ach was!«, rief Wela. »Rede mit ihnen, von Hakul zu Hakul. Mache den Yamanen klar, was hier geschieht, und sie werden sich von Eri abwenden! War es nicht eigentlich das, was du vorhattest, damals, als wir in Pursu Pläne schmiedeten?«
    »Vieles ist seither geschehen, Wela, und mein Plan erscheint mir heute weit weniger gut als seinerzeit in Pursu.«
    Wela schüttelte den Kopf. »Aber du willst dich doch nicht etwa auf Isparra verlassen? Sie hat uns schon mehrfach im Stich gelassen und wird uns wieder hintergehen, das ist so klar wie der gestirnte Himmel, den man in diesem Land nicht zu sehen bekommt.«
    Awin seufzte. »Ich weiß, Wela. Ich verlasse mich nicht auf Isparra, sondern auf ihren Hass auf ihre Geschwister. Und ich hoffe auf die Hilfe der Wächter, und die gilt es nun zu suchen.«
    »Wir finden sie in Narwa, denn das ist die Stadt der Wächter«, rief Merege, die schon auf ihrem Pferd saß. »Und nun kommt. Drei Tage lang wird die Sonne nicht untergehen. Wenn sie es das nächste Mal tut, sind wir schon am Skroltor.«
    Sieben Pferde waren in der Koppel gewesen, und somit eines zu wenig. Wela erklärte sich aber gerne bereit, Praane mit auf ihr Pferd zu nehmen. Aus der Ferne rollte Donner heran, aber es war kein Gewitter, sondern wieder der Feuerberg, wie ihnen Merege erklärte. »Seit drei Tagen geht das schon so«, sagte die Hofälteste. »Kramar scheint zornig zu sein über die Fremden, die sein Land heimsuchen.«
    »Ich hoffe, nicht über alle Fremden«, murmelte Awin. Dann brachen sie auf und ritten im Galopp nach Nordosten.

    »Diese Pferde mögen stark sein, aber schnell sind sie nicht«, rief Tuge bald. Es stimmte, jedes Steppenpferd war schneller, aber Merege entgegnete: »Sie sind ausdauernd und unverwüstlich, und kein Pferd der Hakul würde den Winter hier überleben.«
    »Dann ist es schade, dass jetzt nicht Winter ist«, lautete die mürrische Antwort des Bogners. Das Wetter schien umzuschlagen, und von Norden her trübte es sich rasch ein. Dann lag ein seltsamer Geruch in der Luft und Staub schien vom Himmel zu regnen.
    »Das ist Asche vom Feuerberg«, erklärte Merege. »Der Wind verteilt sie über das Land.«
    Die Hakul tauschten besorgte Blicke.
    »Dieser Berg brennt?«, fragte Limdin.
    »Nein, er speit Feuer, wie seine Brüder Belenar und Lifar im Westen. Diese Berge sind ein Geschenk der Götter, denn ihre Glut erlaubt unseren Schmieden, härteres Eisen zu schmieden als jedes andere Volk, und im Winter halten sie das Meer für uns eisfrei. Doch sie können auch zornig werden und das Gestein, das in ihnen glüht, bis hierher und noch viel weiter schleudern.«
    Jetzt wuchs die Besorgnis der Hakul erst recht.
    »Und ist es das, was jetzt geschieht?«, fragte Awin.
    Merege zögerte mit ihrer Antwort. »Ich weiß es nicht«, sagte sie dann. »Ich habe diesen Ascheregen einmal schon als Kind erlebt, und es geschah nichts weiter. Doch die Alten erzählen, dass die Asche auch schon verheerenden Ausbrüchen vorausging. Ausbrüchen, die viele Kariwa das Leben kosteten.«
    »Was für ein schreckliches Land«, rief Wela.
    »Leider«, sagte Merege, »ist der Kramar weit vom Skroltor entfernt. Vielleicht würde sein Zorn die Hakul in die Flucht schlagen.«

    Später erreichten sie ein Gehöft, dessen Bewohner gerade ihre Flucht vorbereiteten. Sie tränkten die Pferde dort, und Merege erkundigte sich nach dem schnellsten Weg nach Narwa. Die Bauern blickten die Hakul mit einer Mischung aus Angst und Misstrauen an. Es ist gut, dass Merege bei uns ist , dachte Awin, denn die Männer des Hofes hatten schon zur Axt gegriffen, als sie die Fremden bemerkt hatten. Isparra hatten die Bauern nicht gesehen, aber sie erfuhren, dass Airiskan Ragin alle waffenfähigen Männer zusammengerufen hatte, um dem Feind entgegenzutreten.
    »Hat er auch gesagt, wo er die Hakul angreifen will?«, fragte Merege.
    »Ich glaube, am Laagsee, Wächterin, denn dorthin hat uns Ragin bestellt«, lautete die Antwort des bärtigen Kariwa, dem der Hof gehörte. »Ich selbst werde Frau und Kinder in Sicherheit bringen, dann werde ich mit meinen Söhnen dem Ruf folgen. Vielleicht haben wir Glück, und Kramar kommt uns zu Hilfe.

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