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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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gerechnet. Nach einiger Zeit tauchte Lamban, der, wie Awin erfahren hatte, der größte Pferdezüchter des Klans war, an der Seite seines Yamans auf und flüsterte ihm einige Dinge ins Ohr. Awin bemerkte, dass Jeswins Augen immer größer wurden. Er musste erstaunliche Dinge zu hören bekommen. Lamban verschwand wieder, und Jeswin sah sehr nachdenklich aus, ohne jedoch etwas zu sagen. Schließlich brach Awin das Schweigen. »Was gibt es, Yaman Jeswin? Du wirkst sehr in Gedanken vertieft.«
    »Das bin ich, Yaman Awin, denn ich versuche zu entscheiden, was ich glauben kann, und was nicht.«
    »Kann ich dir vielleicht helfen?«
    »Es geht um das, was einer deiner Jungkrieger erzählte. Er ist entweder ein sehr großer Lügner, oder ich reite hier neben einem Mann, wie ihn das Staubland noch nicht gesehen hat.«
    Awin unterdrückte ein Lächeln und sagte: »Mabak neigt dazu, die Dinge etwas auszuschmücken, doch ein Lügner ist er nicht.«
    »So stimmt es, dass du auf einer Seeschlange geritten bist?«
    Awin seufzte. »Nun, das ist wirklich sehr stark übertrieben. Ich sah einst eines dieser riesigen Tiere, als ich auf einer Reise des Geistes war.«
    Jeswin nickte. »War das die Reise, bei der du Uo die Seele der Zauberin gestohlen hast?«
    Awin überdachte seine Worte sorgfältig, bevor er antwortete: »Nein, es war eine andere Reise, und ich habe Uo nichts gestohlen, sondern nur etwas zurückgeholt, was dort nicht hingehörte.«

    Jeswin schüttelte den Kopf. »Du bist bescheiden, und das zeigt nur, wie wahr dein Krieger gesprochen hat. Ich muss dir leider sagen, dass diese Dinge meinen Verstand übersteigen, vor allem, dass du der Geliebte einer Windholden bist!«
    Awin glotzte den Yaman ungläubig an, aber der fuhr offensichtlich tief beeindruckt fort: »Ein Mensch und eine Unsterbliche? Es ist fast wie in den alten Geschichten. Aber immerhin verstehe ich jetzt, warum du es so eilig hast, zum Fluss zu kommen.«
    Tuge, der hinter ihnen ritt, bekam einen Hustenanfall. Vermutlich versuchte er, ein Lachen zu unterdrücken. Später bemühte sich Awin vorsichtig, das eine oder andere zu berichtigen, aber Jeswin sah ihn meist nur kopfschüttelnd an und schien viel lieber Mabak als Awin glauben zu wollen.
    Der Weg war gut, und so oft wie möglich ritten sie Galopp oder wenigstens Trab. Jeswin war der Meinung, dass sie an der Brücke ohnehin nicht weiterkämen, dann würden Ross und Reiter genug Gelegenheit bekommen, sich auszuruhen. Awin hoffte, dass er sich irrte. Er fühlte eine wachsende Beklemmung, je weiter sie vordrangen. Er konnte nicht genau sagen, was es war, vielleicht waren es die versteckten Beobachter, die sich mit Sicherheit in diesen undurchdringlichen Wäldern verbargen, vielleicht die Gewissheit, an der Brücke auf einen kampfbereiten Feind zu stoßen - einen Feind, der nicht vor ihren paar Kriegern davonlaufen würde -, vielleicht auch die Frage, ob sie Isparra einholen würden - und die Unsicherheit, ob die mächtige Windskrole überhaupt bereit war, ihnen zu helfen. Aber das war nicht alles. Awin schien es bald, als würde ihm das ganze Land, jeder Strauch, jeder Baum feindselig gegenüberstehen. Und dieses Gefühl wurde er einfach nicht los.
    »Suog«, sagte Jeswin irgendwann.

    »Was?«, fragte Awin, der aus seinen düsteren Gedanken aufschreckte.
    »So nennen die Akradhai den bösen Geist dieses Landes. Suog lauert hier in den Sümpfen, den Wäldern. Er beobachtet uns und wartet nur auf eine Gelegenheit, uns zu schaden. Ich sehe dir an, dass du seine Anwesenheit ebenfalls spürst.«
    Ein ungutes Gefühl im Nacken sagte Awin, dass das von Bedeutung sein könnte. Er ließ sich etwas zurückfallen, um Mahuk zu fragen.
    Der Raschtar hielt stumme Zwiesprache mit seinem knorrigen Stock, dann antwortete er: »Yeku sagt, wir werden gesehen von vielen. Verstecken sich im Wald. Verfluchen uns. Viel Hass. Viel Ohnmacht. Aber er weiß nicht, ob ein Geist darunter ist.«
    »Weiß er es nicht, oder will er es nicht sagen?«
    Mahuk zuckte mit den Schultern. »Er hofft, dass wir nach Norden gehen. Großer Wald. Fast wie im Land der Ussar. Und schlecht für Pferde und Hakul.«
    Awin wusste, dass Yeku Recht hatte - sie wurden von vielen Augen beobachtet, auch wenn sie niemanden sahen. Und ein Daimon? Das fehlte ihnen noch, war doch die Aufgabe auch so schon schwer genug.
    Awin begab sich zurück zu Jeswin, denn er hatte noch viele Fragen. So wusste er bisher wenig über den Hereban, nur, dass Eri und die Xaima ihn

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