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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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grasgedeckten Haupthaus des Hofes tauchten nun einige Frauen und Mädchen auf. Awin zählte sieben. Drei hatten Bögen, die anderen waren ebenfalls irgendwie bewaffnet, mit Dreschflegeln, Heugabeln oder einfachen Knüppeln.
    »Halt, Fremde! Nicht noch einmal werden wir einen Pferdedieb auf unser Land lassen«, rief eine von ihnen.
    »Noch einmal?«, fragte Tuge leise.
    »Isparra«, erklärte Awin halblaut. »Vermutlich hat ihr irgendein Wind von diesen Pferden erzählt.«
    »Ich verfluche sie noch einmal«, rief Tuge leise.
    Merege, die als Einzige keinen Schutz gesucht hatte, ging langsam einige Schritte auf das Haus zu. »Ich bin Merege, eine Wächterin des Schwarzen Tores. Wir haben nicht die Absicht, etwas zu stehlen!«
    Die Frauen steckten die Köpfe zusammen, während Merege langsam näher schritt.
    »Eine Wächterin? Aber was sind das für Leute bei dir? Und warum bist du nicht in der Schlacht wie die anderen?«, rief die Sprecherin der Gruppe.
    »Die Schlacht ist verloren, und wir brauchen eure Hilfe«, antwortete Merege.

    »Verloren? Aber die Wächter … Wie ist das möglich?«, rief die Frau. Sie war erbleicht. Auch die anderen Frauen konnten ihren Schrecken nicht verbergen.
    »Wie viele von uns haben dort gekämpft?«, fragte Merege.
    »Ich hörte von fünf oder sechs, aber zwei waren wohl noch Anwärter«, sagte die Frau langsam und fuhr dann fort: »Unsere Männer, unsere Männer sind dort …«
    »Ich kann euch nicht sagen, ob sie überlebt haben, aber es gibt Hoffnung«, sagte Merege.
    Hoffnung? Nach dem, was Awin gesehen hatte, würden die Männer wohl kaum zurückkehren, aber er verstand, dass Merege den Frauen Mut und Trost zusprechen wollte. Und die Wächter? Awin hatte Blitze im Staub gesehen. Sie hatten sich gewehrt, aber den Alfskrolen waren sie nicht gewachsen gewesen. Auch wenn er nicht hörte, was gesagt wurde, konnte Awin sehen, dass die Frauen Merege mit viel Achtung begegneten. Schließlich nickte die Älteste und rief: »Wenn stimmt, was du sagst, Wächterin, dann sind wir in noch größerer Gefahr, als wir dachten. Nimm, was du brauchst!«
    Die Pferde, die die Hakul in der Koppel vorfanden, waren anders als ihre eigenen Tiere. Sie waren starkknochig und gedrungen, und ihr Fell war viel dicker als das der Steppenpferde. »Besonders schnell sehen sie nicht aus«, meinte Limdin zweifelnd.
    »Aber sie sind ausdauernd, und darauf wird es ankommen«, sagte Merege.
    Die Frauen brachten Decken, die die Kariwa an Stelle der Sättel verwendeten, und sie halfen den Gefährten, die Tiere aufzuzäumen. Dabei begegneten sie den Hakul ohne jede Scheu. Awin fragte die Anführerin danach. Die sah ihn verwundert an und sagte: »Ihr reitet mit der Wächterin und seid gekommen, um zu helfen. Da ist es doch gleich, welchem Volk
ihr angehört, auch wenn andere eures Volkes sich zu unseren Feinden erklärt haben.«
    Awin hatte noch eine wichtige Frage: »Sag, die Fremde, die euer Pferd stahl, wohin ist sie geritten? Nach Marsa?«
    »Nein, sicher nicht nach Marsa«, antwortete die Älteste. »Sie hielt sich weiter nördlich, vielleicht will sie zur Oststraße.«
    Awin warf einen fragenden Blick zu Merege.
    »Damit umgeht sie die Stadt und auch das Heer. Die Straße führt eigentlich zum Kramar, aber es würde ihr nicht bekommen, dorthin zu gehen, wenn der Berg Feuer spuckt. Es gibt jedoch eine Abzweigung zum Skroltor. Ich schlage vor, dass wir den gleichen Weg nehmen, denn die große Torstraße ist uns durch die Hakul wohl schon versperrt.«
    Awin ahnte, was Isparra vorhatte: Sie war bei ihnen geblieben, solange sie einen Nutzen davon hatte, und jetzt glaubte sie, ihre Hilfe nicht mehr zu brauchen. Sie würde den Weg zum Skroltor einschlagen, um dort Rache an ihren Geschwistern zu nehmen, wie sie es wiederholt angekündigt hatte. Awin war sich inzwischen sicher, dass sie das leider erst tun würde, nachdem das Daimonentor geöffnet worden war. Natürlich, sie will ihre Kraft zurück, und ich Narr habe das nicht wahrhaben wollen , dachte er und unterdrückte einen Fluch. Seine Gefährten sollten ihm nicht anmerken, wie besorgt er darüber war.
    »Willst du Eri nun zur Rede stellen, Awin?«, fragte Wela, die versuchte, sich mit ihrem Pferd anzufreunden. »Die Gelegenheit ist günstig, denn er ist nicht viel mehr als einen Bogenschuss entfernt.«
    »Ich hatte es so geplant, Wela, aber ohne Isparra sind wir den Xaima noch nicht gewachsen.«
    »Noch nicht? Wie lange willst du warten? Bis sie am Tor sind?«, fragte

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