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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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leichten Sieg schenken möge«, schloss Ragin seine Rede ab. Die Wächter verschwanden im Stall. Die Pferde waren unruhig, denn wieder ließ Kramar die Erde beben. Die Anwärter sammelten sich im Hof um Merege, die ihnen nun Anweisungen gab: »Geht in die Waffenkammer, besorgt euch Rüstung, Helm und Schild, es mag sein, dass uns die Hakul so nahe kommen, dass ihr für diese Dinge dankbar sein werdet.«
    Der Airiskan hatte Merege gehört. »Rüstung und Schild? Wir sind Wächter. Wir kämpfen nicht in Rüstung.«

    Jetzt platzte Tuge doch der Kragen: »Um Marekets willen, gebt ihnen wenigstens Helm und Schild. Das Zaubern wird doch selbst dem mutigsten Wächter schwerfallen, wenn ein Pfeil in seiner Brust oder seinem Kopf steckt! Und das hier - das sind doch beinahe noch Kinder.«
    »Sie werden den Feind nicht einmal zu sehen bekommen«, entgegnete der Airiskan ruhig.
    »Und wenn doch?«, fragte Tuge.
    »Was kann es denn schaden, wenn du deine Fürsorge zeigst?«, sprang ihm Awin bei.
    Er bemerkte, dass die ersten Wächter, die mit den Pferden aus dem Stall kamen, aufmerksam zuhörten.
    »Es wäre ein unziemliches Zeichen von Schwäche und könnte unsere Männer entmutigen«, erwiderte Ragin kalt.
    »Wenn ihr Mut so gering ist, dass er durch einen Schild verschwindet, solltest du sie besser nicht in die Schlacht schicken«, entgegnete Awin mühsam beherrscht.
    »Der Hakul hat nicht Unrecht, ehrwürdiger Ragin«, pflichtete ihm einer der Männer bei. Und Awin hörte einige andere bekräftigend raunen.
    Der Airiskan schien einen winzigen Augenblick lang unschlüssig, aber dann sagte er: »So sei es, die Anwärter mögen sich schützen, doch erwarte ich von den Wächtern, dass sie jenen, die ohne Zaubermacht kämpfen müssen, nicht die Waffen und die Rüstung nehmen. Ich rechne stündlich mit den Männern aus Kalve und Burnis, und vielleicht muss ich diese noch ausrüsten.« Dann drehte er sich um und verschwand im Turm.
    Awin blickte ihm nach. Der letzte Satz des Airiskan war ihm nicht entgangen. »Heißt das, Ragin geht nicht mit euch nach Süden, ihr Wächter?«
    »So ist es, Hakul, er wird die Verstärkung in die Schlacht führen«, entgegnete einer der Wächter.

    »Ich verstehe«, murmelte Awin.
    Der Wächter saß auf. »Ich hörte, du bist nicht einverstanden mit dem Plan des Airiskan?«, fragte er plötzlich leise.
    »Es ist nie klug, einem vielfach überlegenen Feind auf offenem Feld entgegenzutreten, nicht, wenn es auch Wälder und Hügelkämme gibt.«
    »Wälder und Hügelkämme?«, fragte der Wächter.
    Awin nickte ihm zu, senkte seine Stimme und sagte: »Vielleicht gelingt es dir, Lemgin davon zu überzeugen. Ihr solltet wenigstens in Deckung bleiben, bis eure Verstärkung eintrifft. Hakul kämpfen nicht gerne im Wald, wo Pferde eher hinderlich als nützlich sind.«
    Der Wächter nickte nachdenklich. »Deine Worte scheinen nicht ohne Weisheit zu sein, Hakul. Leider hört Ragin auf diesem Ohr schlecht, und Lemgin wird tun, was immer der Airiskan befiehlt.« Er hielt kurz inne, denn der Kramar grollte in der Ferne, und ein leichtes Zittern lief durch den Boden. Dann gab er den anderen Wächtern ein Zeichen, und sie verließen den Hof.
    »Was hältst du davon, Yaman?«, fragte Tuge.
    »Wenig«, antwortete Awin. »Sie bauen auf Verstärkung, die noch nicht hier ist, und Truppen, die es nicht mehr gibt. Ich fürchte, unsere Stammesbrüder werden leichtes Spiel mit ihnen haben.«
    »Aber sie haben Zauberkräfte, Yaman«, sagte Mabak, der zugehört hatte.
    »Die haben die Xaima leider auch, Mabak.«
    »Und Isparra?«, fragte der junge Krieger.
    Awin seufzte. »Ich fürchte, sie wird erst auftauchen, wenn Eri das Tor geöffnet hat.«
    »Ich weiß nicht, wie du das siehst, Yaman, aber da Merege mit den Anwärtern nach Norden geht, sehe ich unseren Platz an ihrer Seite«, erklärte Wela mit entschlossener Miene.

    Dass ausgerechnet die Schmiedin der Kariwa beistehen wollte, überraschte Awin nun doch.
    »Was ist? Willst du lieber an der Seite dieser unglücklichen Wächter sterben, Awin?«, rief Wela unwillig. Tuge und Mabak grinsten breit. Und selbst über Limdins von Brandwunden entstelltes Gesicht huschte ein Lächeln.
    »Wo ist eigentlich Mahuk Raschtar?«, fragte Awin.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht sammelt er wieder Kräuter. Er murmelte etwas davon, dass er den Boden und das Gras schmecken wolle.« Tuge schüttelte den Kopf und hielt seine Linke in den feinen grauen Staub, der vom Himmel rieselte. »Er wird

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