Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
daran gelegen, dass ihr uns bis zur Brücke über die Jurma bringt. Von da werden wir unser Glück wieder alleine versuchen.«
    »Die Brücke? Die ist doch gesperrt«, antwortete Jeswin, der vielleicht noch gar nicht merkte, dass er gerade dabei war einzuwilligen.
    »Wir werden sehen, ob das auch für uns gilt«, meinte Awin. »Vielleicht haben wir eine Überraschung für diejenigen, die die Brücke verteidigen.«
    »Eine Überraschung? Was soll das sein?«
    »Nun, ich will nicht zu viel versprechen, aber es ist möglich, dass wir mächtige Hilfe bekommen.«
    »Möglich …«, wiederholte Jeswin gedehnt.
    »Warte es ab«, sagte Awin lächelnd.
    »Aber die Beute«, wandte der Yaman des Roten Wassers ein.
    »Versteckt sie. Es kann doch nicht weit sein bis zur Jurma,
und ihr seid bald wieder hier. Mit etwas Glück ist es eure Beute dann auch noch.«
    »Glück«, murmelte Jeswin mit einem sehnsüchtigen Blick zum schwer beladenen Wagen.
    »Wir helfen dir auch, ihn zu verstecken«, sagte Awin lächelnd.
    »Du bist ein furchtbarer Mensch, Awin von den Dornen. Du bringst mich dazu, die Dinge anders zu sehen, als ich sie sehen will. Und leider sehe ich nun klarer. Wir werden dich begleiten. Aber nur bis zur Brücke, nicht weiter!«
    »Mein Dank ist euch gewiss, Yaman«, erwiderte Awin mit einer leichten Verbeugung.
    Schon brüllte Jeswin seine Befehle, und die Krieger schoben den Wagen in das nächste Waldstück, wo sie ihn mit Ästen abdeckten, um ihn besser zu verbergen.
    »Glaubst du wirklich, dass ihre Beute noch hier ist, wenn sie zurückkommen? In diesen Dickichten wimmelt es doch nur so von geflohenen Akradhai«, fragte Tuge leise.
    »Ich wünsche es ihnen, aber ich glaube es nicht«, erwiderte Awin schlicht.
    »Ich wundere mich, dass sie nicht erwarten, dass wir uns ihnen dafür verpflichten«, meinte der Bogner.
    »Und ich hoffe, du bringst sie nicht auf diesen Gedanken, und bitte auch kein anderer aus meinem Sger. Sei so gut und sprich mit unserem Freund Mabak. Er soll seine Zunge im Zaum halten.«
    Tuge lächelte. »Vielleicht können wir ihn damit beschäftigen, dass er den Kriegern ausführlich von deinen Heldentaten berichtet, Yaman.«
    » Unseren Heldentaten«, berichtigte Awin. Aber dann lächelte er ebenfalls. Der junge Mabak redete wirklich oft zu viel, aber das mochte sich jetzt als nützlich erweisen.

    Kurz darauf saßen sie im Sattel und preschten nach Westen, dem Fluss zu. Zu Awins Enttäuschung kannte Jeswin keinen kürzeren Weg als den, den auch die Wagen nahmen. Also folgten sie den tief eingegrabenen Radspuren. Bald mussten sie ihre Pferde wieder Schritt gehen lassen, um sie zu schonen, und Jeswin erzählte Awin, was er über das Grünland wusste: »Es ist ein merkwürdiges Land, grün ist es, aber doch unfruchtbar. Disteln wachsen hier gut und Nesseln gedeihen, es gibt Sümpfe und Dickichte und diese zerrissenen schwarzen Wälder, aber kaum gute Weiden. Ich habe nie verstanden, warum die Akradhai hier siedeln, denn im Sommer fressen sie die Fliegen auf, und im Winter - kommen die Hakul.« Er grinste breit, als er das sagte.
    »Vielleicht haben sie kein besseres Land«, vermutete Awin.
    »Aber das haben sie, denn auf der anderen Seite des Flusses ist das Gras viel fetter und die Weide viel fruchtbarer, nach allem, was die fahrenden Händler uns erzählen. Doch sollten wir dankbar sein, denn diese Bauern hier sind fleißig, und das hat uns schon so manchem Winter überstehen lassen.«
    »Ich fürchte, Jeswin, dass du in den nächsten Wintern deine Beute anderswo suchen musst«, meinte Awin, da sie gerade wieder an einem niedergebrannten Hof vorüberritten.
    »Wenn ich dich richtig verstanden habe, muss ich froh sein, wenn wir überhaupt einen nächsten Winter erleben«, erwiderte der Yaman des Wassers düster.
    »Ich bin zuversichtlich, dass wir Eri einholen, wenn wir erst auf der anderen Seite des Flusses sind«, meinte Awin.
    Jeswin warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Ich bin sehr gespannt, wie du dieses Wunder vollbringen willst. Ich verstehe nicht einmal, wie es dem Heer gelungen ist, die starken Mauern der Akradhai so schnell zu überwinden. Ich kann nur vermuten, dass die Zauberer … oder Windskrole ihnen den Weg gebahnt haben.«

    Awin entschloss sich, Isparra noch nicht zu erwähnen. Er war sich nicht sicher, ob sie die Unsterbliche vor der Brücke einholen würden, und er wollte die Krieger des Wasser-Klans nicht vor der Zeit beunruhigen. Er hatte allerdings nicht mit dem jungen Mabak

Weitere Kostenlose Bücher