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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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nichts anderes schmecken als Asche, denke ich.«
    »Nun, Mahuk wird schon noch auftauchen«, sagte Awin. »Und wir haben zu tun. Die Kariwa mögen keinen Wert auf Rüstung legen, aber wir sollten uns bereit machen für die Schlacht.«
    »Hakul!«, antworteten die Gefährten mit dem Schlachtruf ihres Volkes.

Skroltor
    SIE KEHRTEN IN die Kammern der Anwärter zurück und überprüften gegenseitig den Sitz ihrer ledernen Rüstungen. Tuge zog nachdenklich einen in Tücher gehüllten schweren Gegenstand aus seiner Tasche und wickelte ihn aus. Es war seine Kriegsmaske. »Glaubst du, ich sollte sie tragen, Awin?«
    »Du bist ein Yamanoi, Tuge, es steht dir zu.«
    »Du bist ein Yaman und trägst keine, Awin«, entgegnete der Bogner nachdenklich. Limdin und Mabak sahen ihm gebannt zu, wie er die Maske beinahe verlegen in den Händen hin und her drehte. Awin konnte ihnen ansehen, wie sehr sie den Bogner jetzt um seinen Rang beneideten. Er räusperte sich. »Sag, Limdin, du hast gesagt, dass du in meinem Klan bleiben willst, wenn Gunwa dich zum Mann nimmt?«
    »So ist es, doch wird sie mich noch wollen?«, fragte er mit einem schiefen Lächeln. Die Narben in seinem Gesicht tanzten dabei. Sein linkes Auge war immer noch unter einem Verband verborgen. Mahuk hatte verschiedene Salben versucht, aber eher, um dem Krieger Hoffnung zu machen. Doch Limdin ahnte inzwischen wohl, dass dieses Auge nie wieder sehen würde.
    »Ich bin mir dessen sicher«, entgegnete Awin mit fester Stimme. »Es ist vielleicht nicht üblich, denn noch gehörst du nicht zu meinem Klan, Limdin, dennoch würde ich dich und Mabak mit dem heutigen Tage gerne zu Yamanoi machen.«
    Die beiden Krieger starrten ihn sprachlos an. Tuge lächelte
im Hintergrund. Dann räusperte er sich. »Was ist, ihr Männer, wollt ihr eurem Yaman nicht für diese Ehre danken?«
    Sie dankten Awin überschwänglich, und er ließ es lächelnd über sich ergehen. Er erinnerte sich daran, wie verdattert er gewesen war, als Yaman Aryak ihm seinen Speer überreicht hatte, damals bei Serkesch. Er beruhigte die Krieger, mahnte sie, sich ihres neuen Ranges würdig zu erweisen, und übergab ihnen dann noch einmal die Speere, die sie eigentlich schon seit Pursu trugen. »Diesen Speer habt ihr mehr als verdient, aber bedenkt, nun seid ihr keine Jungkrieger mehr, denen Fehler leicht verziehen werden, ihr seid Yamanoi des Klans der Schwarzen Dornen, und ich werde mich blind auf euch verlassen. Und jetzt solltet ihr zu Wela gehen. Sie wird euren Auftrag für zwei neue Kriegsmasken gerne annehmen, wie ich sie kenne.«
    »Ein guter Einfall, wenn auch die Übergabe etwas … schmucklos war, Awin«, sagte Tuge schmunzelnd, als die beiden Krieger aus der Tür gestürmt waren.
    »Es war schon mehr als überfällig, Tuge, oder kennst du tapferere Krieger?«
    »Nein, sie sind eine Zierde ihres Stammes und ihres Klans. Hoffen wir, dass sie ihren Frauen noch davon erzählen können.«
    »Du verstehst es wirklich, noch auf den schönsten Augenblick einen Schatten zu werfen, Tuge«, sagte Awin kopfschüttelnd.
    Der Bogner lachte laut auf. »Bei Mareket, wir reiten dem fast sicheren Tod entgegen, und du nennst das einen schönen Augenblick! Du bist wirklich ein außergewöhnlicher Mann, Awin von den Dornen.«
    Aus dem Entgegenreiten wurde allerdings nichts, denn der Airiskan beanspruchte die Pferde der Gefährten für seine Männer.
Kalt wies er darauf hin, dass die Tiere Eigentum seines Volkes waren. Awin nahm es hin. Nach allem, was er bisher wusste, würden sie ohnehin nicht zu Pferd kämpfen.
    Von Ferne grollte leiser Donner, und feiner Ascheregen ging über der Stadt nieder, als sie sich mit den Anwärtern zu Fuß auf den Weg zum Skroltor machten. Sie marschierten durch die engen Gassen der Siedlung - Awin fand sie wirklich zu klein, um sie Stadt zu nennen - hinaus nach Norden. Dort erhob sich der hohe Bergriegel mit seinen schneebedeckten Gipfeln, die teilweise in den Wolken des fahlgrauen Himmels verschwanden. Das Gelände stieg ganz allmählich, aber stetig an. Es glich einer riesigen Rampe, breit genug für zweihundert Reiter, an deren oberen Ende das Skroltor auf sie wartete. Das Siegel leuchtete selbst jetzt, am hellen Tag, bis zu ihnen hinunter. Zu beiden Seiten der Rampe fiel das Gelände ab, dichtes Buschwerk und kleinere Gehölze hatten sich dort ausgebreitet. Sie hätten jedem Verteidiger gute Verstecke für einen Hinterhalt geboten, dachte Awin, als sie der breiten Straße zum Tor folgten. Einer

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