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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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sich wieder auf. »Ich habe mit Merege darüber gesprochen. Sie sagte, die Mauer am Skroltor sei zu hoch für die Bögen der Hakul, aber natürlich nicht für etwaige Verteidiger. Auch könnten sich Krieger dort verbergen und die Hakul von den Seiten angreifen, wenn sie versuchen, das Siegel zu öffnen. Und Senis hat versprochen, dort zu erscheinen.«

    »Das klingt nicht schlecht«, gab Tuge zu.
    Awin seufzte. »Aber es lässt die Hakul auch nah an das Siegel heran. Dennoch ist es um Längen besser als das, was dieser überhebliche Narr von einem Anführer vorhat.«
    Tuge grinste flüchtig. »Ich mag ihn auch nicht. Weißt du noch, dass es früher im Staubland hieß, die Kariwa bestünden zur Hälfte aus Eis? Ich glaube, bei diesem Mann ist es weit mehr als die Hälfte. Selbst seine Gedanken scheinen eingefroren, denn er rechnet mit Männern, die es wohl gar nicht mehr gibt.«
    »Hoffentlich kommt er zur Einsicht. Und nun lass mich versuchen zu schlafen, Tuge.«
    »Natürlich, schlafe, Yaman. Aber ich habe wenig Hoffnung, dass die Rettung im Traum erscheint.«
    Der Bogner schickte Limdin, Mabak und Mahuk hinaus. Sie sollten sich eine andere Kammer suchen. Awin fiel auf, dass Ore Praane nicht bei ihnen war. Ob er wohl alleine bei Wela war? Awin versuchte, diesen störenden Gedanken zu vertreiben. Der Ore war still geworden in den letzten Tagen, die wilde Jagd hatte ihn sichtlich mitgenommen. Eigentlich hatte Awin bei Berke gehofft, Praane würde aufgeben und umkehren, aber er war mit ins Boot gestiegen. Nun, in der kommenden Schlacht würden sie jeden Schwertarm gut gebrauchen können. Awin wälzte sich unruhig hin und her. Der Gedanke, dass Wela den Klan verlassen könnte … Sei kein Narr, mit deinem Klan wird es vielleicht morgen für alle Zeit zu Ende gehen , sagte seine innere Stimme. Awin seufzte. Tausende Reiter würden morgen über diese Ebene schwärmen. Mereges Plan war nicht schlecht, aber er würde kaum reichen. Selbst wenn die Wächter irgendwie Hunderte Hakul töteten, es waren zu viele!
    Awin setzte sich wieder auf und blickte aus dem schmalen Fenster. Es dämmerte immer noch. Morgen sollte die Sonne angeblich wieder richtig untergehen. Aber der Tag würde lang
werden, und er hatte noch keine Ahnung, wie er das Heer bis Sonnenuntergang aufhalten sollte, wie Senis es verlangt hatte. Und wenn Senis kam - was konnte sie bewirken? Awin schloss die Augen. Die Bilder seiner Reisen traten wieder hervor. Eri, der mit einer großen Axt das Siegel des Tores zerschmetterte, die anstürmenden Daimonen, die einstürzenden Bergflanken. Er versuchte, sie zu verdrängen. Senis und Norgis hatten gesagt, das Schicksal sei nicht unabänderlich. Tengwil hielt angeblich viele Fäden in der Hand, und immer sei es an ihm, welchen der vielen Fäden sie weiterweben würde. Er bat Tengwil um ihren Beistand für den morgigen Tag. Und Mareket auch. Aber Mareket war der Gott der Hakul, würde er nicht mit der Mehrheit von ihnen sein?
    Awin atmete tief ein. Er versuchte, seine Gedanken auf Senis zu richten. Sie war wohl die Einzige, die sie noch retten konnte. Awin atmete ruhig ein und aus. Vielleicht gelang es ihm, Senis im Traum zu finden. Es musste ihm einfach gelingen. Wenn die Sonne untergehen würde, hätte er sich auf eine Reise begeben können. Ein Traum war da nur ein unsicherer Ersatz. Er hörte einen Wolf heulen. Awin öffnete die Augen und setzte sich auf. Ein zweiter Wolf antwortete. Die Kammer war fort. Dichter Nebel verhüllte die Welt. Und irgendwo hinter den undurchdringlichen Schwaden pirschten Wölfe. Er konnte ihre leisen Tritte hören. Er träumte!
    »Senis?«, fragte er vorsichtig. Er bekam keine Antwort. Noch einmal fragte er. Und wieder schwiegen die Nebel. Nur die Wölfe knurrten leise. Dann durchfuhr ihn die Erkenntnis, dass nicht Senis es war, die über die Wölfe gebot. »Norgis?«, fragte er. Zweimal hatte sie abgelehnt, den Kariwa zu helfen. Awin schwitzte. Er musste versuchen, sie umzustimmen. »Norgis? Wir brauchen dich. Es ist sonst der Untergang. Für alle!« Einen Augenblick lang glaubte er, dort im Nebel würde die
Ahnmutter der Kariwa sitzen, dann war die Erscheinung fort. Er versuchte es weiter: »Es ist der Airiskan. Er will den Hakul in offener Schlacht entgegentreten. Er schickt die Wächter in den Tod. Sie verlieren! Und Senis ist nicht hier. Norgis?« Dann lichtete sich der Nebel ein klein wenig. Eine große Gestalt war vor Awin. Er trat vorsichtig näher heran. Aber es war nicht Norgis,

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